Installation

Sun & Sea

Rugilė Barzdžiukaitė, Vaiva Grainytė, Lina Lapelytė

Sun & Sea

Sun & Sea © Andrej Vasilenko

„Sun and Sea“ ist eine große Installation und Inszenierung des menschlichen Lebens am Strand der Zeit. Der umjubelte Biennale-Erfolg der litauischen Künstlerinnen Rugilė Barzdžiukaitė, Vaiva Grainytė und Lina Lapelytė ist im Juni 2021 im Kühlhaus Berlin im Rahmen der Programmreihe Immersion zu erleben.

„What a relief that the Great Barrier Reef has a restaurant and hotel!”
Das Publikum ist die gleißende Sonne, das Auge der Welt, der nicht-menschliche Blick auf das Irdische. Inmitten der Großstadt und eines Gebäudes sieht es einen Strand, ein großes Tableau müder Glieder auf einem bunten Mosaik aus Handtüchern, lachende Kinder – Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten, ein Querschnitt der Bevölkerung und der Körperlichkeit. Die Betrachteten lesen, wischen über ihr Smartphone, räkeln sich im Sand, cremen sich zum Schutz vor der Sonne ein, essen Eis, spielen Karten und Boccia. Einzelne Stimmen werden vernehmbar: die Geschichten der Sonnenbadenden, Gespräche, Träume und Gedanken. Ihre individuellen Lieder verdichten sich zu Gesängen der Hoffnung und der Krise, Klagen über die vergängliche Physis der Badenden und über die ausgelaugte Erde. Aus dem Tableau eines gewöhnlichen Badetages am Meer erhebt sich ein Menschenchor, dessen Symphonie den menschengemachten Klimawandel adressiert.

„THIS YEAR THE SEA IS AS GREEN AS A FOREST: EUTROPHICATION!”
Nachdem Rugilė Barzdžiukaitė, Vaiva Grainytė und Lina Lapelytė bei der Biennale di Venezia für „Sun & Sea“ mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurden, präsentieren die drei litauischen Künstlerinnen ihre musikalische Installation nun im Rahmen der Programmreihe Immersion im Kühlhaus Berlin und widmen sich dem größten System, in dem wir alle mit unterschiedlichsten menschlichen und nicht-menschlichen Akteur*innen verbunden sind und ein großes Ökosystem bilden – dem Klima. Durch die Verwandlung des Innenraumes in einen künstlichen Strand und durch die außerweltliche Sonnenperspektive des Publikums unterstreicht „Sun & Sea“: Das Klima kennt keine Grenzen, und unsere Spezies ist Teil eines Ganzen, dem wir in Freude verbunden und in allem verpflichtet sind.

„Not a single climatologist predicted a scenario like this.”
Denn auch der Mensch ist eingebunden in die kontinuierlichen Transformationsprozesse von Materie. Er ist nicht das Zentrum der Welt, sondern ein Teil ihres Modus Operandi: „[E]s gibt nicht auf der einen Seite Organismen und auf der anderen eine Umwelt, sondern es besteht eine Überlagerung wechselseitiger Konstellationen“, wie Bruno Latour es formuliert. Der Begriff „Immersion“ hilft uns an dieser Stelle, die Auflösung des anthropozentrischen Subjekt-Objekt-Dualismus und das Sich-Zurückmelden der Erde, ihre Akteurisierung zu verstehen. Sie ist nicht mehr das Objekt, das vom menschlichen Subjekt betrachtet wird, oder die Bühne, auf der sich der Homo sapiens verausgabt, sondern sie hat als Akteurin selbst „eine Menge Tricks auf Lager“ und schleicht „sich als Dritte in alle unsere Handlungen“ ein. Kurze Zeit nachdem „Sun & Sea“ in Venedig den Goldenen Löwen gewann, meldete sich die Akteur-Erde in Form eines gewaltigen Hochwassers. Und bereits zur Eröffnung im Mai hagelte und stürmte es in der Lagunenstadt, während die sonnenbadenden Performer*innen am künstlichen Strand sangen: „The beginning of May brought frost and snow / And winter gives us buds and mushrooms.“

Konzept und Dramaturgie Rugilė Barzdžiukaitė, Vaiva Grainytė, Lina Lapelytė
Regie, Bühne und Kostüme Rugilė Barzdžiukaitė
Libretto Vaiva Grainytė
Komposition und Musikalische Leitung Lina Lapelytė
Kuratorin Lucia Pietroiusti
Tour-Management Aušra Simanavičiūtė
Tour-Koordination und Inspizienz Erika Urbelevič
Technische Leitung Lique Van Gerven
Tonmeister Romuald Galiauskas
Produktionsfirma Neon Realism

Mit

Marco Cisco, Claudia Graziadei, Elisabeth Holmer, Vincentas Korba, Artūras Miknaitis, Yates Norton, Vytautas Pastarnokas, Eglė Paškevičienė, Lucas Lopes Pereira, Jeronimas Petraitis, Juozas Petraitis, Pranas Petraitis, Salomėja Petronytė, Kalliopi Petrou, Ieva Skorubskaitė, Svetlana Statkevičienė, Jonas Statkevičius, Annapaola Trevenzuoli, Elisabetta Trevenzuoli, Nabila Dandara Vieira Santos

Live-Musik Salomėja Petronytė

Eine Produktion von: Neon Realism

In Koproduktion mit: Nida Art Colony of Vilnius Academy of Arts; Akademie Schloss Solitude, Stuttgart; Goethe-Institut; Münchner Kammerspiele; National Gallery of Art, Vilnius; Staatsschauspiel Dresden; The Momentary, Arkansas

Gefördert von: JCDecaux

Im Auftrag von: Rasa Antanavičiūtė („Sun & Sea (Marina)“, Venedig, 2019)
Mit Unterstüzung von: Lithuanian Council for Culture; Ministry of Culture of the Republic of Lithuania; Laurenz Foundation, Basel; Vilnius City Municipality („Sun & Sea (Marina)“, Venedig, 2019)Das Gastspiel wird von den Berliner Festspielen / Immersion zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks in Kooperation mit dem E-WERK Luckenwalde realisiert.