Konzert
Der in Köln lebende Saxofonist und Klarinettist Frank Gratkowski gehört seit Beginn der Neunziger zu den international tätigen Netzwerkern einer europäisch geprägten freien Musik. Sein expressiver Ton und die ungeheure Kraft, mit der er in sein Altsax stößt, tragen ihm über Free Jazz-Kreise hinaus vor allem in Amerika Respekt ein. Seine eigenen Projekte reichen vom Solo mit expressivem Ton und ungeheurem Erfindungsreichtum bis zum feintarierten Balancieren auskomponierter Strukturen mit spontanem Impuls in der Großformation.
Gratkowski ist der aktuelle und damit 24. Preisträger des SWR Jazzpreises. Auf seinem Album Loft Exil V denkt er „Ornette Colemans Idee vom Doppelquartett zeitgemäß weiter“, so die Jury des vom Südwestrundfunk und dem Land Rheinland-Pfalz gestifteten Preises. Mit Exponenten der amerikanischen, deutschen und niederländischen Free-Szene zündet der Saxofonist ein transatlantisches Feuerwerk.
Es gibt auf der internationalen Jazz-Szene kaum zwei gegensätzlichere Musiker als den holländischen Drummer Han Bennink und den brasilianischen Flötisten und Multiinstrumentalisten Hermeto Pascoal – zumindest oberflächlich betrachtet: Der eine ist bekannt als Protagonist des europäischen Free Jazz, der andere als Bossa-Avantgardist. Und doch gibt es genug Aspekte, die die zwei Musiker verbinden. Beide haben einen Hang zur Extravaganz, beide sind offen für unterschiedlichste Strömungen und ethnische Einflüsse, beide haben schon einige Jahrzehnte Musikerfahrung in den Knochen, beide greifen zu unkonventionellen Klangerzeugern und beide verfügen über einen ziemlich schrägen Humor. Dem ersten musikalischen Rendezvous dieser zwei Abenteurer kann man nur mit neugieriger Spannung entgegensehen.
Hermeto Pascoal gehört zu jenen Erscheinungen des Jazz, die monolithisch über allen Richtungen, Epochen und Spielhaltungen stehen. Airto Moreira nannte ihn den komplettesten Musiker, den er je getroffen habe, Miles Davis bezeichnete ihn gar als einen seiner wichtigsten Einflüsse. Tatsächlich verfügt Pascoal über einen unbegrenzten Fundus spielerischer und konzeptioneller Gestaltungsmöglichkeiten: brasilianische Rhythmik, freie Improvisation, visuelle Imagination und externe Geräuschquellen gehören genauso zu seinem Repertoire wie ein umfangreiches Wissen um die Vielfalt der globalen Musikkulturen und zielgerichtete Zugriffe auf die Populärmusik. Pascoals Konzerte sind fantastische Reisen in die unerhörten Bereiche imaginärer Klanglandschaften.
Frank Gratkowski – alto sax, clarinets
Tobias Delius – tenor sax, clarinet
Herb Robertson – trumpet
Wolter Wierbos – trombone
Dieter Manderscheid – bass
Wilbert de Joode – bass
Gerry Hemingway – drums
Paul Lovens – drums
Han Bennink – drums
Hermeto Pascoal – keyboards, flute
Hermeto Pascoal – keyboards, flute
Fabio Pascoal – percussion
Marcio Bahia – drums
Itiberê Zwarg – e-bass
Vinícius Dorin – saxes, flute
André Marques – piano
special guest: Aline Morena – vocals