© The School of Mutants
Graben, ausgraben, die Hände in den Sand stecken, eine Burg bauen, ein Loch graben und gleich wieder zuschütten, das Vergrabene zum Vorschein bringen. Wir alle haben schon auf die eine oder andere Weise mit Sand gespielt. Die Installation The School of Mutants in Zusammenarbeit mit der Wissenschaftlerin und Künstlerin Stella Flatten ist eine Mutation zwischen Sandkasten und Ausgrabungsstelle. Sie bezieht sich auf dieses einfache Spielvokabular und das grundlegende Bedürfnis des Menschen, das Verborgene ans Tageslicht zu bringen. Der Ausgangspunkt der Installation ist das unbefangene Graben eines Lochs, danach eröffnet die Arbeit wortwörtliche und symbolische Schichten von Staub, Kies und Schotter. Damit bezieht sie sich auf die lokale Kolonialgeschichte sowie auf das, was einmal war, aber verschwiegen und verdrängt wird. Die Installation ragt tief in den Boden und schaut gleichzeitig in die Kronen der Platanen – der Bäume, die Teil der kolonialen Migration von Paris nach Dakar waren.
Auf der anderen Seite des Gropius Baus, wo heute das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors steht, trafen sich Anfang der 80er Aktivist* innen, um dort zu graben. Stella Flatten zeigt, wie sich diese Menschen selbstorganisiert verpflichteten, eine Ausgrabung an dem Ort vorzunehmen, wo früher das Hauptquartier der Gestapo stand. The School of Mutants führt diese städtische Grabung fort und lädt zum Mitmachen ein. Es soll ein Ort des nicht-konventionellen Lernens und Verlernens entstehen, der zu Neugier und kollektivem Wissensaufbau anregt – dort, wo einst Berlins erstes ethnografisches Museum stand.
The School of Mutants (Horacio Cadzco, Hamedine Kane, Boris Raux & Stéphane Verlet-Bottéro) ist eine kollaborative Plattform für Kunst und Forschung, die 2018 in Dakar, Senegal, gegründet wurde. Ausgehend von der Erforschung der pädagogischen Utopien im Senegal nach der Unabhängigkeit reflektiert das Kollektiv über das Erbe des afrikanischen Futurismus, die Bewegung der Blockfreien Staaten und Solidarität. Es hat seinen Namen von der 1978 auf der senegalesischen Insel Gorée gegründeten Universität der Mutanten übernommen, die dafür bekannt ist, die westliche epistemologische Autorität in Frage zu stellen.
Stella Flatten beschäftigt sich in ihrer forschungsorientierten künstlerischen Praxis mit der Aneignung von Raum. Fragen der Lesbarkeit von Geschichte in der gebauten Umwelt und das Graben als Methode im Kontext von gesellschaftlichen und aktivistischen Prozessen stehen dabei im Zentrum.