Gespräch
Tina Campt / Renée Mussai
Am letzten Wochenende der Ausstellung Zanele Muholi wird Tina Campt, Schwarze feministische Theoretikerin der visuellen Kultur und der zeitgenössischen Kunst, eine Keynote mit dem Titel Gazing While Black: Black Bodies, White Cube Spaces halten. Anschließend präsentiert Renée Mussai, Kuratorin und Wissenschaftlerin für Fotografie, Other/Wise – Notes on Curatorial Care, Visual Activism, and Seeing with Different Eyes.
Mit einer Einführung von Anne-Marie Beckmann (Direktorin der Deutsche Börse Photography Foundation); moderiert von Natasha Ginwala (Assoziierte Kuratorin, Gropius Bau)
Other/Wise – Notes on Curatorial Care, Visual Activism, and Seeing with Different Eyes
In dieser Keynote wird Renée Mussai anhand einer Reihe von episodischen Fragmenten über kritische kuratorische Arbeit und visuellen Aktivismus reflektieren und sowohl archivarische als auch zeitgenössische Kunstpraktiken als intime Orte der Pflege, des Engagements und der Betrachtung vorstellen – und als heilende, dekoloniale Praxis des Sehens des Anderen. Durch das Prisma kuratorischer Forschungsinitiativen wie die Black-Chronicles-Programme von Autograph wird das Archiv als radikaler Ort für die Produktion neuen Wissens und die Wiederherstellung „verlorener“ Bildökologien aktiviert, die für die Politik der diasporischen Sichtbarkeit, anderer Zukünfte und des zeitgenössischen Bewusstseins entscheidend sind. Im Mittelpunkt ihrer Präsentation stehen die entscheidenden Stimmen – und die Augen – einer Gruppe von Künstler*innen, die sich in ihrer Arbeit für soziale Gerechtigkeit, Selbstdarstellung und visuelle Gleichberechtigung einsetzen, sowie der Begriff der kuratorischen Fürsorge als eine lebendige, atmende, Schwarze, feministische Praxis der Zusammenarbeit und (Neu-)Erfindung. Auszüge aus Mussais fortlaufenden Briefen an Zanele Muholi sowie kurze Reflexionen über Muholis fotografische Selbstporträts Somnyama Ngonyama als starkes visuelles Elixier dienen als chorisches Leitmotiv.
Tina Campt ist Owen F. Walker Professorin für Geisteswissenschaften an der Brown University und derzeit Gastprofessorin am Fachbereich für Kunst und Archäologie der Princeton University. Campt leitet die Black Visualities Initiative am Cogut Institute for Humanities und ist die Initiatorin des Practicing Refusal Collective und des Sojourner Project. Sie ist die Autorin von vier Monographien und einer herausgegebenen Sammlung: Other Germans: Black Germans and the Politics of Race, Gender and Memory in the Third Reich (2004), Image Matters: Archive, Photography, and the African Diaspora in Europe (2012), Listening to Images (2017), Imagining Everyday Life: Engagements with Vernacular Photography (with Hirsch, Hochberg and Willis, 2020) und A Black Gaze (2021).
Renée Mussai ist eine in London ansässige forschende Kuratorin und Wissenschaftlerin mit besonderem Interesse an afrikanischen und diasporischen, auf der Linse basierenden visuellen Kunstpraktiken. Sie ist Senior Curator und Head of Curatorial & Collection bei Autograph, wo sie seit fast zwei Jahrzehnten tätig ist und sich für einen vielfältigen Kreis zeitgenössischer Künstler*innen einsetzt sowie eine Reihe künstlerischer Programme mitbeauftragt hat, darunter die von der Kritik gefeierten „Black Chronicles“ (2014–2018, Veröffentlichung in Vorbereitung) und „Zanele Muholi: Somnyama Ngonyama – Hail the Dark Lioness“ (2017–2021), neben vielen anderen Projekten. Sie hält international Vorträge über Fotografie, visuelle Kultur und kuratorischen Aktivismus und hat kürzlich die preisgekrönte Monografie „Lina Iris Viktor: Some Are Born to Endless Night – Dark Matter“ (Autograph, 2020) herausgegeben, war Gast-Mitherausgeberin eines Critical Arts Sonderbandes mit dem Titel „Ecologies of Care: Speculative Photographies, Curatorial Re-Positionings“ (Taylor & Francis, 2020) und war Mitherausgeber des Sammelbandes „Care, Contagion, Community – Self & Other“ (Autograph, 2021). Mussai ist außerdem wissenschaftliche Mitarbeiterin am Visual Identities in Art and Design Research Centre der Universität Johannesburg, Lehrbeauftragte an der University of the Arts London und regelmäßige Gastkuratorin und ehemalige Stipendiatin am Hutchins Centre for African & African American Research der Harvard University. Sie ist Mitglied in zahlreichen Kunstjurys und Beratungsausschüssen, darunter Fast Forward: Women in Photography, und der Royal Photographic Society.
Teil des Diskursprogramms Forms of Insistence, Tenderness and Refuge, unterstützt von der Deutsche Börse Photography Foundation