Vortrag
Gabor Steingart im Gespräch mit Manfred Lahnstein
Einführung: Henrik Adler
Gabor Steingart © Martin Simon
Gabor Steingart ist überzeugt, dass wir Zeugen eines Zeitenwandels sind. Der Aggregatzustand der Gesellschaft wechsle von fest zu flüssig – Verlass sei nur noch darauf, dass auf nichts Verlass ist. In seinem jüngsten Buch Das Ende der Normalität. Nachruf auf unser Leben, wie es bisher war (2011) erläutert Steingart das derzeitige Weltfinanzbeben und analysiert, wie die Staaten es zu beherrschen versuchen. Die beobachtbare »Verstaatlichung der Unvernunft« verhöhnt die Erwartung der Bürger: Im Glauben an den »Primat der Politik« hatten sie erwartet, dass die Politik eine Finanzkrise verhindern kann. Sie erleben nun aber, dass die Politik »die Krise selbst nach Kräften befördert« und der »Finanzindustrie einen ungehinderten Zugriff auf die Gelder der Steuerzahler« verschafft hat. Angela Merkel sprach im Mai 2010 von einem Kampf der Politik mit den Märkten und versicherte: »Ich bin fest entschlossen, diesen Kampf zu gewinnen«. Kann die Politik ihren Primat über die Wirtschaft gewinnen oder ist sie hilfloser Zuschauer entfesselter Märkte? Werden politische Interventionsversuche mit immer neuen Spekulationen beantwortet?
Der Journalist und Wirtschaftspublizist Gabor Steingart (*1961) war Reporter bei der Wirtschaftswoche. Nach 20 Jahren beim Spiegel, u.a. als Leiter des Hauptstadt-Büros und Washington-Korrespondent, ist er seit 2010 Chefredakteur vom Handelsblatt. Steingart veröffentlichte u.a. Weltkrieg um Wohlstand. Wie Macht und Reichtum neu verteilt werden (2006) und Die Machtfrage. Ansichten eines Nichtwählers (2009).
Prof. Dres. h.c. Manfred Lahnstein ist Kuratoriumsvorsitzender der ZEIT-Stiftung. Er war Bundesfinanzminister und im Vorstand des Bertelsmann-Konzerns und lehrt Kultur- und Medienmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg.