Vortrag
Vortag des Unternehmers
Einführung: Manfred Lahnstein
Heinrich von Pierer © Siemens-Pressebild / Regina Recht
Heinrich von Pierer, der zu den deutschen Konzernlenkern mit moralischer Autorität gehört, gilt als Doyen der deutschen Wirtschaft – vor allem wegen seiner Persönlichkeit, seiner Integrität und Erfahrung sowie seines Geschicks in der Steuerung des Unternehmens Siemens. Der promovierte Jurist und Diplom-Volkswirt, seit 1969 als Syndikus in der Rechtsabteilung der Siemens AG tätig, leitet dann die Kraftwerk-Tochter KWU und als erster Nichttechniker von 1992 bis Anfang 2005 Europas größten Elektro- und Elektronikkonzern. Es gelingt ihm, den Konzern zu modernisieren und in den Stürmen der Globalisierung neu zu strukturieren. Mitte der 1990er Jahre entschließt er sich zu einer radikalen Bereinigung des Portfolios, um das Unternehmen aus der Krise zu führen.
1941 als Sohn eines Berufsoffiziers in Erlangen geboren, gehört von Pierer dem Stadtrat seines Heimatortes 18 Jahre lang an – ein ungewöhnliches paralleles Engagement, über das er scherzt: „Ich bin eigentlich ein gescheiterter Politiker, der bei Siemens bleiben musste.“ 1976 unterliegt er bei der Aufstellung zum Bundestag. Nach den Wirtschafts- und Korruptionsskandalen der letzten Zeit wird der Ruf nach der ethischen Verantwortung der Unternehmen lauter. Heinrich von Pierer verficht den Respekt vor Recht und Gesetz, wenn es um das Verhältnis von Moral und Wirtschaft geht: „Ein Unternehmen sollte ganz einfach deshalb moralisch handeln, weil sich unmoralisches Handeln nicht lohnt.“
Heinrich von Pierer veröffentlicht 2003 Unmoralisches Verhalten lohnt sich nicht. Drei Stimmen zur Ethik in der modernen Gesellschaft; 2004 spricht er im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen über die Rolle der Wirtschaft bei Konfliktverhütung, Friedenssicherung und Friedensgestaltung. Seit Anfang 2005 ist von Pierer Aufsichtsratsvorsitzender der Siemens AG.