
Tanz | Gastveranstaltung
Choreografien von William Forsythe, Eric Gauthier, Marco Goecke, Ohad Naharin und Cayetano Soto
Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart
Classy Classics: DECADANCE. Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart © Regina Brocke
Wer angesichts des augenzwinkernden Stücktitels an einen opulenten Ballettabend denkt, liegt allerdings falsch. „Classy Classics“ feiert Meisterstücke des zeitgenössischen Tanzes, ergänzt durch zwei länger nicht gezeigte Lieblingsstücke aus dem Gauthier Dance-Repertoire.
Wer Ballettmoderne sagt, kommt an William Forsythe nicht vorbei: Sein beeindruckendes Oeuvre verleiht dem zeitgenössischen Tanz seit mehreren Jahrzehnten Eleganz und klare Linie. Das Herman Schmerman Duet ist dennoch der beste Beweis dafür, wie viel Leichtigkeit und Humor in Forsythes souveränen, fast mathematisch strukturierten Arbeiten steckt. Eine Tänzerin auf Spitzenschuhen und ihr männlicher Partner scheinen anfangs alle Erwartungen an einen neoklassischen Pas de deux zu erfüllen. Doch Forsythe braucht nur wenige Minuten, um die bekannten Muster ironisch zu durchbrechen und die Geschichte einer sehr heutigen Beziehung zu erzählen. Spöttisch, lässig – und unglaublich virtuos. Konzipiert für die große Sylvie Guillem, ist das „Herman Schmerman Duet“ mittlerweile kaum noch auf den Tanzbühnen weltweit zu sehen. Dass Forsythe grünes Licht für Gauthier Dance gab, darf die Company zu Recht als Ritterschlag betrachten …
Nach mehreren, für beide Seiten bereichernden Kollaborationen ist Marco Goecke Gauthier Dance seit Januar 2019 als Artist-in-Residence verbunden. Klar, dass der weltweit gefragte Choreograph bei den „Classy Classics“ nicht fehlen darf. Vertreten ist er mit der Produktion, die seinen Durchbruch markierte und seine unverwechselbar vibrierende Handschrift einem breiten Publikum bekannt machte. Im Gefüge des Abends vertritt Äffi nicht nur die Solo-Position. Es ist auch eine ausgesprochen selbstbewusste Wahl. Schließlich verlangt das atemlose Stück zu Musik von Johnny Cash seinem Performer tänzerische Höchstleistungen ab, technisch wie emotional.
DECADANCE ist die ultimative Wundertüte. Kein Stück, sondern ein sich ständig veränderndes work-in-progress. Wie bei einem Kaleidoskop stellt Ohad Naharin für jede Stadt, für jede Company eine neue Version zusammen, allesamt Auszüge aus seinen bisherigen Arbeiten. Und das sind eine ganze Menge seit der Urfassung aus dem Jahr 2000. Nun wird es „DECADANCE“ bald auch für Stuttgart geben! Ein Zeichen der Verbundenheit, das kein Zufall ist. Denn der Hauschoreograph der Batsheva Dance Company und weltberühmte Schöpfer der Gaga-Methode konnte sich bereits zwei Mal direkt vor Ort von der tänzerischen Qualität überzeugen, mit der Gauthier Dance seine Werke interpretiert. Frei nach dem Motto „Kein COLOURS-Festival ohne Stück von Ohad Naharin“ stand beim COLOURS-Debüt 2015 „Kamuyot“ und in der zweiten Ausgabe 2017 „Minus 16“ auf dem Programm – jeweils zur vollsten Zufriedenheit des Meisters.
