
Der 1947 in Palermo geborene Komponist Salvatore Sciarrino begann im Alter von zwölf Jahren zu komponieren. Im Wesentlichen Autodidakt ist der Komponist seinen künstlerischen Weg eigenständig und unbeeindruckt von den jeweils herrschenden ästhetischen Dogmen und Modeerscheinungen gegangen und ist heute der vielleicht renommierteste Vertreter der neuen Musik Italiens unserer Zeit.
Sciarrino ist ein Meister des Pianissimos, der in seinen Werken geheimnisvoll schillernde, fragil wirkende Klanggespinste an der Grenze der Wahrnehmbarkeit entwickelt. Oft arbeitet er mit einer Anzahl mehr oder weniger fest umrissener Elemente, die wiederkehrend in neuen Beleuchtungen und Kontexten erscheinen. Daraus ergibt sich der paradoxe Eindruck großer, monochromer Flächen, die bei aller Einheitlichkeit doch in steter Bewegung und Veränderung begriffen sind. Sciarrinos klangliche Imagination kommt besonders wirkungsvoll in Orchester- und Ensemblewerken zur Geltung. Sein umfangreiches Œuvre ist aber keineswegs auf diese Gattungen begrenzt, sondern universal.
Sciarrino ist ein literarisch umfassend gebildeter und interessierter Künstler und auch selbst schriftstellerisch in vielfältiger Weise aktiv. Beide Begabungen des Komponisten, der von 1978 bis 1980 das Opernhaus von Bologna leitete, finden in seinen musiktheatralischen Werken zusammen, die einen besonders originellen und reichhaltigen Zweig seines Schaffens bilden und in der Regel auf von Sciarrino selbst verfassten Libretti basieren. Besonders bekannt geworden ist die Oper „Luci mie traditrici“ aus dem Jahr 1998, die in Berlin jüngst an der Staatsoper im Rahmen eines mehrere Spielzeiten übergreifenden Sciarrino-Zyklus zu erleben war.
Stand: Juni 2017