Vortrag & Gespräch
Einführung: Joachim Sartorius
Anne Will, Rüdiger Safranski, Karl-Heinz Brodbeck © Wolfgang Borrs, Peter-Andreas Hassiepen, Christian Ditsch
Fragen sind Anfänge. Geboren aus einer Irritation, Lücke oder Fremdheit. Gute Fragen schaffen Raum für das Neue. Fragen können Werkzeuge für ein Gespräch sein, sie können zu Denkbewegungen, zum Austausch von Informationen und Argumenten führen. Ob sie routinierte Sprechweisen, Kommunikationsrituale und Aneinander-Vorbeireden aufbrechen können, hängt von der Kunst des Fragenstellens ab. Worin sie besteht, lohnt die Debatte: Wie ereignet sich im Wechsel von Fragen und Antworten oder unterschiedlicher Auffassungen und Argumente ein neuer Gedanke, wie entsteht Verständnis für andere Positionen und Perspektiven? Fast schon inflationär werden in TV-Talk-Runden und einer Fülle publizierter Interviews aktuelle gesellschaftliche Probleme erörtert. Aber handelt es sich nicht vielmehr um Inszenierungen von Gesprächen? Experten stehen öffentlich Rede und Antwort, Millionen Zuschauer sehen das. Doch hören sie dem vielen Reden auch wirklich zu? Verändern Diskussionen und Kontroversen die Standpunkte, brechen sie eingefahrene Denk- und Sichtweisen tatsächlich auf, oder bestätigen sie nur die einmal errichteten Fronten? Wie also entstehen Denkbewegungen? Und wie überwinden wir die Kluft zwischen Denken und Handeln?
Anne Will (*1966) ist Reporterin und Hörfunk- sowie Fernsehmoderatorin. 1999 war sie erste Moderatorin der ARD-Sportschau. Sechs Jahre moderierte sie dann die Tagesthemen und erhielt dafür mehrere Auszeichnungen. Von 2007 bis Mitte 2011 leitete sie am Sonntagabend ihre eigene Talk-Show, die durch ihre besondere Art zu fragen zur erfolgreichsten Gesprächsrunde im deutschen Fernsehen wurde. Seit Herbst 2011 läuft die Sendung, die sie mit ihrer eigenen Firma produziert, jeden Mittwochabend.
Prof. Dr. Rüdiger Safranski (*1945) ist Philosoph und Schriftsteller. Anstoß seines Denkens, von dem er sagt, es gelte dem Bemühen, »in säkularisierter Zeit den Absturz in Banalität« zu verhindern, sind die großen Themen der Philosophie: die Wahrheit, das Böse, die Freiheit. Er schrieb viel gerühmte Biografien u.a. über Arthur Schopenhauer (1987) und Friedrich Schiller (2004), außerdem u.a. den Essayband Wie viel Globalisierung verträgt der Mensch? (2003) sowie die Studien Romantik. Eine deutsche Affäre (2007). Safranski moderiert seit 2002 mit dem Philosophen Peter Sloterdijk im ZDF das Kulturgespräch Philosophisches Quartett.
Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck (*1948) ist Professor für Volkswirtschaftslehre, Kreativitätsforscher und Philosoph. Er problematisiert die ethischen Grundlagen der Ökonomie und forscht zu sozialen und philosophischen Implikationen von Wirtschaft. Dabei führt er eine buddhistische Betrachtungsweise ein. Er postuliert, dass nicht wenige, sondern wir alle es sind, die durch unsere Gier die Wirtschaft »machen«. Er schrieb Werke zu Geldwirtschaft: Die Herrschaft des Geldes. Geschichte und Systematik (2009) und Wirtschaftsethik, wie Gewinn und Moral. Beiträge zur Ethik der Finanzmärkte (2006), Zentrum seiner philosophischen Arbeit sind erkenntnistheoretische Probleme und ihre zirkuläre soziale Vermittlung: Der Zirkel des Wissens. Vom gesellschaftlichen Prozess der Täuschung (2002).
Der Journalist Jakob Augstein (*1967) ist Verleger und Herausgeber der Wochenzeitung Freitag. Er war lange Jahre bei der Süddeutschen Zeitung u.a. als Chef der Berlin-Seiten und schrieb für DIE ZEIT. Für Spiegel online schreibt er die Kolumne S.P.O.N. – Im Zweifel links, und führt seit Anfang 2011 wöchentlich das politische Streitgespräch Augstein und Blome mit Nikolaus Blome auf Phoenix. Als stellvertretender Vorstandsvorsitzender betreut er die journalistischen Aktivitäten der Rudolf Augstein Stiftung.