Zwischenauswahl

Für das Theatertreffen der Jugend sind 104 Bewerbungen eingegangen. 21 davon wurden von der Jury in die Zwischenauswahl aufgenommen. Die Jury hat in jedem der 21 Stücke Bemerkenswertes und Beispielhaftes entlang der Auswahlkriterien für das Theatertreffen der Jugend gefunden.

Im Auswahlverfahren ist vorgesehen, dass die Stücke von einem Teil der Jury live angeschaut werden. Das kann sowohl eine reguläre als auch eine improvisierte Aufführung oder ein gesamter Durchlauf sein. Wichtig sind für die Jury die Gespräche mit den Ensembles und ihren Spielleiter*innen im Anschluss an die Aufführung. In dem Gespräch geht es darum, das Ensemble kennenzulernen und etwas über den Arbeitsprozess und die Gedanken der Spieler*innen zu ihrem Stück zu erfahren. Da die Jury in diesem Jahr leider nicht alle Ensembles in der Zwischenauswahl besuchen konnte und so auch kein fairer Auswahlprozess möglich gewesen wäre, haben wir uns entschieden, keine Endauswahl zu treffen. Jede der Stücke hätte zum Theatertreffen der Jugend ausgewählt werden können, denn die Endauswahl der acht Produktionen will ein möglichst vielseitiges Bild zeigen von der Theaterarbeit von und mit Jugendlichen, hinsichtlich ihrer Entstehungskontexte, Themen, Formen und Ästhetiken. Es ist nie einfach für die Jury, diese Endauswahl zu treffen. Vielleicht wäre es in diesem Jahr sogar besonders schwer geworden, wie die Vorstellungen der Zwischenauswahl erkennen lassen.

angerichtet

Cactus Junges Theater, Münster

Spieler*innen Max Bexten, Rouni Eibesh,Larissa Kjortosheva, Jan Kessen, Katharina Kohler, Alina Schmidt, Antonia von Olleschik-Elbheim, Hassan Osman
Spielleitung Judith Suermann, Angelika Schlaghecken

cactus-theater.de

 

Ein leerer Raum. Nur Tische. Aus einem anderen, abgespielten Stück. Alles, was sonst noch aufgetragen wird, ist Müll oder recycelt, sogar die Kostüme. Uns blieb keine Wahl – als wir merkten, dass Theater nicht nachhaltig ist, mussten wir es laut auf der Bühne sagen: „Die Schokolade ist bio und vegan.“ „Dieser Erden-Fat-Suit ist aus Plastik und einmal um die Welt gereist bis hierher.“ „Wir verbrauchen gerade Energie. Technik, Licht aus!“ Wir wollten noch so einiges ins Publikum brüllen, aber wir wollten auch, dass alle weiter zuhören. Also sprachen wir die Warnung aus: „Dieses Stück kann Spuren von Moral enthalten!“ Und wendeten uns Bildern und Bewegung zu. Weil uns bei einigen Fakten die Worte fehlten. Müllwellen, Politiker*innen, die am Tisch über Leben entscheiden, die Erde zerbrechlich und klein im Weltall.

Ausbreitungszone

von Mariette Navarro, aus dem Französischen von Leopold von Verschuer
TanzTheaterTraum, Junges Staatstheater Braunschweig in Kooperation mit der Nibelungen Realschule und dem GRINS e. V.

Spieler*innen Kübra Aksu, Alessia-Vincenza Antico, Mariam Ashna, Aaliyah Beßler, Lili Sophie Cirksena, Esma Cümsüdova, Thore Hansmann, Marlin Hausschildt, Sarah Joshko, Fabienne Kaminski, Alina Kaufmann, Dinkinesh Knight-Jones, Luisa Krüger, Mariia Poluden, Mona Röttger, Fenja Rübenhagen, Pauline Saul, Kilian Schintzel, Melek Sömer, Julia von Schreiber, Mathilde Schröder, Victoria Schwientek, Sophie Stolpe, Johanna Swieter, Tuba Yücel
Spielleitung Theresa Meidinger, Jörg Wesemüller, Janne Gregor, Charles A. Washington

staatstheater-braunschweig.de  

 

 

Ein Stück über Gemeinschaft und Zusammenhalt. Über den Ausbruch aus der Gesellschaft, aus dem System – und über den Kampf. Den Kampf für eine bessere Zukunft. Für eine bessere und schönere Welt. Denn „Die Zukunft, das sind wir“. Und für diese Zukunft müssen wir kämpfen.

