Péter Eötvös © Marco Borggreve
Peter Eötvös war als Komponist, Dirigent und Lehrer eine der prägenden Gestalten der Neuen Musik. Mehrfach ist er beim Musikfest Berlin in Erscheinung getreten, etwa 2018 als Dirigent des Orchesters der Lucerne Festival Academy mit Karlheinz Stockhausens „INORI“. Peter Eötvös wurde 1944 in Székelyudvarhely (Transsilvanien) geboren und studierte Komposition, Dirigieren sowie Klavier in Budapest und Köln. In den 1970er Jahren war er Mitglied des Stockhausen-Ensembles und arbeitete am Kölner Studio für elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks. 1978 wurde Eötvös von Pierre Boulez eingeladen, das Einweihungskonzert des Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique (IRCAM) in Paris zu leiten, und folgte Boulez dann als Musikalischer Leiter des Ensemble intercontemporain, mit dem er von 1979 – 1991 über 200 Kompositionen zur Uraufführung brachte.
In den 1980er Jahren nahm sein künstlerisches Leben eine allmähliche Wendung. Zwar hatte Eötvös auch vorher schon kontinuierlich komponiert, die Folge seiner Werke wurde nun aber wesentlich dichter. 1998 brachte ihm dann die Premiere seiner an vielen Häusern nachgespielten Oper „Three Sisters“ nach Tschechow einen durchschlagenden Erfolg. Seither hat sich Eötvös vor allem im Bereich der Oper, aber auch in anderen Gattungen, als eine*r der führenden Komponist*innen unserer Zeit erwiesen, der Kompositionsaufträge von renommierten Orchestern und Institutionen aus aller Welt erhält.
Als Dirigent hatte Eötvös seit den 1980er Jahren verantwortungsvolle Positionen an mehreren großen europäischen Orchestern inne. Darüber hinaus arbeitete Peter Eötvös als Gastdirigent weltweit mit Orchestern wie dem Royal Concertgebouworkest, den Berliner und Wiener Philharmonikern, dem Cleveland Orchestra und dem NHK Symphony Orchestra aus Tokio zusammen und war an den großen Opernhäusern wie dem Teatro alla Scala in Mailand, dem Royal Opera House in Covent Garden (London) oder dem Théâtre du Châtelet in Paris zu Gast. Zahlreiche verdienstvolle Aufnahmen, unter denen sich viele Ersteinspielungen befinden, dokumentieren seinen Einsatz für die Neue Musik.
Mit großem Engagement hatte sich Peter Eötvös der Förderung des musikalischen Nachwuchses verschrieben. 1991 gründete er in Budapest die International Eötvös Institute Foundation und 2004 die Peter Eötvös Contemporary Music Foundation für junge Dirigent*innen und Komponist*innen. Langjährig wirkte er als Professor an den Hochschulen in Karlsruhe und Köln. Daneben gab er sein Wissen in internationalen Meisterkursen und Seminaren weiter. Peter Eötvös war Träger zahlreicher, international bedeutsamer Auszeichnungen und Ehrungen. Er starb am 24. März 2024 in Budapest.
Stand: April 2024