Gemeinsam mit der Stiftung Planetarium Berlin präsentierten wir die Weltpremieren „Grey Interiors“, eine postindustrielle Sinfonie des britischen Musikers Darren J. Cunningham aka Actress & des Künstler*innenkollektivs Actual Objects, sowie „SPIN“, eine Soundskulptur von Lucas Gutierrez & Robert Lippok, in deren Zentrum zwei rotierende Körper stehen, zwischen denen sich ständig wechselnde Klangfelder entfalten. Außerdem brachten wir die AV-Show „PERSPICUS“ von Florence To & Bendik Giske & Bridget Ferrill zur Uraufführung. In der dreiteiligen Komposition nimmt der Raum klanglich und architektonisch ständig neue Formen und Perspektiven an, die aus den Atembewegungen der Künstler*innen entstehen.
In der Programmlinie „Visual Music“, die historische Avantgardefilme bildender Künstler*innen für den Kuppelraum adaptierte, wurden zwei psychedelische Light-Paintings des Lichtkünstlers Bill Ham und der kanadischen Komponistin Kara-Lis Coverdale gezeigt sowie eine bisher unveröffentlichte Arbeit des Computergrafik-Pioniers John Whitney. Ergänzt wurden diese Neuadaptionen durch die meditativen Farbsymphonien des amerikanischen Lichtkünstlers Thomas Wilfred, dessen Lumia-Apparaturen eine neue Kunstform an der Schnittstelle von Technologie und moderner Kunst bilden.
Emeka Ogboh adaptierte für das Planetarium seine gefeierte Mehrkanal-Soundinstallation „The Way Earthly Things Are Going“, die der Künstler für die documenta 14 in Athen konzipierte. Außerdem präsentierten wir die Fulldome-Arbeit „VHW7“ des griechischen Digitalkünstlers Theo Triantafyllidis und des amerikanischen Experimentalmusikers Sun Araw, die den gleichnamigen Planetoiden als galaktische Skulptur erkundet. Und als Wiederaufnahme zeigten wir David OReillys berührende Corona-Collage „The End of Stories“, die 37 Geschichten von anonymen Anrufer*innen über die individuellen Erfahrungen mit der Pandemie hörbar macht.
Planetarien sind bislang hauptsächlich Orte der Wissenschaft und Bildung und nur selten Räume der zeitgenössischen Kunst. Dabei bespielen Planetarien die größte Bildfläche unserer Zeit – und der Fulldome bietet mit seiner hochentwickelten 360-Grad-Klangtechnik einen einzigartigen Raumklang. Von 2017 bis 2021 produzierte die Programmreihe „The New Infinity“ der Berliner Festspiele daher Auftragsarbeiten zeitgenössischer Künstler*innen, die in Planetarien und auf Fulldome-Festivals weltweit gezeigt werden. Nachdem das Programm in den Jahren 2017 und 2018 knapp 40.000 Besucher*innen in unseren Mobile Dome auf dem Mariannenplatz zog, fand „The New Infinity“ ab 2020 im Zeiss-Großplanetarium in der Prenzlauer Allee statt.