Vortrag
Culture versus Dogma
Vortrag der englischen Modedesignerin und politischen Aktivistin
Einführung: Joachim Sartorius
Vivienne Westwood © Christian Chambenoit
»Queen of Punk« – dieser Titel wurde Vivienne Westwood in den 1970er Jahren verliehen. Sie aber sagt: »Der einzige Grund, warum ich Mode mache, ist der, weil ich das Prinzip der Angepasstheit zerstören will«. Von den wilden Punk-Klamotten, mit denen sie die Branche revolutionierte, über die S&M-Latex-Teile, die sie in ihrem Londoner Laden SEX verkaufte, zu den kostbaren Stoffskulpturen der Haute Couture – was sie wirklich umtreibt, ist der Widerwille gegen Konformismus und die Verführung des willenlosen Konsumismus. Widerstandsmode wurden ihre Kleider genannt, sie verbinden furchtlose Nicht-Konformität mit britischem Sinn für Tradition – ihre anarchistische Attitüde ist dabei über die Jahre nicht schwächer, sondern raffinierter geworden. In Berlin, wo sie von 1993 bis 2005 Gastprofessorin für Modedesign war und viel für die Entwicklung der Stadt zu einer neuen Modemetropole getan hat, spricht sie nicht über »Fashion«, sondern über ihre neue Kampagne »Active Resistance against Propaganda«. Mit ihrem Manifest, das mit politischen Aktionen und einer neuen Modelinie verbunden ist, kämpft sie gegen die globale Verblödung. Was denn, so Vivienne Westwood, ist eigentlich Kultur? Was vermag Kunst? Warum leben wir heute so, wie wir leben, und wie sollte unser Leben eigentlich sein? Berlin gilt in den Kreisen der aktuellen Künstler als die angesagteste Stadt überhaupt, gerade wegen ihrer lebendigen Kulturindustrie.
Vivienne Westwood, 2006 von der Queen zur Dame Commander geadelt, kehrt nun zurück, um die Bedeutung objektiver, großer Kunst gegen modischen, subjektivistischen Schnickschnack und den heißlaufenden irrationalen Kunstmarkt zu verteidigen. Und: Diskussion ist ausdrücklich erwünscht!