Frederic Rzewski kam 1938 in Westfield/Massachusetts zur Welt und erhielt mit drei Jahren seinen ersten Klavierunterricht. Bereits in früher Kindheit machte er seine ersten Gehversuche als Komponist. Zunächst studierte er Klavier bei Charles Mackey in Springfield. Es folgte ein Kompositionsstudium bei Walter Piston (Orchestrierung) und Randall Thompson an der Harvard University sowie bei Roger Sessions und Milton Babbitt an der Princeton University, wo er auch Kurse in Philosophie und Griechisch belegte. Ein Fulbright-Stipendium ermöglichte ihm 1960/61 einen Studienaufenthalt bei Luigi Dallapiccola in Florenz. Die musikalische Zusammenarbeit mit Dallapiccola markiert den Beginn seiner Karriere als Pianist für zeitgenössische Klaviermusik. Schließlich ergänzte er seine Studien zwischen 1963 und 1965 bei Elliot Carter in Berlin. Die Freundschaft mit Christian Wolff und David Behrman, sowie die Bekanntschaft mit John Cage und David Tudor beeinflussten seine Entwicklung sowohl als Komponist wie auch als Künstler. Rzewski gab in den 60er Jahren Unterricht und nahm an den ersten Aufführungen von Karlheinz Stockhausens „Klavierstück X“ 1962 und „Plus Minus“ 1964 teil. Von 1977 bis 2003 war er Professor für Komposition am Conservatoire Royal in Lüttich/Belgien. Daneben lehrte er an anderen Hochschulen, u.a. an der Yale University, am California Institute oft the Arts und an der Universität der Künste Berlin. Das von Rzewski zusammen mit Alvin Curran und Richard Teitelbaum 1966 in Rom gegründete Live-Elektronik-Ensemble Musica Elettronica Viva führte ihn mit politisch engagierten Kolleg*innen und Jazzmusiker*innen zusammen. Kennzeichnend für die Musik des Ensembles sind improvisatorische Elemente und der Einsatz elektronischer Live- Instrumente. Damit sollten das zeitgemäße Denken über die klassische Komposition und Aufführung revolutioniert werden. Die musikalischen Erfahrungen mit dem Ensemble spiegeln sich auch in Rzewskis Kompositionen der späten 1960er und 1970er Jahre wieder. Sie kombinieren Elemente, die gleichermaßen von der improvisierten und der komponierten Musik stammen. Zu Beginn der 70er Jahre kehrte er wieder nach New York zurück. In dieser Zeit entstanden weitere politisch engagierte Kompositionen, die es ihm wahrscheinlich erschwerten, in den USA eine dauerhafte Lehrtätigkeit aufzunehmen. Seit 1976 lebt er vorwiegend in Rom und in Brüssel. In den siebziger Jahren experimentierte er weiterhin mit Formen, in denen Stil und Sprache als strukturelle Elemente behandelt werden. Das bekannteste Werk der 70er Jahre ist „The People United Will Never Be Defeated!“, eine 50-minütige Komposition, die 36 Klaviervariationen nach einem Lied des chilenischen Komponisten Sergio Ortega präsentiert. Heute lebt und wirkt Frederic Rzewski in Brüssel.
Stand: Februar 2019