Vortrag
Vortrag des Schriftstellers
Einführung: Joachim Sartorius
Durs Grünbein © gezett.de
Zwar ist sein dichterisches Werk noch jung, doch wurden Durs Grünbein dafür höchste Auszeichnungen zuteil, darunter der Georg-Büchner-, der Friedrich-Nietzsche- und der Friedrich-Hölderlin-Preis. 1962 in Dresden geboren, studiert Grünbein an der Humboldt-Universität zu Berlin Theaterwissenschaften. Er lebt als Autor, Essayist und Übersetzer in Berlin.
Modern sein bedeute, ein Bewusstsein von der eigenen Zeit haben, so Grünbein. Zugleich nennt er sich einen »Komplizen der Vergänglichkeit«. Das ist biologisch und historisch gemeint: „Nun steht schon auf. Die Sonne wartet nicht auf Euch. / Erhebt Euch aus zerwühlten Laken, eh die Herrlichkeit / Zerschmilzt und Dreck die Sicht Euch trübt wie immer. / Neuschnee ist kostbar wie die großen Diamanten, / Für die man Kriege führt und tauscht Provinzen. / Ein Juwelier, der Schnee. Er modelliert, wohin er fällt. / Er rundet auf und ab und übersetzt in schöne Kurven, / Wofür Physik dann, schwalbenflink, die Formel findet. / Monsieur, bedenkt, was Euch entgeht, verliert Ihr Zeit. / Für Euch hat es, für Euch, die ganze Nacht geschneit.“ [Vom Schnee]
An Berlin gefällt Grünbein, der für sich eine Poetik des Sehens und Staunens reklamiert, eine gewisse kernige Realität: „Berlin ist ein Vakuum, das die Eigenschaft hat, sich immer von neuem zu füllen, ganz gleich womit, wenn es nur genügend Unterhaltungswert besitzt“, sagt er bei der Entgegennahme des Berliner Literaturpreises 2006.