Campus 2022

Das Campus-Programm richtet sich an die Teilnehmer*innen des Theatertreffen der Jugend und ist nicht öffentlich. Es untergliedert sich in die Bereiche Praxis mit verschiedenen Theaterworkshops und Dialog mit den täglichen Nachgesprächen.

Praxis

Die Workshops erstrecken sich über mehrere Tage. Am Ende werden die Erfahrungen aller Teilnehmenden ggf. in einem gemeinsamen Workshop-Showing geteilt.

Workshop-Zeiten:
Sa, 28.5.2022: 9:30 - 12:00 Uhr und 13:30 - 16:00 Uhr
So, 29.5.2022: 9:30 - 12:00 Uhr und 13:30 - 16:00 Uhr
Mo, 30.5.2022: 9:30 - 12:00 Uhr und 13:30 - 16:00 Uhr
Di, 31.5.2022: Pause
Mi, 01.6.2022: 9:30 - 12:00 Uhr und 13:30 – 15:00 Uhr Workshop-Showing

 

Eine Prise Salz oder, wieso der Clown nicht nur witzig ist
Wir wollen den eigenen Clown entdecken und dabei den chaotischen, rebellischen oder anarchischen Anteilen von uns den Raum zur Entfaltung geben. Hierbei nutzen wir die Clownerie als künstlerische Ausdrucksmöglichkeit zur Entwicklung von Szenen oder Interventionen.
So wie sich der Narr am Königlichen Hof über die königliche Familie und deren Gefolge lustig machen konnte, ohne Angst vor einer Bestrafung zu haben, können wir z.B. umwelt- oder gesellschaftspolitische Themen parodieren oder kritisieren. Der Clown hat in seiner Rolle eine Sondergenehmigung und kann durch das Spiel auf das Ungleichgewicht in der Gesellschaft aufmerksam machen, dieses kommentieren und den Finger in die Wunde legen.
Im Theaterspiel haben Masken eine sehr lange Tradition. Auch der Clown bedient sich dieser Form: die Clownsnase ist die kleinste Maske der Welt! Schon das antike griechische Theater nutzte Masken um Figuren zu gestalten, die Commedia dell’arte entwickelte Halbmasken, um bestimmte Grundtypen von Menschen zu zeigen. Farbe und Form der Masken drückten aus, ob die Figur einen hohen oder niedrigen Status in der Gesellschaft hat. Ein hoher Status einer Figur bedeutete aber nicht, dass sie als Sieger*in aus dem Spiel ging. Oftmals waren es die kleinen niedrigen Diener*innenrollen, die mit Witz und Einfallsreichtum das „Gefecht“ oder das Herz des Publikums gewannen.

Maximale Teilnehmerinnen-Zahl: 15

Mit Canip Gündogdu


Ich bin Hamlet - bin ich Hamlet?
Ein Schauspiel Workshop zur Selbsterkundung
Spielt man eigentlich eine Rolle oder sich selbst? Und was heißt das überhaupt: sich selbst spielen? Wer bin ich? Und wieso ist das wichtig für die Gestaltung einer Rolle? Was ist das überhaupt – eine Rolle? Und braucht man die im Zeitalter von Performances und Selbstdarstellung noch?
Mit Improvisationen und schauspielerischen Grundlagenübungen, wollen wir in unserem Workshop dem Geheimnis eurer wahren Persönlichkeit auf die Spur kommen. Wir überprüfen, wie wichtig diese für die Gestaltung einer Figur ist, denn der Schlüssel zu einer spannenden Darstellung seid ihr!
Also Sein oder nicht Sein – das wird unsere Frage!

Mit Elizabeth Blonzen


Salon X
X wie unbekannt. Wir alle wissen vom strukturellen Rassismus der Institutionen, von der mangelnden und falschen Repräsentation vieler Communities und von Praktiken wie Tokenism und kulturelle Aneignung. Aber wie schaffen wir einen Raum, in dem sich alle soweit sicher fühlen, dass ein gewaltfreier, kollaborativ-künstlerische Prozess stattfinden kann? Decolonize the theatres! Es ist wichtig sich mit der eigenen Biografie und Blindspots auseinanderzusetzen, um sich intersektional in der Gesellschaft/Theatergruppe verorten zu können. Zusammen arbeitet ihr an einer Lecture Performance, einem Townhall Meeting, in der ihr euch in echt und performativ positioniert.
Lasst uns ein Manifest schreiben #weshouldallbeintersectionalfeminists

Teilnehmerzahl: 15-16 P.

Mit: Rebecca Pokua Korang, Performance Künstlerin aus Berlin. Seit 2012 arbeitet sie im Bereich der darstellende Künste. 2017 absolvierte sie ihren Bachelor of Arts in Tanz an der Kingston University in London. Seitdem arbeitet sie freischaffend als Künstlerin in freien Projekten, leitet Empowerment Workshops für junge B/POC und die Active Player Gruppe im Heimathafen Neukölln. Am Anfang der Pandemie gründete sie zusammen mit 8 Künstlerinnen ein Theaterkollektiv namens Thesmophoria.

Mit: Tara Dawn Hawk, in den USA geboren, studierte Politikwissenschaften, Deutsch und Interkulturelle Erziehungswissenschaft. 2002-2008 arbeitete sie als Pädagogin in freien Projekten im antirassistischen Bildungsbereich und Teambildung. Bis 2019 war sie Lehrerin an der Sekundarschule und absolvierte die "Lernkünste"-Weiterbildung bei Maike Plath. Sie arbeitet als Kursleitung in Projekten mit Jugendlichen, vermittelt das Veto-Prinzip (Maike Plath) als Trainerin und ist Mentorin im Team von ACT e.V.


Breathing out
Geschlechterstereotype richtig durchgeschüttelt
Typisch „Mann“, typisch „Frau“ … und alles wäre gesagt? Geschlechterstereotype können nicht nur diskriminierend und verletzend sein, sie legen unsere (innere) Vielfalt auf ein simples Muster fest. Das verspricht zwar Sicherheit, steht aber häufig dem vollen Ausdruck unserer Person im Wege und macht uns enger als wir in Wirklichkeit sind. In diesem Workshop bringen wir diese Muster zum Tanzen und erforschen unseren eigenen, lebendigen, spontanen Ausdruck in der Improvisation.

Dieser Workshop ist der richtige für dich, wenn du…

 

  • verstehen und erspüren willst, wie Geschlechterstereotype dich und deine Vorstellung vom Theater geformt haben
  • Lust hast auf freie Improvisation mit dem Körper, der Stimme, dem Raum und deinen Mitspieler*innen
  • den Wunsch hast, dich zu schütteln, frei zu tanzen und auch Stille wertschätzen kannst
  • deine eigene Power und Präsenz kennenlernen möchtest

 

Mit: Fräulein Bernd – das sind Julia Lemmle und André Vollrath. Wir entwickeln Performances für Räume und Veranstaltungen, in denen es um Begegnung und politische Veränderung geht. Uns macht es Spaß, Themen zu recherchieren, Texte zu schreiben, Choreografien und eigene Songs zu entwickeln, Geschlechter- und andere Stereotype liebevoll der Lächerlichkeit preiszugeben. Wenn wir nicht mit Fräulein Bernd unterwegs sind, arbeiten wir als Coach und Trainer*in für Kommunikation, Empowerment und herrschaftskritische Diversity.


Kunst ohne Angst
Angst steckt in unserem Inneren, aber sie ist von außen sichtbar. Angst ist das, was eine Person beschränkt und sie daran hindert, sie selbst zu sein. Wir gehen mit der Angst um, mit unserem Körper, indem wir über ihn ausdrücken, was wir im Inneren fühlen. Lachtherapie – wir verwandeln Angst in Kunst. Wir suchen Antworten auf die Fragen: Was bedeutet Glück, was Liebe, was Krieg für dich? Danach wird jeder von euch einen Text über Angst schreiben. Wir Ukrainer*innen sind im Moment alle an der Front. Meine ist die darstellende Kunst. In diesem Workshop werdet ihr lernen, Kunst als „Waffe“ für eure Überzeugungen zu gebrauchen.

 

  • Text und Schauspielworkshop
  • Monologe entstehen aus eigenen Texten

 

Mit Tetiana Hubrii, 27 Jahre. Sie ist eine ukrainische Regisseurin und Theaterdozentin. Sie hat als Regisseurin 13 Inszenierungen in verschiedenen Theatern in Kiew und der Ukraine erarbeitet. Zudem arbeitet sie als Dozentin für Schauspieler*innen und Regisseur*innen an der „Städtischen Akademie für Pop und Cirkus-Kunst Kiew“ und an der „Nationalen Universität für Kultur und Kunst Kiew“. Ihre Spezialgebiete sind Schauspiel, Regie, Drehbuch und Bühnensprache.


