We Are the Limit of all Things © Mariana Telleria
Entfernen, wegnehmen, Material ausschneiden, bis Objekte zu Linien werden, zu Zeichnungen im Raum, zu ihren eigenen Umrissen – diese Methode des „lyrischen Materialismus“ beschäftigt die argentinische Künstlerin Mariana Telleria.Sie befreit die Dinge von ihrer Referenzialität, entbindet sie ihrer Funktion und enthüllt ihren semiotischen Kern, oft auch, indem sie Dinge in Schwarz anmalt.
Auf dem Gelände von Radical Playgrounds errichtet Telleria das Gerippe eines ehemaligen Karussells aus einem Vergnügungspark. Es ist verfallen, außer Betrieb und somit gleichzeitig abstrakt und konkret. Lebt es oder ist es tot? Müssen wir uns tatsächlich für eine Option entscheiden? Dieses Karussell trägt das Paradoxe und die Freuden des Spielens in sich. Es ist nicht ernst, es steht außerhalb des Üblichen, es erwirtschaftet keine Gewinne, es steht zahlreichen imaginären Situationen offen, es untersteht keinen von außen oktroyierten Regeln, es verbindet die unbekannten Dinge miteinander. Als reine, unvollkommene Imitation seiner selbst ist es platonisch. Die dekoloniale Autorin María Lugones drückt es so aus: „Die spielerische Haltung geht mit einer Offenheit für Überraschungen einher, mit der Bereitschaft, albern zu sein, der Bereitschaft zur Selbst-Konstruktion oder Re-konstruktion und zur Konstruktion und Re-konstruktion der ‚Welten‘, die wir spielerisch bewohnen.“
Dieses geheimnisvolle Karussell erzählt auch von unseren Beschränkungen und Grenzen, von unseren gewohnten Mustern und den kreisenden Bewegungen von Trauma, Liebe oder Freude. Es soll für immer leer bleiben und Besucher*innen die Möglichkeit anbieten, es imaginär zu füllen. Mit der Sehnsucht nach dem, was noch kommen wird. Als eine Art kontemplativer Zustand, der die Erinnerung und den Wunsch zum Spielen anregt. Die Arbeit scheint die Spannung zwischen dem ewig menschlichen Bedürfnis darzustellen, in die Kindheit zurückzukehren und der gleichzeitigen Unmöglichkeit, diesen Zustand jemals wieder zu erreichen.
Mariana Telleria ist eine argentinische Kunstlerin, die uber die kulturelle Bedeutung alltaglicher Dinge, die Verwendungsmoglichkeiten von Formen und die Art und Weise nachdenkt, wie die menschliche Zivilisation durch Metaphysik, Kosmogonie oder Philosophie definiert wird.