Vortrag

Seyran Ateş

Von Freiheiten und anderen »Luxusgütern«

Vortrag der Anwältin
Einführung: Manfred Lahnstein

Seyran Ateş

Seyran Ateş © Müjgan Arpat

Die Migrationserfahrung bestimmt Seyran Ateş: »Dass ich in Istanbul geboren bin, hat Charakter und Persönlichkeit geprägt. Aber später, wenn wir mehr Freiheiten bekommen, fällen wir Entscheidungen, die auch unsere Identität verändern.« Die deutsche Rechtsanwältin, Frauenrechtlerin und Autorin türkisch-kurdischer Herkunft erhebt ihre Stimme in der Integrationsdebatte. Engagiert kämpft sie gegen Zwangsehen, Ehrenmorde und Gewalt in türkischen Familien.

Gewalt musste die 1963 Geborene selbst erfahren – den Attentatsversuch eines türkischen Mannes 1984 überlebte sie nur knapp, nach einem tätlichen Angriff 2006 legte sie ihre Mandate vorübergehend nieder. »Ich habe Mut, Angst zu haben.« Was Integration bedeutet, mit welchen Hemmnissen und Herausforderungen sie verbunden ist, weiß Ateş. Der Multikulti-Irrtum – Wie wir in Deutschland besser zusammenleben können heißt ihr jüngstes Buch (2007). Es macht viele gute Vorschläge, wie Integration in Deutschland besser gelingen kann, und es provoziert mit der These von der Parallelgesellschaft und den politischen Versäumnissen, von der Bequemlichkeit der »Multikulti-Menschen«, mit der Forderung nach der kopftuchfreien Schule und der sexuellen Selbstbestimmung muslimischer Frauen. Die »linke Feministin« (Ateş über Ateş), die Bürger- und Menschenrechtlerin hat stets beide im Visier – die türkische Community und die deutsche Gesellschaft.