„Ausbreitungszone“ erzählt die Geschichte von Menschen, die aus ihrer Welt ausbrechen, in einem Wald eine neue Gemeinschaft finden und langsam immer mehr zu diesem Wald werden. Einige sind schon länger dort, andere kommen gerade erst dazu. Aber es gibt ein gemeinsames Ziel: den Wald schützen. Das neue Zuhause schützen, dafür kämpfen, und das Alte zurücklassen. Das Stück erzählt, wie diese Gruppe zusammenwächst und mit welchen Ängsten jede*r einzelne zu kämpfen hat. Die Szenerie erinnert an den Hambacher Forst: Aktivist*innen ziehen sich in den Wald zurück, sie wenden sich vom kapitalistischen System ab, brechen aus „der ordentlichen Welt“ aus und bauen dort eine neue Welt auf.
Mona Röttger, Ensemblemitglied

Boy

von Sabrina Bohl, frei nach Motiven des Films „Boys Don’t Cry“ von Kimberly Peirce
Junge Akteur*innen / Junges Theater Bremen

Spieler*innen Emile Collet, Maja Herms, Emilie Kleinschmidt, Anne Leira van Poppel, Hale Richter, Geraldine Rummel, Jannes Weber
Spielleitung Christiane Renziehausen, Sabrina Bohl

theaterbremen.de

 

„Boys Don’t Cry heißt der Film, den Kimberly Peirce 1999 über die erschütternde Geschichte von Brandon Teena drehte: Ein junger Trans*Mann, obdachlos und auf der Suche nach einer sozialen Heimat, trifft auf eine Clique eines Provinzstädtchens, bei der er sich zunächst wohl fühlt und sich in ein Mädchen verliebt. Als allerdings klar wird, dass er trans ist, reagieren Teile der vermeintlichen Freund*innen auf diesen „Verrat“ mit Hass und Gewalt.

2019, sechsundzwanzig Jahre nach dem Gewaltverbrechen, in der Bearbeitung von den jungen Akteur*innen am Theater Bremen, siegt die Liebe. Die optische Zuordnung zu einem eindeutigen biologischen und sozialen Geschlecht scheint in unserer Gesellschaft Bedingung für ein erfolgreiches Leben zu sein – ein Blick auf die immer noch fortwirkende Diskriminierung und Stigmatisierung von Trans*Menschen lässt keine andere als diese traurige Bilanz zu. Wieso spielen biologische Fakten so eine große Rolle im zwischenmenschlichen Umgang? Wieso muss es eine „Wahrheit“ des Geschlechts jenseits des eigenen Empfindens geben und wer bestimmt diese?

 

Concord Floral

von Jordan Tannahill, aus dem kanadischen Englisch von Frank Weigand
Jugendspielclub „Bühnenreif!“ des Theater Paderborn – Westfälische Kammerspiele GmbH, Paderborn

Spieler*innen Jelle Altmiks, Sabrina Busch, Charlotte Luise Christ, Mattea Förster, Julia Heumüller, Liv Gela Köhler, Thuy-van Truong, Romy Lütkemeier
Spielleitung Nele Eilbrecht, Greta Ridder

theater-paderborn.de

 

Das Concord Floral, ein altes Gewächshaus, ist für einige Jugendliche der einzige Ort, an dem sie den Zwängen ihres Elternhauses entfliehen können, um die Abenteuer des Erwachsenwerdens zu durchleben. Als zwei Freundinnen dort jedoch eine Leiche finden, wird ihr Leben auf den Kopf gestellt. Die Clique muss sich mit einer längst vergessen geglaubten Geschichte auseinandersetzen, denn die vermeintlich tote Hannah sucht sie jede Nacht auf, um sie für das Geschehene zur Verantwortung zu ziehen.

Was wie ein Horrorfilm klingt, ist eigentlich ein Abbild der Lebenswirklichkeit vieler Jugendlicher, denn zentral stehen ihre Ängste vor Abweisung und Ausgrenzung, der Wunsch nach Anerkennung und die Frage nach der eigenen Verantwortung.

