Inszenierung

SCHLAG ZEILEN

Performance entstanden im Rahmen des Festivals „UNART“ und in Kooperation mit dem Staatsschauspiel Dresden

Eine junge Person steht in einer großen Blase, die eine andere Person stützt.

Schlagzeilen überfluten die Bühne. © Sebastian Hoppe

Die Performance setzt sich mit der emotionalen Überforderung durch den ständigen Strom an Nachrichten auseinander – zwischen Mitgefühl, Ohnmacht und Ablenkung. Sie stellt Fragen nach persönlicher Verantwortung, Privilegien und dem Umgang mit globalem Leid, ohne einfache Antworten zu geben. Dabei nutzt das Stück das Theater als Raum für Reflexion und Selbstbefragung in einer Welt, die ständig nach Aufmerksamkeit verlangt.

Verfügbar ab 2.6.2025 als Video on Demand in der Mediathek.


Es liegen Hinweise zu sensiblen und/oder gesundheitlich relevanten Inhalten vor.

Heutzutage sind wir dauerhaft von Nachrichten umgeben. Ein Blick in unseren Insta-Feed und wir sind schockiert, belustigt, interessiert, verstört und erschüttert. Wir wissen, wie privilegiert wir sind und dass Privilegien davon leben, dass andere sie nicht haben. Aber wer würde freiwillig auf sie verzichten? Ja, wir wollen helfen, aber wie viel würden wir wirklich tun und was bringt das? Ist Mitgefühl sinnvoll oder nicht? Diese vielen Videos. Das Blut, das Leid und die Überschwemmungen! Oh, ein süßes Katzenvideo … 

Mit diesen Themen haben sich Anna Quitzke, Alma Maria Orlamünder und Johanna Murr in ihrer Performance „SCHLAG ZEILEN“ auseinandergesetzt. Die Performance entstand innerhalb des Jugendperformance-Festivals „UNART“ in Dresden und wurde dort im März 2024 uraufgeführt. Der Entstehungsprozess wurde von dem Coach René Bornstein begleitet. Die drei Performer*innen haben sich über verschiedene Produktionen der „Bürger:Bühne“ in Dresden kennengelernt und das Stück gemeinsam entwickelt. „SCHLAG ZEILEN“ gibt einen persönlichen Einblick in die Gefühlswelt der Performer*innen beim Konsum von Nachrichten. Dabei lädt die Performance das Publikum ein, auch die eigenen Gefühle und Gedanken zu reflektieren. Gibt es den idealen Weg mit unseren Privilegien umzugehen? Wann hast du das letzte Mal alles in deiner Macht Stehende getan, um eine Situation zu verbessern? Wann hast du dich das letzte Mal bewusst dagegen entschieden? Bist du wütend, wenn dein Umfeld weniger oder mehr Mitgefühl zeigt als du?

„SCHLAG ZEILEN“ versucht das Theater als politischen Raum zu nutzen und uns alle daran zu erinnern, dass wir mit der Überforderung nicht allein sind.
Auch wenn im Theater die Verantwortung für unsere Welt thematisiert wird, bleibt für das Ensemble am Ende immer noch die Frage: Wie absurd ist es eigentlich, dass auf der Welt so viele Katastrophen passieren und wir es uns herausnehmen, eine Performance darüber zu entwickeln, wie wir mit den Nachrichten umgehen?

Jurykommentar

Ein Klavier, ein Tisch, ein Ringlicht, ein Walking Ball, eine Gitarre, 15 Minuten und drei energiegeladene Performer*innen. Mehr braucht es nicht, um im Publikum eine Flamme zu entzünden und im Schlaf geglaubten Aktivismus zu erwecken.

Die Performance „SCHLAG ZEILEN“ des Staatsschauspiels Dresden entstand im Rahmen des Performance-Festivals „UNART“. Vorgabe des Festivals ist es, in vier Monaten, mit kleinem Budget und der Unterstützung eines Coaches, hier Musiker René Bornstein, eine 15-minütige Performance zu entwickeln. Dabei entstand sowohl ein ästhetisches Erlebnis für die Augen als auch ein Klangraum für die Ohren.

In Zeiten einer überwältigenden Gegenwart haben die drei Performer*innen Alma, Anna und Johanna drei Inseln des Umgangs gefunden: Aktivismus, kreativen Output und Rückzug. Mit großen Bildern, körperlichem Einsatz und einer mitreißenden Kraft nehmen sie das Publikum mit in ihre Auseinandersetzung mit der Frage: Wie viel kann ich tun, um die Welt zu verändern und ist das, was ich tue, genug? Auf Demos gehen, Flugblätter schreiben, Songs entwickeln (übrigens sind fast alle Songs hier selbst geschrieben!), weiterbilden – sich und andere. Dabei stoßen sie mit uns gemeinsam auch an ihre Grenzen. Denn ein Mensch kann nur so viel tun, wie die körperlichen und mentalen Kapazitäten es zulassen. Ein Rückzug in die eigene Bubble ist deshalb von Zeit zu Zeit notwendig, um wieder aufzutanken und zu sich zu finden.

Neben den drei sichtbaren Inseln zeigt uns das Team von „SCHLAG ZEILEN“ noch eine vierte Möglichkeit: Zusammenhalt. Sie tun sich mit dem Publikum zusammen. Fordern es auf. Holen es raus aus der untätigen, zuschauenden Konsumhaltung, rein in den eigenen Aktivismus. Sie sammeln Spenden, verteilen Infozettel zu Petitionen, rufen zu Demos auf und zeigen uns, dass es nicht darum geht, dass eine*r alles tut, sondern Viele viel. Das ist die Kraft, die es für Umstürze braucht.

„SCHLAG ZEILEN“ beweist, dass eine Performance nicht lang sein muss, um Tiefe zu erzeugen und zu berühren. Und so darf man aus der Performance den eigenen Tatendrang mit nach Hause nehmen.

Mai-An Nguyen

Von und mit

Johanna Murr, Alma Maria Orlamünder, Anna Quitzke

Janny FuchsKünstlerische Leitung Unart Dresden
René BornsteinCoach
Anna Maria MünznerAusstattung