Agnieszka Kurant, Quasi Objects, 2024 © Agnieszka Kurant
Spiele sind Produkte kollektiver Intelligenz: Sie haben keine einzelnen Autor*innen, Erfinder*innen oder Designer*innen. Es gibt keine einzelne Person, die den Fußball, den Bumerang, das Springseil, Domino, Schach oder Tic-Tac-Toe erfunden hat. Spiele haben sich auf unvorhersehbare Weise durch die Zusammenarbeit von Tausenden von Menschen aus aller Welt über Jahrtausende hinweg entwickelt. Ähnlich wie Memes zirkulieren und mutieren sie. Spielobjekte ergeben nur dann Sinn, wenn sie gespielt werden. Sie sind Teil der planetarischen Gemeinschaft.
Die Installation Quasi-Objects betrachtet die Geschichte der Spiele aus der Perspektive von Subjektivität und Kollektivität. Sie besteht aus einer Landkarte, die Bilder und Beschreibungen verschiedener Spielobjekte aus der Geschichte der menschlichen Zivilisation sowie deren Entwicklung im Laufe der Zeit zeigt. Begleitet wird dies von einer Reihe hybrider Skulpturen, die von einem neuronalen KI-Netzwerk erzeugt werden, das durch einen Datensatz von Bildern und Beschreibungen trainiert wurde. Die KI generiert Fusionen, Amalgamierungen und Spekulationen über ausgewählte Spielobjekte: die, die es mal gab, aber nicht mehr gibt; die, die es hätte geben können und solche, die in der Zukunft vielleicht noch entstehen könnten.
Der Titel der Installation basiert auf einem Konzept des französischen Philosophen Michel Serres, der zirkulierende Objekte wie einen Ball oder Geld als Quasi- Objekte betrachtete, die handlungsfähig sind und in der Lage „Kollektive zu schaffen“. Wenn sie nur bei einer einzelnen Person bleiben, verlieren sie ihre performative Kraft. Kurant lädt uns ein, mit solchen Objekten zu spielen, einer Mischung aus Schach, Brettspielen, antiken Würfeln, Bällen, Dominosets, Zauberwürfeln und weiteren Spielen. Das Spiel mit den Quasi-Objekten führt außerdem zu Spekulationen darüber, wie die Spiele, die beispielsweise in Wirtschaft und Politik gespielt werden, künftig kollektiver und gerechter gestaltet werden können. Wie werden wir im 22. Jahrhundert im Parlament und auf dem Spielplatz spielen, in gesellschaftlichen und privaten Kreisen, im virtuellen und im echten Leben?
Agnieszka Kurant ist eine Konzeptkünstlerin, die in ihren Arbeiten die Phänomene kollektiver und nichtmenschlicher Intelligenz untersucht. Sie lebt und arbeitet in New York.
Neal Franc – Recherche
Anne Diestelkamp – Redakteur
Krzysztof Pyda – Gestaltung Karte und Visualisierung
Krzysztof Smaga – Herstellung Objekte