Pressemeldung vom 27.8.2024

Wortmarke Gropius Bau

BAUBAU: Ein Spielort für Kinder

„Vielleicht können uns Kinder so viel über ihre eigene Welt erzählen, dass sie auch für uns zum Vorbild werden kann?”
— Palle Nielse

Über BAUBAU

Spielen, lachen, laut sein, toben, nichts tun – und das in einem Ausstellungshaus! Am 4. September hat im Erdgeschoss des Gropius Bau der kostenlose Spielort BAUBAU eröffnet. Die Künstlerin Kerstin Brätsch hat bunte Räume geschaffen, in denen Kindern mehr erlaubt ist als verboten und die von nun an fester Bestandteil des Ausstellungshauses sind. BAUBAU startet zunächst als Pilotprojekt und wird sich über die kommenden Jahre hinweg innerhalb wie außerhalb des Gropius Bau weiterentwickeln und wachsen – in engem Austausch mit den Kindern.

BAUBAU stellt spielerisch infrage, was ein Museum oder eine Kunstinstitution sein soll. Strukturen und Objekte sowie eine Reihe von „Loose Parts“ (losen Materialien) können von den Kindern frei genutzt, neu zusammengesetzt und wieder auseinandergenommen werden. Es gibt keine festen Vorgaben; alles wird durch die Aktivitäten der Kinder bestimmt, die die Räume kontinuierlich verändern. Die umfassende Raumgestaltung hat die Künstlerin Kerstin Brätsch entwickelt, die als Artist in Residence seit diesem Jahr in einem Atelier im Gropius Bau arbeitet. Sie ist voller Bezüge und Anregungen: Elemente aus ihren früheren Werken, wie Marmorierungen, Malereien oder Stuckmarmorarbeiten, tauchen hier in veränderter Gestalt und Materialität wieder auf. Die Tapeten, Vorhänge, Stoffe und Sitzmöbel sind bewohnt von Dinosauriern, fantastischen Wesen, Termitenhügeln und abstrakten Elementen. Mit ihren komischen, lustigen, vielleicht auch etwas unheimlichen Formen und Farben schaffen sie einen aufregenden Rahmen für das freie Spiel.

„Was mich an der Arbeit an BAUBAU gereizt hat, ist die Offenheit des Spiels und dass Spielen, genau wie Kunst, zweckfrei ist. Gleichzeitig steckt im Spiel wie auch in der Kunst ein Potential, Menschen über Zeiten, Orte und Generationen hinweg zu verbinden und in Austausch treten zu lassen. Meine künstlerische Praxis ist darauf ausgelegt, Einflüsse von außen zuzulassen und aufzunehmen. Ich habe deswegen schon oft mit anderen Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen zusammengearbeitet, aber bei BAUBAU passiert das noch einmal auf eine ganz andere, spannende Art und Weise: ich habe eine äußere Hülle gestaltet und übergebe sie an Kinder. Sie können meine künstlerischen Impulse durch ihr Spiel mit ihren eigenen Ideen und Vorstellungen und ohne mein Einwirken auf unvorhersehbare Weise umgestalten und weiterentwickeln. BAUBAU ist ein lebendiger Ort, der im Gropius Bau und im Außenraum weiter wachsen wird.“
— Kerstin Brätsch

Das pädagogische Konzept für BAUBAU basiert auf den Grundlagen des freien Spiels: Hier gibt es die Zeit, den Raum und die Erlaubnis für Kinder, ihren eigenen Bedürfnissen und Interessen zu folgen. Begleitet werden sie dabei von Playworker*innen – geschulten Mitarbeiter*innen, die eine Umgebung schaffen, in der sich Kinder frei entfalten können. Die Playworker*innen helfen mit, den Spielprozess durch ihre Anwesenheit sicher zu gestalten und zu unterstützen.

„Ich träume schon sehr lange davon, ein Ausstellungshaus in einen Abenteuerspielplatz zu verwandeln. Dass der von Kerstin Brätsch gestaltete Spielort BAUBAU nun in einer Testphase startet und sich in den kommenden Monaten und Jahren weiterentwickeln wird, freut mich sehr. Statt Kindern etwas über Kunst beibringen zu wollen, machen wir es umgekehrt: Als Erwachsene können wir viel von der Offenheit und Unbefangenheit in der Begegnung mit Kunst von Kindern lernen. Das Spiel dient als Vorschlag, wie wir in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spannungen miteinander umgehen können: offen statt wertend, gemeinsam statt gegeneinander, Positionen und Perspektiven wechselnd. Gleichzeitig hoffen wir, dass BAUBAU eine Einladung für viele Menschen mit Kindern ist, die sich bisher nicht von unserem Programm angesprochen gefühlt haben.“
— Jenny Schlenzka, Direktorin des Gropius Bau

BAUBAU: Ein Spielort für Kinder
Neu im Erdgeschoss des Gropius Bau

Hier finden Sie die häufig gestellten Fragen und Antworten zu BAUBAU.

Über Kerstin Brätsch

Die in Hamburg geborene Künstlerin Kerstin Brätsch lebt und arbeitet in Berlin und New York. Die intensive Auseinandersetzung mit Malerei begann während ihres Studiums an der Columbia University in New York City und der Universität der Künste in Berlin (Meisterschülerin bei Lothar Baumgarten).
Das fast 20-jährige künstlerische Schaffen von Kerstin Brätsch lässt sich als ein pulsierender Kreislauf begreifen: Ihre Ideen und Bildmotive wandern von einem Material in das nächste und werden so kontinuierlich weiterentwickelt. Immer im Fokus steht dabei ihr Wunsch, die konventionellen Vorstellungen davon, was Malerei ist, ins Wanken zu bringen. 2007 gründete sie zusammen mit Adele Röder DAS INSTITUT, seit 2010 kollaboriert sie unter dem Namen KAYA mit Debo Eilers und arbeitet gemeinschaftlich mit Freund*innen, Kolleg*innen und Kunsthandwerker*innen.
In ihren ortsgebundenen Installationen verlässt sie das klassische Format des Ausstellungsraums. Ihre als Café nutzbaren Werke Fossil Psychics for Christa (2019) im Museum of Modern Art (New York) und MIMIKRY (2022) im Fridericianum (Kassel) sowie MEMORY (2021) im Café du Parc des LUMA Arles bringen ihre künstlerische Arbeit und alltägliche Bedürfnisse des Lebens zusammen. Auch in ihrem Projekt BAUBAU, einem permanenten Spielort für Kinder im Gropius Bau, legt Kerstin Brätsch den Fokus auf Austausch und Begegnung.
Ihre Arbeiten waren in Einzelausstellungen u. a. im Ludwig Forum Aachen (2022), der Fondazione Memmo in Rom (2018) sowie dem Museum Brandhorst in München (2017) zu sehen. Sie nahm an wichtigen Gruppenausstellungen teil, u. a. an der 59. und 54. Biennale di Venezia (2022, 2011), im Camden Arts Centre London (2020), den Deichtorhallen in Hamburg (2020) und dem MoMA (2024, 2020, 2014). 2020 wurde Brätsch von der Foundation for Contemporary Arts in New York mit dem Helen Frankenthaler Award for Painting ausgezeichnet und erhielt den Peill-Preis der Günther-Peill-Stiftung, 2017 erhielt sie den Edward Munch Art Award des Munch-museet in Oslo. 2019 wurde ihr als KAYA gemeinsam mit Debo Eilers der Villa Romana-Preis verliehen.
Im Oktober hat Kerstin Brätsch ihre Professur für Malerei/Zeichnen an der Hochschule für bildende Künste (HFBK) Hamburg angetreten.