Vortrag

Christopher Clark

Ansporn, Fälschung, Nostalgie

Preußenbilder im Wandel
Vortrag des Historikers
Einführung: Manfred Lahnstein

Christopher Clark

Christopher Clark © Nina Lübbren

Christopher Clarks Studie Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947 sorgte im vergangenen Jahr für Furore – eine »historiografische Meisterleistung«, wie ein Kritiker schrieb. In der Tat, der Band bereitet außerordentliches Lesevergnügen, weil der Autor tiefgehende Analysen souverän mit erzählerischem Können verbindet. So nüchtern und sachbezogen hat noch kaum jemand über Preußen geschrieben. Es gelingt Clark, Preußen weder im Nachhinein zu verklären, noch sich auf die Seite derer zu schlagen, die in Preußen die Wurzel allen nationalsozialistischen Übels sehen: »Er stellt gängige Lesarten infrage und räumt mit manchen Legenden auf.«

Der 1960 geborene britische Historiker australischer Herkunft, der in Cambridge lehrt, revidiert das vertraute Preußen-Bild, legt dessen Klischees bloß: Wie erklärt sich das Doppelgesicht Preußens aus Untertanentum und aufgeklärter Toleranz, aus absolutistisch durchdrungenem Gemeinwesen und preußischen Tugenden? Welche Protagonisten bestimmten das Geschehen in Preußen, welche Motive leiteten sie und welche Realisierungskraft besaßen sie? Clark öffnet wieder das Nachdenken über Preußen, das in den letzten Jahren im Schatten der Debatten über die deutsche Geschichte, hauptsächlich über die des Nationalsozialismus, stand. Für sein Preußen-Buch wurde er 2007 mit dem renommierten Wolfson Prize ausgezeichnet.