Gespräch
Gespräch des Künstlers mit dem Kurator und Museumsdirektor
Einführung: Joachim Sartorius
Christian Boltanski © Agostino Osio
»Heute bewahrt man alles ganz perfekt. Aber meine Arbeit soll auf der Grenze sein wie eine Kerze, die von einem Moment zum nächsten verlöschen kann.«
Es sind die Grenzzonen der menschlichen Existenz, die Christian Boltanski interessieren. Der Übergang vom Leben zum Tod erscheint in einer eindringlichen, hoch reflektierten Weise in seinem Werk, das einen Referenzpunkt im Holocaust findet. Tod und Erinnerung, Zufall und Bestimmung, Geschichte und Endlichkeit des menschlichen Lebens sind seine Themen.
Christian Boltanski, 1944 als Sohn eines jüdischstämmigen ukrainischen Vaters und einer katholischen korsischen Mutter in Paris geboren, ist einer der wichtigsten französischen Künstler der Gegenwart. Seine Werke sind Erinnerungslandschaften aus Kleidungsstücken, persönlichen Gegenständen, aufgezeichneten Herzschlägen und Stimmen. 1990 schuf Boltanski auf einem Bombengrundstück in der Berliner Großen Hamburger Straße das Missing House – eine Erinnerung an die Schicksale der früheren Bewohner. Zu Beginn des Jahres 2010 zeigte er (nach Anselm Kiefer und Richard Serra) in der Monumenta-Reihe des Grand Palais die Ausstellung Personnes.
Boltanski wurde mit bedeutenden Kunstpreisen ausgezeichnet, darunter 2006 mit dem Praemium Imperiale in der Sparte Skulptur. 2011 vertritt er Frankreich bei der Kunstbiennale Venedig.
Armin Zweite leitete die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und das Lenbachhaus München. Seit 2009 ist er Direktor des Museums der Sammlung Brandhorst im Kunstareal München, das zentrale Werke der wesentlichen Künstler seit 1945 zeigt. Mit dem Werk Boltanskis beschäftigte er sich sowohl als Ausstellungsmacher wie als Autor.