Type Casting: It’s a no!
Unsere Körper stehen in der Kunst im Vordergrund: sie bewegen sich, werden angeschaut, stellen etwas dar. Welche Körper sind es eigentlich „wert“ angeschaut zu werden? Hä? ALLE! Ist doch klar! Ist eben nicht so klar, wenn wir einen Blick auf Darstellungen im Theater und im Film werfen: Die Körper sehen da noch immer alle ziemlich gleich aus und stellen das dar, was von ihnen erwartet wird: „Typecasting“ nennt man dieses Phänomen, das gefühlt so ziemlich von vorvorgestern ist, aber noch immer präsent. Woran liegt das? Und was kann man dagegen unternehmen? In dem Workshop wollen wir diesen Fragen nachgehen, indem wir Film- und Theaterbeispiele genauer unter die Lupe nehmen. Zugleich wollen wir aber auch einen Gegenentwurf starten, der veranschaulicht, was unsere Körper alles darstellen können: Packt also die Rolle, die ihr immer schon spielen wolltet, aber euch nicht getraut habt, mit in den Koffer und los geht’s!
Vorbereitung der Teilnehmer*innen: Bringt gerne eine Film- oder Theaterrolle mit und entsprechende Kostüme, soweit es dazu Ideen gibt.

Mit Antigone Akgün, Schauspielerin, Autorin, Regisseurin und Kuratorin an Stadttheatern und in der freien Szene. Sie absolvierte eine Schauspielausbildung in Griechenland. Sie hat u. a. am Schauspielhaus Wien, Ballhaus Ost, Theater Regensburg, Theater Bremen und Nationaltheater Mannheim gearbeitet. Von 2017 bis 2021 war sie Jurorin beim Theatertreffen der Jugend.


Grenzen und Ecken: ein Performance-Tanz Workshop über Kunst und Politik im öffentlichen Raum
Dieser standortspezifische Workshop lädt dazu ein, die Stadt Berlin aus neuen Perspektiven mit dem Körper kennen zu lernen. Die sozialen Strukturen, Poesie, Architekturen, Materialien und Texturen, eigene und kollektive Geschichten, Historie und Zukunftsutopien. Wir werden mit all unseren Sinnen in die (Ge)-Schichten Berlins eintauchen, ihnen zuhören und in eine tänzerische und performative Interaktion mit der Stadt treten. Bewegen wir uns im öffentlichen Raum, werden wir uns unserer Positionen in der Gesellschaft bewusst. Wer hat welche Privilegien? Wir versuchen diese Strukturen zu beobachten, uns selbst darin wahrzunehmen und darüber zu sprechen.
Die Frage von Politik in Kunst wird uns begleiten: Was ist Kunst, was ist Aktivismus? Gibt es einen Unterschied?

Grupo Oito ist ein interkulturelles Tanzkollektiv, das 2006 in Berlin gegründet wurde. Die Mitglieder sind professionelle Tänzer*innen. Die Erfahrungen, Ausbildungen und Tätigkeitsbereiche sind divers. Im Mittelpunkt der Arbeit steht eine kritische Auseinandersetzung mit unserer Gesellschaft. Unsere Bewegungssprache basiert auf dem gemeinsamen Training, dem Get Physical Prozess. In diesem fließen Elemente aus dem Capoeira, zeitgenössischen Tanztechniken und der Contact Improvisation ein.

(Theater-)Treffpunkt Metaverse
Theater goes Metaverse? Avatare auf virtuellen Bühnen? Schauspiel mit Headsets und Joysticks? Die Entwicklung von Virtual Reality (VR)-Technologien ist auf dem Weg in den Mainstream, von VR-Games bis hin zu VR-Communities. So entstehen neue Möglichkeitsräume für Theatererlebnisse, bei denen man in virtuelle Welten eintauchen kann. Bei diesen wirken Schauspieler*innen und die Menschen „formerly known as Publikum“ auf neue Art zusammen. Der Workshop bietet an, diese „neuen“ Welten kreativ und spielerisch für sich zu erproben. Nach einer kurzen Einführung schauen wir uns verschiedene inspirierende Beispiele in unterschiedlichen virtuellen Umgebungen an und erproben dann das dramaturgische Potential der VR-Technologie für Theaterschaffende.

Technisches Equipment (VR Headsets) vorhanden. Keine Vorerfahrung notwendig

Mit Anne Seubert, geboren 1979, Künstlerin, Formatdesignerin und Autorin in Berlin. Sie forscht zu Zwischenräumen, Marken-, Lern- und Resonanzräumen, Plattformen, sowie Orten des Austausches und der Begegnung. Sie liebt Kollaborationen mit anderen Kulturen, Künstlern, Orten und Sprachen und freut sich, wenn es Ihren Arbeiten gelingt, zu überraschen, zu hinterfragen und zu berühren. Virtuelle Welten sind für sie Blaupausen, die anderen Regeln möglich und nötig machen. 2021 war sie u.a. Poetin in Residence im Skulpturenpark Schloss Schwante und mit dem Workshop-Format „Vom Wort zur Tat“ beim Bauwerk des Age of Artist zu Gast.

Thomas Zorbach, Jahrgang 1968, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der vm-people GmbH, einer Agentur für immersive Markenführung. Was Immersion ist, erfuhr Thomas Zorbach erstmals, als er im Alter von elf Jahren „Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende las und zusammen mit dem Helden Bastian Balthasar Bux nach Phantásien reiste. Heute plant und entwickelt er als digitaler Geschichtenerzähler immersive Markenerfahrungen für Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen. Nach Ausbruch der Pandemie zog er mit seiner Agentur ins Metaverse und veranstaltet dort regelmäßig Konferenzen, Workshops und Partys. Daneben ist er als Dozent an der Karlshochschule International University tätig und erprobt dort innovative Lernformate in der Virtual Reality.

Donnerstag, 2. Juni 2022, 9:00 Uhr – 18:00 Uhr
Labore beim Theatertreffen der Jugend
Labor-Rundgang 21:00 Uhr – 22:00 Uhr
Jetzt seid ihr dran! Die Labore bieten den Freiraum, sich zu ganz neuen Gruppen zusammenzufinden und ohne Anleitung einen Tag lang zu forschen, zu probieren, zu experimentieren, zu arbeiten und voneinander zu lernen. Über die Spartengrenzen hinweg gibt es die Möglichkeit, sich mit ehemaligen Preisträger*innen aus den Bereichen Musik, Tanz und Text zu verbinden. Das Angebot besteht aus leeren Räumen, die dazu einladen, die eigenen Ideen ganz frei zu verwirklichen, oder aus Räumen, die mit einem Impuls ausgestattet sind, zu dem gearbeitet werden kann. Diese Impulse können technischer oder inhaltlicher Natur sein, sie können Objekte oder Requisiten enthalten oder Fragen aufwerfen. Vielleicht werden hier Entdeckungen gemacht, vielleicht entstehen kleine Skizzen oder gar Arbeitsbeziehungen für die Zukunft.


Freitag, 03. Juni 2022, 14 – 16:00 Uhr
Traumtheaterzukunft
Fühlst du dich manchmal „zu jung“ fürs Theater? Hast du dich schon einmal von Älteren bevormundet gefühlt? Weißt du etwas über „Adultismus“? In diesem Workshop mit dem Jugendtheaterrat erfährst du, was es damit auf sich hat. Zusammen suchen wir nach Wegen, für mehr künstlerische Mitsprache von jungen Menschen, um das Theater zu einem Ort für Alle zu machen. Lass uns gemeinsam träumen und neue Theaterwelten erkunden.

Ein Angebot für die Teilnehmer*innen des Campus und des Forum-Programms

Mit Klara Schur und Felix Thoms vom Jugendtheaterrat Bayern
Der Jugendtheaterrat Bayern wurde im Frühjahr 2021 gegründet. Junge Menschen aus ganz Bayern kommen hier zusammen, um mehr Theater mit ihren Ideen und Aktionen zu schaffen. Das Ziel ist ein junges und diverses Theater, in dem jeder Mensch vertreten ist! Um das zu erreichen, arbeiten sie eng mit vielen Theatern zusammen, und sind bei Veranstaltungen in ganz Deutschland dabei.

 

Dialog

Die Nachgespräche zu den Produktionen sind neben den Aufführungen und dem Workshop-Programm ein wichtiges Element des intensiven inhaltlichen Austauschs der Gruppen untereinander. In kleineren Gesprächsgruppen haben alle Spieler*innen täglich Gelegenheit, persönliche Gedanken und Kritik gemeinsam zu formulieren und zu teilen Diese Gespräche werden von Jungjuror*innen und ehemaligen Teilnehmer*innen des Theatertreffens der Jugend angeleitet.

Mit: Ilias Botseas, Sakiye Boukari, Fynn Steiner, Lea Taake und Laura Völkel