DANKE MERKEL

Junges Ensemble Theater der Keller, Köln

Spieler*innen Krishna Adelberger, Hannah Marie Bahlo, Johanna Bodemer, Khalaf Sabri Dawood, Vega Fenske, Justin Herlth, Maira Kellers, Leander Sparla, Amely Störk, Sarah Uwimana
Spielleitung Christoph Stec, Silke Schuster

theater-der-keller.de

 

Die Welt steckt in der Krise – zumindest darüber sind sich alle einig. Aber in welcher Krise genau? Unseren Regierenden jedenfalls scheint die Dieselkrise mehr Kopfzerbrechen zu bereiten als die Krise, vor der uns praktisch die gesamte Wissenschaft warnt. Was also tun? Vorsorglich Lernen bis zum Umfallen oder freitags auf die Straße gehen? Aber was ist schon die Angst davor, die eigene Zukunft zu vermasseln, gegenüber der Angst, dass es diese Zukunft wahrscheinlich gar nicht geben wird? Und wer ist jetzt schuld an dem Ganzen? Die Kanzlerin, die Konsument*innen oder die Konzerne? Während sich alle streiten, versuchen andere längst, die Welt zu retten. „Wo warst du?“ – werden die zukünftigen Generationen fragen. „Auf der Bühne!“ – werden wir antworten.

Fifty Shades of Porn

Spielclub 2 des Theater Lübeck

Spieler*innen Phaedra Brenke, Pia Fanick, Louisa Gast, Martha Lorenzen, Johanna Martini, Maja Nolte, Hendrik Schaefer, Robert Schiwy, Fiete de Wall, Anna-Magdalena Walther, Adrian Zumbruch
Spielleitung Vincenz Türpe

theaterluebeck.de

 

Unser Stück macht aus, dass wir einen Kanal für eine offene Kommunikation und Konversation über Sexualität und Pornografie anbieten. Auf facettenreiche Art und Weise machen wir auf Themen aufmerksam, über die aus Hemmung und sozialem Druck in unserer Gesellschaft kaum geredet wird. Wir zeigen, dass es vollkommen okay ist, offen über Intimität, Unsicherheit und Verlangen zu reden. Das Stück provoziert nicht nur Gedanken über Gesellschaft und Stigmata, sondern vor allem über sich selbst, die eigene Sexualität und eigene Erfahrungen. Dabei ist es egal, ob die Zuschauer*innen schon Erfahrungen mit Pornos haben oder diese kategorisch meiden, ob sie schon sexuelle Erfahrungen hatten oder nicht. Ein pikantes Thema, ohne dass es peinlich wird. Und alles immer mit einem gewissen Augenzwinkern und sichtbarem Spaß.

frankenstein#createyourown

Jugendclub RambaZamba Theater, Berlin

Spieler*innen Fiona Beierle, Jan Bührmann, Marielle Folerzinski, Konstantin Kujat, Martha Flossmann, Clemens Frings, Lotte Latscha, Magnus Materson, Mira Schleyerbach, Fabiane Schmidt
Spielleitung Sandra Rasch, Stephanie Karl

rambazamba-theater.de

 

Wir erzählen die Geschichte von Viktor Frankenstein in der Gegenwart auf verschiedenen Ebenen.

Als eine Geschichte der Verwandlung:
Wir zeigen die verschiedenen Facetten in uns. Wir sind Wissenschaftler*innen, Kreaturen, wir sind wir. Aber in welcher Welt befinden wir uns? Was ist Realität? Wie beeinflussen uns die Digitalisierung und die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz? Befinden wir uns noch in der Realität oder sind wir selbst auch schon Geschöpfe einer künstlichen Welt?

Als eine Geschichte der Verantwortung:
Welche Verantwortung haben wir gegenüber anderen Lebewesen? Man wird in diese Welt „geworfen“ und muss dann rausfinden, wer man ist. Aber wer hilft einem dabei?

Als eine Geschichte der Anerkennung:
„Wer“ oder „Was“ sind wir? Was macht uns zum Menschen? Wer gibt uns als Menschen Anerkennung? Was passiert mit jemandem, wenn sie*er keine Anerkennung bekommt?

Heimatklänge

Junge AGORA, AGORA Theater, St. Vith (Belgien)

Spieler*innen Paul Christophe, Nicolas Eicher, Lisi Lorent, Anna Robic, Christopher Lee Stokes
Spielleitung Helga Kohnen

agora-theater.net

 

Wie trifft man den richtigen Ton? Wie findet man seinen Platz in der Welt und wo kann der sein? In einem Heimatgesangverein in einem hellen, freundlichen Land? Alles ist harmonisch, schön. Man muss sich nur anpassen. Einige Forderungen erfüllen.

Hahn, Ziege, Wolf, Pavian und Welpe treffen sich jede Woche im Probenraum und bereiten sich auf die Aufnahmeprüfung vor. Ein Jahr haben sie Zeit. Welchen Preis zahlen sie? Und wenn es ihre letzte Chance ist, weil hinter dem Probenraum der Stacheldraht wartet?

