Gespräch

Helmut Lachenmann / Peter Ruzicka

Musik als komponierte Botschaft

Zur Rolle der Neuen Musik in der Gesellschaft
Gespräch der Komponisten
Einführung: Joachim Sartorius

Helmut Lachenmann, Peter Ruzicka

Helmut Lachenmann, Peter Ruzicka © Astrid Karger, Promo

Was heißt Komponieren heute? In einer Welt, die sich zu einer durchrationalisierten vermarkteten Totaloberfläche entwickelt hat, kommt dem künstlerischen Arbeiten wieder eine besondere Verantwortung zu. Das Dissonante, Sperrige, Anspruchsvolle liegt in der Logik ernsthafter Arbeit: Kompliziert ist nicht der Komponist, kompliziert sind die Bedingungen, unter denen er lebt und arbeitet. Die beiden Komponisten Lachenmann und Ruzicka pochen auf diese Verantwortung. In Helmut Lachenmanns Komponieren verbinden sich extreme Strenge mit Schönheit, moralischer Anspruch mit einem Organ für das Transzendente. Die politische Dimensionierung von Kunst mag Lachenmann von Luigi Nono erlernt haben, dessen einziger Schüler er zwischen 1958 und 1960 war. Lachenmann hat unter dem Begriff »musique concrete instrumentale« das Spektrum des Hörens erweitert und kompromisslos immer neue Formen des Ausdrucks gestaltet – auf der »Suche nach einem befreiten Hören in einer perspektivlosen Gesellschaft«.

Peter Ruzicka lernte Komposition bei Hans Werner Henze. Die bestimmenden Motive seines Schaffens sind Kommunikation und Verweigerung, Erschaffung und Zerstörung, Entstehen und Verfall. Viele seiner Werke sind Musik über Musik, klingende Essays über Probleme des heutigen Komponierens und die Frage eines lebendigen Traditionsbezugs. Ruzicka ist zudem erfolgreicher Kulturmanager – er war Intendant der Salzburger Festspiele, seit 1996 leitet er die Münchner Biennale –, und Dirigent eigener und fremder Werke.