Love Me, Love Me Not © Ingela Ihrman
Die Kostüme, die Ingela Ihrman produziert und trägt, sind von Kreaturen und Lebensformen in ihrem Umfeld inspiriert. Sie stellt eine riesige Wasserlilie, eine Passionsblume, einen Kiefernzapfen oder einen Guàcharo dar, der sein Küken füttert. In ihren gleichermaßen frappierenden, merkwürdigen und drolligen Erscheinungen bietet sie ein einfaches Skript: die Blume erblüht, ein kleines Tier wird geboren, eine Feige öffnet sich. Jeder kennt die Geschichte und trotzdem bleibt es ein Vergnügen, sie in Übergröße, in Zeitlupe, in einer unbeholfenen Umgebung zu erleben. In ihrer Arbeit beobachtet sie immer wieder, wie wir Menschen die Natur gleichzeitig romantisieren und ausnutzen, obwohl wir Teil von ihr sind und von ihr abhängen.
Ingela Ihrman hat für Radical Playgrounds zwei tragbare Skulpturen geschaffen, die sich auf das Spiel Er / sie liebt mich … Er / sie liebt mich nicht beziehen. Auf dieses jahrhundertealte Ritual beziehen sich die Menschen manchmal, wenn sie verzweifelt und verwirrt sind, wenn nichts mehr sicher erscheint. Man pflückt ein Gänseblümchen und erfährt so, ob sich die Dinge günstig entwickeln werden. Für jeden Satz wird ein Blütenblättchen abgerissen und die Wahrheit kommt zum Vorschein, wenn das Gänseblümchen gänzlich zerrissen wurde.
Zwei Blumenkostüme können jeden Tag getragen werden, sowohl von den Playworker* innen als auch von Besucher*innen der Ausstellung. Spielen bedeutet immer ein gewisses Maß an mentaler Entfernung von der realen Welt. Die gänseblümchenartigen Kostüme geben Gelegenheit für eine solche Neukontextualisierung. Wenn man eine Blume verkörpert, kann man die eigene Schüchternheit oder das Bedürfnis, Aufmerksamkeit zu erzielen oder Wünsche zu äußern, frei zum Ausdruck bringen. Die Besucher* innen sind eingeladen, für einen kurzen Moment zu einer allmächtigen Blume zu werden, die ein trauriges Ende nimmt, wenn man mit ihr spielt. Mehr als die Kostüme von zum Beispiel Micky Maus in einem Vergnügungspark, schafft dieses Kostüm Freude, Verwirrung und etwas, das wir zurzeit sehr dringend brauchen: Hoffnung.
Ingela Ihrman erforscht auf spielerische und unvoreingenommene Weise starke Emotionen des täglichen Lebens zwischen Menschen und Nicht-Menschen, zwischen Kunst, Handwerk und Hobbykultur, zwischen Wissenschaft und Theater. Sie lebt in Stockholm.