„Heimatklänge” beschäftigt sich mit den brennenden uralten Fragen: Wie viel Fremdes verträgt Heimat? Wie viel Anpassung verlangt ein System? Wie viel Individualität lässt es zu? Ordnung bietet Schutz, ist jedoch immer mit Unterordnung verbunden. Und wenn ich nicht will? Wenn es meine Lebendigkeit tötet? Was ist vernünftig?

Rund um ein Klavier lassen die fünf Spieler*innen mit Liedern aus dem Liederbuch und mit großer Spielfreude einen Ort entstehen, der von Freundschaft, Verrat, Disziplinierung, Aufruhr und Sehnsucht erzählt.

HOW TO EXCUSE

&sistig, Berlin

Spieler*innen Melina Anastasopoulou, Ainoa Badji, Olivia Braun, Manuel Garelli, Yuuki Gürtler, Liou Kleemann

bastiansistig.com

 

JESUS [ˈʤi:zəs], WIR MACHEN DIE WELT JETZT HEFTIG!

Spielzeitkurs (Theaterastronauten) / Jugendclub des Theater Münster

Spieler*innen Pia Burrichter, Paula Brocke, Sarah Flechtker, Konstantin Georg, Fiona Häger, Marina Dömer, Pauline Holtmann, Johanna Klapproth, Niklas Marx, Isabelle Reißberg. Pauline von Seckendorff, Tabea Stockbrügger, Payam Yazdani
Spielleitung Andrea Noëmi Spicher

theater-muenster.com

 

Unsere Gesellschaft ist eine, in der höher, schneller, weiter die drei geflügelten Worte sind. Wir versuchen, uns einzureden, dass das die richtige Art ist, zu leben: 24/7 Entertainment, Unermüdlichkeit, eine Dystopie des Wetteiferns. Bis Bonnie und Clyde sich begegnen, zwei Jugendliche, die dieses gesellschaftliche Konstrukt aufbrechen wollen. Wie aber die Menschheit wachrütteln? Wie eine Bewegung starten, ohne sich bereits existierender Mittel zu bedienen? Demos veranstalten, Flyer verteilen, Soli-Partys?! Das hatten wir alles schon. Und haben sie etwas bewirkt? Nein.

Also starten wir, Bonnie und Clyde, weitere Aktionen. Die Aktionskunst wird zu unserer Ideologie! Aber die Aktionen laufen aus dem Ruder, wir drehen durch. Wie kann man die Welt heftig machen, wie kann man auf das, was im Leben wichtig ist, aufmerksam machen?
Überschätzen wir uns vielleicht selbst?
Und wenn wir am Ende des Tages feststellen würden, dass wir mit Ehrlichkeit, mit Liebe zur Kunst und vor allem Mut zur Imperfektion doch etwas bewegt haben?
Und wenn auch nur für einen Augenblick …

Körper, Chaos und Macht – Überleben in der Pubertät

Das Performance-Kollektiv Pink Valley zusammen mit den Schüler*innen der Klasse 7B1 der Hector-Peterson-Oberschule, Berlin, in Zusammenarbeit mit dem Houseclub des HAU Hebbel am Ufer, Berlin

Spieler*innen Aalaa Adnouf, Kurdistan Al Khalaf, Emir Andic, Moustafa Meran Ayna, Elif Dede, Yasir Dede, Hasna Gräwe, Cem Gülali Isak, Leila Iraki, Seray Karadag, Yasar Knop, Zeynep Özdemir, Halim Öztürk, Ghazal Rohael, Mustafa Sakalli, Tida Selle , Justin-Burdus Semrau, Petrit Shala, Said Soubhia, Kemal Topal, Bekir Ucar, Davut Yerlikaya
Spielleitung Performance-Kollektiv Pink Valley (Valeria Germain, Leicy Valenzuela, Nina Behrendt)

pinkvalley.de

 

Wir haben ein Theaterstück auf die Beine gestellt und zwar mit der Theatergruppe Pink Valley. Unser Stück hieß „Körper, Chaos und Macht – Überleben in der Pubertät“. Und genau darum ging es schon das gesamte Halbjahr. Das Kollektiv Pink Valley wollte verstehen, wie wir Teenager denken und ticken und darum sollte es dann auch in unserem Stück gehen.

Das Projekt war überraschend gut, vor allem, weil alle toll zusammengearbeitet haben. Das war ein richtiges Erfolgserlebnis, zu sehen, was wir alles können. Wir hätten nie gedacht, dass uns Theater so viel Spaß bereiten würde. Wir fanden es toll, dass die Künstler*innen unsere Talente so gefördert haben und uns sogar für das Theatertreffen der Jugend empfohlen haben. Der Applaus zum Schluss war einfach befreiend – ein bisschen wie im siebten Himmel.

Lass es gut sein!

TeenClub des Jungen Theaters des Landestheaters Detmold

Spieler*innen Malin Becker, Victoria Gieseler, Helene Grünberg, Felix Hennig, Sonja Husemann, Emily Kohring, Laura Meinert, Sinead Perkins, Michelle Roth, Rebecca Schürmann
Spielleitung Jenni Schnarr, Heloá Pizzi Mauro

landestheater-detmold.de

 

„Lass es gut sein!“ ist ein Manifestversuch, in dem wir die Probleme und Ungerechtigkeiten der Welt gesammelt haben und probieren, ihnen zu begegnen; Lösungen zu finden und handlungsfähig zu werden und dabei entstehende Zweifel zuzulassen. Es ist der Wunsch, dass es in unseren Händen liegt, dass es doch gut ausgeht: mit uns. Und der Welt. Eine Stückentwicklung, die am Anfang kein „richtiges Theater“ zu sein schien und die sich nun, mit jedem Mal, das wir zusammen spielen, ein bisschen mehr nach einem Zuhause anfühlt.

Unvollständige Liste der Materialien, die unser Stück zu dem gemacht haben, was es jetzt ist:
Das Kommunistische Manifest, das Hydra-Manifest und das Wiki-How zur Frage, wie man überhaupt ein Manifest schreibt. Scrabblesteine. „An die Nachgeborenen“ von Brecht. Kekse. Das Gold von Rettungsdecken. Tampons mit und ohne Luxussteuer. Nutellagläser. Unsere Ratlosigkeit, bei gleichzeitiger Dringlichkeit. Unser Plastikmüll. Flossen und ein Planschbecken. Glitzerleggins und „all der ganze andere Scheiß, den Jenni noch auf der Bühne haben wollte“.

Prometheus

TaGGs – Theater am Goethe-Gymnasium und Tanztheater Lysistrate, Schwerin

Spieler*innen Freda Berthold, Lorenz Buschmann, Peer Cladow, Jan-Hendrik Engelmann, Nadine Gerth, Helene Hacker, Leena Hennes, Corinna Jantz, Lilli Kannenberg, Emilie Köhn, Leah Kurek, Clara Kusat, Chris Maune, Anouk Moll, Maria Oganezova, Hannes Peter, Nelly Segebarth, Hannes Voigt, Emilia Wünsch, Anna-Lena Zeitz
Spielleitung Silke Gerhardt, Gunnar Möhring

goethegymnasium-schwerin.de

 

Am Beginn stand die Suche nach einem Thema zum Jubiläum unserer Schule. Was fällt einem da zum Namensgeber Goethe ein? Natürlich Faust, aber der war uns zu naheliegend. Außerdem brauchten wir etwas, das auch andere Bereiche unserer Schulkultur zur Auseinandersetzung inspirieren würde. Und so landeten wir bei irgendwann bei „Prometheus“. Es ging auf eine Reise zum Mythos des Titanensohns, Rebellen, Symbol der Schöpferkraft. Wir fanden Texte natürlich bei Goethe, Aischylos, Christa Wolf und schrieben auch eigene. Wir hörten Musik von Beethoven und Orff, sammelten Bewegungsmaterial, improvisierten mit Musik und Tanz. Wir kreierten Bilder und Choreografien, erarbeiteten eigene Tonspuren. Entstanden ist ein Crossover-Projekt, in dem wir den alten Stoff mit unterschiedlichen theatralen Mitteln in unsere eigene Sichtweise übersetzt haben. Dabei beschritten wir neue Wege – Schattentheater, Tanzen, Percussion.

RÄUBER

sehr frei nach Schiller
wo-bo-theater-ag des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums, Halstenbek

Spieler*innen Jonas Antonacopoulos, Veronica Bartels, Linus Bewersdorf, Clara Courino, Louisa Fritz Jasmin, Gajda Pascal Jessen, Linea Kuphaldt, Jonas Lifke, Hauke Martens, Nils Martens, Andrada Monus, Alexandra Schrader, Kira Scobel, Emma Tost
Spielleitung Andreas Kroder

wobotheaterag.de

 

„Ich erwache, fühle, wer ich bin – wer ich werden muss!“

Zwei rivalisierende Brüder und eine junge Frau, Amalia – zwei radikale Lebensprinzipien und ein Leben ohne Wahl. Karl und Franz sind auf der Suche nach einer anderen Lebenserfüllung als der ihnen vorgezeichneten. Amalia darf sich das nicht aussuchen, ihr Weg ist vorbestimmt. Alle wollen die Freiheit! Franz intrigiert gegen seinen Bruder Karl. Der gibt dem System die Schuld und gründet mit seinen Kumpanen eine Räuberbande, um gegen die erstarrte Gesellschaft zu kämpfen. Viele junge Menschen folgen ihm aus unterschiedlichen Motiven auf der Suche nach Sinn. Aber ihr idealistischer Freiheits- und Widerstandsgeist schlägt um in Gewalt und Anarchie. Aus den Revolutionären für eine neue gesellschaftliche Ordnung werden Terroristen.

Und dann ist da auch noch Amalia… aus dem fremdbestimmten Mädchen entwickelt sich durch die Erkenntnis, von Karl im Stich gelassen worden zu sein, und angestachelt durch Franz‘ gewalttätige Übergriffe eine Frau, die weiß, dass sie sich nur auf sich selbst verlassen kann.

In „Die Räuber“ beschäftigte sich der junge Schiller explizit mit den Möglichkeiten der Rebellion einer jungen gegenüber der älteren Generation und dem Umsturz einer bestehenden Ordnung. Das hört sich auch heute noch irgendwie bekannt an …

Selbst, genug?

nach Motiven aus Henrik Ibsens „Peer Gynt“
Jugendclub, Staatstheater Mainz

Spieler*innen Leon Hitzeroth, Josephine Kampmann, Emily Paefgen, Melanie Pietsch, Valentina Radmann, Paul Rector, Malin Steitz, Berit Ström, Leon Sukrow, Pauline Willim, Nora Wintzen, Noah Zimbardo
Spielleitung Henner Moman, Felix Berner

staatstheater-mainz.com

 

Während der Proben wurde schnell klar, dass uns die Figur des Peer Gynt interessierte: Wir konnten uns mit ihr identifizieren, verurteilten sie oder lehnten sie sogar ab. In unserer Auslegung des Stücks von Henrik Ibsen wurden ein wiederkehrendes Königsmotiv als Symbol für gesellschaftlichen Status, Karriere, Macht und Geld sowie die Frage, was genau Peer Gynt eigentlich antreibt, zum Mittelpunkt der gemeinsamen Auseinandersetzung. Die Geschichte des Originals zeichnen wir in unserem Stück dabei sehr frei als eine Reise voller Irrwege nach, springen gemeinsam in die Peerfigur hinein, erleben körperlich ihre Höhen und Tiefen und schwanken mit ihr zwischen Hybris und Resignation. In Gesprächen und der Auseinandersetzung mit dem Text wurde deutlich, dass uns alle die Zerrissenheit Peer Gynts umgibt und fesselt: Sind wir genug? Möchte ich geradeaus oder außen rum? Wollen wir König*in oder doch gleich Kaiser*in werden? Muss ich? Müssen wir?

Spurensuche

Blickwechsel – Die Theatergruppe des Ernst-Mach-Gymnasiums Haar

Spieler*innenMiriam Duppel- Valenzuela, Emily Erl, Luisa Eschertshuber, Luna Giovannone, Joseph Helfrich, Luisa Karl, Maja Köchy, Rhea Köchy, Gesa Kunstmann, You-Min Lee, Leonie Linner Valerie Lorenz, Ann-Julika Melms, Maria Mossel, Natascha Padalinskaya, Zdenek Ratka, Ben Schlemper, Eva Schlick, Carlotta Schwoerer, Charlotte Senior, Maxi Strobel, Isabella Tefera Maria Wechsler, Paul Winckler
Spielleitung Farina Simbeck, Thomas Ritter

theater.emg-haar.de

 

Wir wollen uns erinnern!

Unsere Aufführung „Spurensuche“ ist eine Gedenkperformance zur Euthanasie im Schulort Haar bei München. Zwischen 1939 und 1945 starben im Klinikum vor Ort etwa 2000 Patient*innen an Unterernährung, 332 Kinder wurden gezielt getötet, etwa 2000 in Tötungsanstalten geschickt.

In der Inszenierung befinden sich die Zuschauer*innen mit uns in einem quadratischen Raum. Wir beobachten und werden beobachtet. Eine Bühne, die eine Abgrenzung von uns Spielenden eindeutig ermöglicht, gibt es nicht. Wir agieren mal zentral, mal umringen wir das Publikum vollständig. Gesprochen werden nahezu ausschließlich kombinierte und zueinander in Beziehung gesetzte Zitate aus Rechercheprozessen. Dabei wird versucht, das eigentlich Nicht-Darstellbare (u. a. die Tötung von Menschen) darstellbar, keineswegs aber unmittelbar sichtbar zu machen.

ÜberBrücken

jugendtheaterwerkstatt Spandau, Berlin

Spieler*innen Ehab Eissa, Kathleen Graleswki, Cheyenne Kleinke, Nico Kühn, Sharon Peschke, Lev Proniaev, Martina-Malte Rathmann, Meilin Stanislawska, Steven Wiedemann
Spielleitung Olivia Beck, Till Ernecke

jtw-spandau.de

 

Keine Wohnung haben. Von Couch zu Couch ziehen. Jobcenter sagt: Wir melden uns bei Ihnen. Jemanden betteln sehen. Kleingeld haben. Nicht spenden. Schlechtes Gewissen. An der Ecke liegt der Nächste.

Die Zahl der Menschen ohne eigene Wohnung steigt in Deutschland dramatisch. Die Faktoren dafür sind vielfältig. In verschiedenen Räumen und Szenen werden diese vom Ensemble untersucht und einem aufgeteilten Publikum vermittelt: der Wohnungsmarkt, Angst und Vorteile und die Bürokratie. Alle Räume sind mit Zelten, Schlafsäcken oder Isomatten unterschiedlich gestaltet. Das für das Bühnenbild eingekaufte Material kann somit im Anschluss an die Aufführungen gespendet werden.

Aber sind solche Spenden nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein? In einem abschließenden Raum kommen alle schließlich zusammen und hier wird auch das Publikum aufgefordert, sich an dem fiktiven Diskurs zu folgender Frage zu beteiligen: Wie kann man helfen, was muss sich ändern?

Was ihr wollt

nach William Shakespeare
Bürgerbühne am Düsseldorfer Schauspielhaus

Spieler*innen Philine Berges, Finn Cosmo Faust, Celina Fette, Marc Goldbach, Philomena Höner, Aschif Kasem, Louis Gustav Martin, Dennis Mertens, Lea-Marie Pohl, Tristan Rheinbay, Fayola Tabea Schönrock, Freya Tomlinson, Pablo Vuletić
Spielleitung Joanna Praml

dhaus.de

 

Eine Gruppe Jugendlicher findet sich auf der Bühne zusammen, um Shakespeares Klassiker „Was ihr wollt“ zu proben. Doch schnell entfacht ein Konflikt über die Frage, wie man ein Stück, das lediglich drei Frauenrollen beinhaltet, die alle am Ende verheiratet werden, heutzutage überhaupt noch als Komödie mit Happy End verkaufen kann. Der Streit eskaliert, Jungen und Mädchen ziehen einen Vorhang zwischen sich und teilen auch das Publikum genau in der Mitte. Dann zeigen sie zwei Versionen des Stücks. Die Trennung der Geschlechter scheint die einzige richtige Entscheidung! Aber gleich tun sich neue Schwierigkeiten auf: Woher weiß ich, auf welcher Seite ich mitspielen möchte? Was ist mit denen, die sich nicht entscheiden wollen? Das neu entstandenen Chaos löst einen Sturm aus, der Vorhang zerreißt, die Jugendlichen erleiden Schiffbruch und werden auf die Insel Illyrien katapultiert.

Illyrien, das ist ein verheißungsvoller Ort, erfüllt von Liebe und Musik, ein Ort ohne Regeln und ohne Moral – und ohne Erwachsene. Hier können sie sich ausprobieren, bis sie wissen, wer sie sind, wer sie sein könnten und wen sie spielen wollen, unabhängig von den Bewertungen durch die Gesellschaft – und den ihnen anerzogenen Wertvorstellungen. Die Jugendlichen tauschen die Rollen, feiern eine ganze magische Nacht lang und verwickeln sich dabei noch tiefer in ihre eigenen Sehnsüchte und die Verwechslungen, die Shakespeares Stück mit sich bringt.

WIR SIND ALLE KOSMONAUTEN

DIE ELEVEN, Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium Niesky

Spieler*innen Lorena Eichler, Lina Fuhrmann, Luisa Fräßdorf, Jeremias Grabs, Luisa Grillmeyer, Emilie Hartwig, Moritz Kahl, Elena Kauk, Judith Kagelmann, Jerry Kleint, Janneck Krause, Robert Rießner, Daniel Rose, Alma Schröter, Greta Sirto
Spielleitung Ben Graul, Kerstin Schönbrodt

fsg-niesky.de

 

Ausgangspunkt war der Wunsch ein besonderes (Hybrid-)Genre zu finden und zu erkunden: das Bewegungs-Performance-Tanz-Theater.

