Der Argentinier Alberto Ginastera (1916–1983) zählt zu den bedeutendsten Komponisten Lateinamerikas. Prägend für Ginastera war das Erlebnis der Musik Béla Bartóks. Von ihr ausgehend entwickelte er den für sein Schaffen zentralen Gedanken, die Vielfalt der kulturellen Überlieferung Lateinamerikas für die Kunstmusik fruchtbar zu machen. Dazu traten weitere Einflüsse, etwa der Musik Alban Bergs und Aaron Coplands, die Ginastera in sein persönliches stilistisches Idiom einschmolz. Zu den Besonderheiten seines Œuvres gehört das Wiederaufgreifen von musikalischen Gedanken in zeitlich teils weit voneinander entfernten Kompositionen, die werkübergreifende Zusammenhänge entstehen lassen.
Ginastera wurde in Buenos Aires geboren und erhielt hier auch seine musikalische Ausbildung. Die Uraufführung der Ballettsuite „Panambi“ im November 1937, ein Jahr vor Abschluss seiner Studien, brachte ihm seinen künstlerischen Durchbruch und Anerkennung in seiner Heimat. Entscheidende Anstöße erhielt Ginastera 1941 durch einen Besuch Aaron Coplands. Beide Komponisten fühlten sich künstlerisch eng verbunden. Copland setzte sich nachhaltig für Ginastera ein, der bei ihm im Sommer 1946 in den USA kurzzeitig studierte. Seit Ende der 1950er Jahre war Ginastera dann im US-amerikanischen, später auch im europäischen Konzertleben eine anerkannte Größe. 1971 entschloss er sich nach dem Durchleben einer künstlerischen Krise dazu, Argentinien zu verlassen. Er ließ sich in Genf nieder, wo er in seinem letzten Lebensjahrzehnt seine Schaffenskraft wiederfand.
Die Schwerpunkte seines kompositorischen Schaffens liegen auf Bühnenwerken und Balletten nach lateinamerikanischen Stoffen sowie auf der Instrumentalmusik. Ungewöhnlich einflussreich war Ginastera daneben durch seine langjährige Lehrtätigkeit und als Leiter verschiedener Institutionen, die junge Komponisten aus dem ganzen Subkontinent anzogen.
Stand: Januar 2024