Volle Attacke: Malasangre pustet sein Publikum durch wie ein Wirbelsturm. In kurze Röcke gekleidet, die Hände zu Krallen geformt, fegen die Tänzerinnen und Tänzer nur so über die mit schwarzen Stoffschmetterlingen bedeckte Bühne. Cayetano Sotos tief empfundene Hommage an die kubanische Sängerin La Lupe zeigt die Dunkelheit einer gequälten Seele – und schafft es, diese Zerrissenheit zur Quelle der größtmöglichen Energie zu machen. In Kombination mit der strahlenden Musik der Queen of Latin Soul wird daraus eine exzentrische, fiebrige Revue, die es ihrem Publikum buchstäblich schwer macht, sitzen zu bleiben. Uraufgeführt als Teil des Ballettabends „Future 6“ von 2013, ist es höchste Zeit für eine Wiederbegegnung.
Noch weiter zurück liegt die Uraufführung der vom Publikum heiß geliebten Miniaturkomödie Orchestra of Wolves aus dem Jahr 2009. Heute unvorstellbar: Eric Gauthier kreierte den humorvollen Showdown zwischen einem Dirigenten und seinem Orchester für sein damals nur achtköpfiges Ensemble. Zu den pochenden Klängen aus dem bekannten ersten Satz aus Beethovens 5. „Schicksalssinfonie“ ziehen die Musiker in Wolfsmasken immer engere Kreise um ihren Chef…
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Künstlerische Leitung Eric Gauthier
Ballettmeisterinnen Federica Dadamo, Louisa Rachedi
Produktionsleitung Alexandra Brenk
Company Coach Egon Madsen
Künstlerisches Betriebsbüro Tanz Lisa Beck
Presse Nicola Steller
Tourmanagement ecotopia dance productions
Herman Schmerman Duet
Choreografie William Forsythe
Lichtdesign & Bühne William Forsythe
Musik Thom Willems
Kostüme Gianni Versace, William Forsythe
Einstudierung Maurice Causey
Ballettmeisterin Louisa Rachedi
Uraufführung: 26.09.1992; Ballet Frankfurt, Opernhaus, Germany
Äffi
Choreografie Marco Goecke
Lichtdesign Udo Haberland
Musik Johnny Cash
Einstudierung Nicole Kohlmann & Fabio Palombo
Ballettmeisterin Louisa Rachedi
Uraufführung: 18.06.2005 ARDT Dans Benefiz Gala, Schouwburg Arnheim, Niederlande
DECADANCE
Choreografie Ohad Naharin
Lichtdesign & Bühne Avi Yona Bueno
Musik Maxim Waratt, Alison Goldfrapp, Will Gregory, David Darling, Ohad Fishof and Maxim Waratt, Ali Hassan Kuban, Habib Alla Jamal & Khader Shama, Kid 606, AGF, Chari Chari, Rayon, Kaho Naa… Pyaar Hai, Chronomad, The Beach Boys written by Brian Wilson and Van Dyke Parks
Kostüme Rakefet Levy
Assistenz des Choregrafen Matan David (Ltg.), Shahar Biniamini, Guy Shomroni
Ballettmeisterinnen Louisa Rachedi & Federica Dadamo
Originally commissioned for the Batsheva Dance Company
Malasangre
Choreografie, Bühne & Kostüme Cayetano Soto
Lichtdesign & Bühne Cayetano Soto, Mario Daszenies
Musik La Lupe
Einstudierung Mikiko Arai
Ballettmeisterin Federica Dadamo
Uraufführung: 11.01.2013, Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart
Orchestra of Wolves
Choreografie Eric Gauthier
Lichtdesign Mario Daszenies
Musik Ludwig van Beethoven
Bühne & Kostüme Gudrun Schretzmeier
Ballettmeisterin Federica Dadamo
Uraufführung: 18.11.2009 Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart, Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg
Veranstalter: Theaterhaus StuttgartEine Produktion von Theaterhaus Stuttgart
Das Theaterhaus Stuttgart bedankt sich bei den Sponsoren Fashion- und Lifestylehaus Breuninger in Stuttgart und Luisa Cerano/Sporlastic sowie den Unterstützern First Friends und Friends of Gauthier Dance und der Stiftung Herbert Metzger und Anneliese Metzger-Nord.
Das Theaterhaus Stuttgart wird gefördert von der Mercedes-Benz Bank, der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg.