Inszenierung
frei nach „Die Räuber“ von Friedrich Schiller
Theatergruppe am Goethe-Gymnasium – TaGGS
Ensemble Nur die Freiheit ©HMT Rostock
Das Theaterprojekt entstand aus einem Schreib- und Rechercheprozess zu persönlichen Erfahrungen der Schüler*innen mit Themen wie Klassismus, Gender und Identität. In der Auseinandersetzung mit Schillers „Die Räuber“ entwickelten sie ein eigenes Stück, das persönliche Texte, Fragmente aus dem Drama, Bewegung und Film verbindet – eine künstlerische Antwort auf jugendliche Selbstverortung und Rebellion.
Die Theatergruppe am Goethe-Gymnasium Schwerin – TaGGS arbeitete mehr als ein Jahr an diesem Projekt. Der Kern der Gruppe spielt schon seit drei Jahren gemeinsam Theater, zuerst im AG-Bereich, dann gab es Zuwachs, heute ist es ein Oberstufen-Grundkurs.
Ausgangspunkt für diese Produktion war ein Recherche- und Schreibprojekt zu den Biografien und Familiengeschichten der Schüler*innen. Es ging um Klassismuserfahrungen, Genderthemen, Identitätsfindung, um das Verorten in der eigenen Gruppe, um das Hinterfragen elterlicher Autorität. Freund*in- und Feind*inzuweisungen wechseln schneller als in anderen, späteren Lebensphasen. Große Behauptungen, Statements, aber auch Weltveränderungsträume fanden aufs Papier.
Zunächst erschienen die Texte aus den Schreibwerkstätten zu privat, zu intim, zu heftig für die Ausstellung auf der Schulbühne, aber zu wichtig, um sie zu verwerfen. Umso praktischer war es, die eigenen Themen im Stoff von Schillers „Die Räuber“ wiederzufinden, das zu nutzen, was gefällt – und herauszulassen, was zu weit weg erschien.
In der Auseinandersetzung mit der Textgrundlage erzeugte vor allem die kraftvolle Sprache und der kompromisslose Ton der Moorbrüder Resonanz.
So entstand eine eigene Stückentwicklung – wie aus einem Steinbruch zusammengesetzt: mit eigenen Texten, Schiller-Fragmenten, Kommentaren zu einzelnen Motiven und viel Bewegung. Und da sind auch kleine Filmszenen im Dunkeln – sie zeigen nur angedeutet, wohin man sich verirren kann, wenn man sich nachts heimlich davonstiehlt, um Regeln zu brechen, die andere gemacht haben.
Jurykommentar
Wir hören die Stimme von Kurt Cobain von Nirvana mit „Come as You Are“. Diese Songzeilen begleiten uns während des Theaterabends, doch „wer bin ich, wie soll ich sein, was will ich nicht sein?“
Die Theatergruppe am Goethe-Gymnasium Schwerin – TaGGS arbeitet seit Jahren als jahrgangsübergreifendes Ensemble und verbindet kontinuierliche Kursarbeit mit gemeinschaftlichen Aktivitäten. Über einen längeren Zeitraum ist die Gruppe zusammengewachsen und seit über einem Jahr wurde am Projekt gearbeitet.
Das Projekt „Nur die Freiheit?“ ist eine Stückentwicklung, basierend auf biografischen Texten der Schüler*innen und Motiven aus Schillers „Die Räuber“. Das Bühnenbild ist minimalistisch mit Getränkekisten, die mal einen Wald oder eine Spelunke darstellen.
Die eigenen Textfragmente werden mit Versatzstücken aus „Die Räuber“ und Kommentaren zu Motiven des Dramas zur ganz eigenen, vor der persönlichen Lebenswelt ausgehandelten Frage nach Freiheit und Gesetzestreue. So wie Karl und Franz die Grenzen der Freiheit im Widerstreit mit dem Gesetz verhandeln, so probt die Gruppe, an die ganz eigenen, jugendlichen Grenzen zu kommen, die mit 16 Jahren eine Rolle spielen.
Kurt Cobain hat über „Come as You Are“ in einem Interview gesagt: „It’s just about people and what they are expected to act like.“ Brüche und Widerstand entstehen gerade da, wo die Freiheit sich zeigt, indem gesellschaftliche Erwartungen in Frage gestellt, problematisiert oder abgelehnt werden. So lädt uns die Gruppe in „Nur die Freiheit?“ ein, mitzukommen. Dabei wird „Come as You Are“ zum erneuten Ausgangspunkt, beginnend mit einem kleinen, zarten „Nein …“.
Fernando da Ponte
Lilou Becker, Julia Hesina, Hannah Hollerbach, Jördis Lüttjohann, Lukas Rennert, Enya Riebe, Maximilian Rosien, Carlo Stenzel, Stella Thebud, Maja Voigt, Christabel Yeboah, Niklas Zoth
Anne-Kathrin Holz – Spielleitung
Gunnar Möhring – Technikleitung
Mohammed Al Mohamed, Frieda Undine Bellmann, Richart Wolter – Technik