Als Grundlage dienten uns die Arbeiten von Pina Bausch, Sasha Waltz und Ohad Naharin sowie die Viewpoints-Methode von Anne Bogart. Es wurde mit Konzepten experimentiert, Ideen und Visionen wurden erfasst und wieder verworfen.

Parallel zur ästhetisch-künstlerischen Ausdrucksform suchten wir nach den inhaltlichen Anknüpfungspunkten, um unsere Gedanken- und Gefühlswelt widerzuspiegeln.

Aus der damaligen tagespolitische Lage, suchten wir uns drei Themen heraus, die wir näher erforschen wollten: die Abwesenheit der*des Lehrerin*Lehrers – der leere Klassenraum, der Blick von außen auf die Welt – Alexander Gersts zweiter Weltraumflug und Greta Thunbergs Schulstreik für das (Welt-)Klima vor dem schwedischen Parlament.

Ausgehend von diesen drei Motiven schrieben wir unsere Gedanken auf und hielten gezielt Ausschau in der Pop-, Kultur- und Zeitgeschichte. Daraus entstand ein gewaltiger Pool an Texten, den wir schlussendlich durch viele Gespräche und Experimente gemeinsam dramaturgisch aufarbeiteten.

Anfang November 2019 war es dann soweit, die Kosmonaut*innen hoben ab: Hereinspaziert, hereinspaziert! Treten Sie ein in ein Klassenzimmer der anderen Art und nehmen Sie teil an einer fantastischen Reise in die Gedankenwelt von 15-jährigen Teenagern.

Wir sind Kosmonauten, wir tanzen, wir singen, sind mutig und wild.

Wir sind alle Kosmonauten, blicken auf unsere große und in unsere kleine Welt und tragen einen Strauß Hoffnung in der einen Hand und eine Flasche Versagen in der anderen …

Wo gehen eure Kinder nachts hin?

frei nach „Concord Floral“ von Jordan Tannahill
Dramakiez-Ensemble der Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule Berlin

Spieler*innen Louis Bölling, Clara Jäger, Isabella Kind, Bruno Liebler Anton Steudner, Nils Tobela, Arianny Aquino Villar
Spielleitung Jennifer Helen Kalthoff

wvh-gemeinschaftsschule.de

 

Sechs Jugendliche, ein leerstehendes Gewächshaus, wilde Partys und plötzlich eine Leiche. Als zwei Freunde eines Abends im Gewächshaus eine schreckliche Entdeckung machen, gerät ihr Leben und das ihrer Mitschüler*innen aus den Fugen. Eine Verkettung von Ereignissen beginnt. Schlaflose Nächte. Merkwürdige Telefonanrufe. Ein Notfall in der Schulmensa. Das schlechte Gewissen ist nicht mehr aufzuhalten und zwingt die Jugendlichen, sich den Geistern ihrer Vergangenheit zu stellen.

Warum sagt keine*r was? Warum schauen alle einfach nur weg? Die Brutalität, fester Bestandteil unserer Jugend, wollen wir euch vor Augen führen, wir wollen sie euch spüren lassen. Gibt es eine*n Schuldige*n? Auch für sie*ihn wirst du Verständnis haben. Unsere Utopie: Mitfühlen und Zusammenstehen!

Woyzeck

von Georg Büchner
Theatergruppe der Caritas Fachakademie für Sozialpädagogik Bamberg

Spieler*innen Josef Herold, Nils Kratzel , Anna Kraus , Annika Pietsch , Anna Schug , Anna Stieler, Jannik Tonn, Helena Wetzel , Lea Wölbitsch
Spielleitung Jutta Hamprecht-Göppner

fachakademie-bamberg.de

 

„Wer ist Woyzeck“ ist unsere erste Frage und „Warum reden die so komisch?“ die nächste, als wir als Antwort auf Frage Eins den gelben Reclam-Text in den Händen halten. Samt Kommentar der Spielleiterin: „Findet’s raus!“. To make a long story short: Wir lernen ihn ziemlich gut kennen, den Woyzeck. Seinem Hauptmann brav dienender Soldat ist er, seine Braut heißt Marie, sein Sohn Christian und sein bester und einziger Freund Andres. Er hat wenig Kohle und verdingt sich nebenbei als Versuchskaninchen beim Doktor. Weil ihn keine*r so richtig leiden kann und alle ihm irgendwie übel mitspielen, dreht er mehr und mehr ab. Als ihn auch noch seine Braut mit dem Tambourmajor betrügt, gerät alles völlig aus den Fugen und er verliert gleichzeitig mit seinem Verstand auch die Kontrolle über sein Leben.