
Am 14. und 15. März startet der Gropius Bau sein Frühjahrsprogramm mit der eigens für den Lichthof entwickelten Performance Malign Junction (Goodbye, Berlin) des Künstlers und Choreografen Alex Baczyński-Jenkins. Ausgangspunkt der neuen Arbeit ist Christopher Isherwoods Roman Leb wohl, Berlin aus dem Jahr 1939, der die vermeintlich letzten Tage des Berliner Nachtlebens mit seinen Varietétheatern und Revuen während des Aufstiegs des Faschismus nachzeichnet. Isherwoods Berlin ist sowohl ein konkreter Ort, als auch eine Projektionsfläche. Es verkörpert Geschichte(n) von staatlicher Gewalt, Transformation, dem Leben in Gegenkulturen sowie Konzepte von Freiheit und Endlichkeit. In der Choreografie tanzen die Performer*innen einem Ende entgegen – ein „Grande Finale“, das auf sich warten lässt: Die Performance bewegt sich im Spannungsfeld von Verlust, Wut, Verführung, dem Unheimlichen und ekstatischer Hingabe.
„Es ist uns eine große Freude, den Frühjahrsbeginn mit Alex Baczyński-Jenkins’ Malign Junction (Goodbye, Berlin) zu feiern. Als Künstler, der an der Schnittstelle zwischen Tanz, Sound und Performance arbeitet, setzt er einen Akzent für unser neues Programm, das neben ‚klassischen‘ Ausstellungen einen Schwerpunkt auf performative sowie weitere diskursive und Live-Formate legt. Damit möchten wir ein vielfältiges Publikum ansprechen und die Vorstellung davon erweitern, was ein Ausstellungshaus sein kann. Um den Gropius Bau weiter gemeinsam mit Künstler*innen von innen heraus zu gestalten, haben wir Alex Baczyński-Jenkins und seine Performer*innen eingeladen, die Arbeit in unseren Ateliers speziell für den Lichthof zu entwickeln – das Herz unseres Ausstellungshauses.“
— Jenny Schlenzka, Direktorin des Gropius Bau
Alex Baczyński-Jenkins’ Choreografien erforschen Strukturen und Politiken des Begehrens. Im Zentrum stehen dabei alternative Erfahrungsweisen von Erinnerung, Zeit und Veränderung. Relationalität bildet den Grundstein seiner Arbeit, was sich in der kollaborativen Entwicklungs- und Aufführungspraxis, aber auch im choreografischen Material zeigt. Dazu gehören Themen wie Entfremdung, Alltagserfahrung sowie utopische und verborgene queere Geschichten, die durch den intimen und fragmentarischen Austausch zwischen den Performer*innen verkörpert werden. Baczyński-Jenkins ist Mitbegründer von Kem, einem queer-feministischen Kollektiv aus Warschau, das sich durch Choreografie, Performance und Sound mit sozialen Praktiken auseinanderzusetzt. Im Rahmen von verschiedenen experimentellen Formaten und durch den Aufbau von Communitys beschäftigt sich Kem mit kritischer Intimität und queerer Lust.
Alex Baczyński-Jenkins präsentierte seine Arbeiten unter anderem im Museo Reina Sofía, Madrid (2023), MACBA, Barcelona (2023), Kölnischen Kunstverein (2023), Ludwig Forum Aachen (2023), Kiasma, Helsinki (2022) und bei Lafayette Anticipations, Paris (2022).
Einzelausstellungen von ihm waren zu sehen in der Kunsthalle Basel (2019), Foksal Gallery Foundation, Warschau (2018) und Chisenhale Gallery, London (2017).
Seine Arbeiten wurden außerdem bei der 58. Internationalen Kunstausstellung, La Biennale di Venezia (2019), dem Stedelijk Museum, Amsterdam (2019), Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich (2018), Palais de Tokyo, Paris (2017), Museum für Moderne Kunst in Warschau (2017), Swiss Institute, New York (2016), Muzeum Sztuki in Łódź (2016) und der Liste Art Fair, Basel (2014) präsentiert.
Baczyński-Jenkins’ Spielfilmdebüt Such Feeling wurde auf dem Nowe Horyzonty Film Festival und im Museum für Moderne Kunst in Warschau (2024) uraufgeführt. Er wurde 2018 mit dem Frieze Artist Award und dem Arts Foundation Award ausgezeichnet. Er war für den Future Generation Art Award 2021 nominiert.
Im Vorfeld der Performance wird am 13. März im Kino des Gropius Bau Yvonne Rainers Film Journeys from Berlin/1971 (1980) gezeigt – eine wichtige Referenz für Baczyński-Jenkins. Kunsthistorikerin und Verlegerin Sabeth Buchmann gibt eine Einführung zum Screening, das der Auftakt einer monatlich stattfindenden Veranstaltungsreihe mit dem Arsenal – Institut für Film und Videokunst ist. Journeys from Berlin/1971 ist ein bissiger, bisweilen humorvoller Film über Staatsmacht, Unterdrückung, Gewalt und Revolution. Die Idee entwickelte die US-amerikanische Choreografin und Tänzerin Yvonne Rainer während eines Aufenthalts in Berlin in den Jahren 1976 und 1977.
Alex Baczyński-Jenkins: Malign Junction (Goodbye, Berlin) ist kuratiert von Nora-Swantje Almes, Kuratorin Live-Programm und Vermittlung, mit Alexandra Philippovskaya, Assistenzkuratorin Live-Programm und Vermittlung, und Edessa Malke, Volontariat Live-Programm und Vermittlung.