Sven-Åke Johansson
© Kestutis Pleita
Die in diesem Digital Guide verwendeten Texte, Bilder, Skizzen, Zeichnungen und Partituren stammen hauptsächlich aus dem Buch „Sven-Åke Johansson. Dynamische Schwingungen mit Händen und Füßen gespielt“ (2021). Für die freundliche und unkomplizierte Bereitstellung dieser Materialien danken wir Sven-Åke Johansson, Teresa Iten-Johansson, dem wolke Verlag sowie der Edition MusikTexte.
ich sven-åke johansson (43 mariestad schweden) fing an als kind auf den kochtöpfen und deckeln meiner mutter zu spielen später auf gefundenen blecheimern die ich zusammenbaute als eine art schlagzeug als basstrommel hat damals ein abgesägtes weintraubenfass gedient ich habe darauf gespielt und dabei die damaligen schlager gesungen (im keller vom elternhaus) victoria victoria que sera sera usw erster öffentlicher auftritt zuzammen mit einem in der kleinstadt berühmten accordionspieler auf einer von meinvaters geburtstagsfeten habe von einem freund eine wirbeltrommel gekauft spielte im blasorkester basstrommel später schulband jazz (vorbilder c. braun max roach j.j. johnsson) spielten manchmal zu tanz in der turnhalle vom gymnasium it’s sand man gertrudes bounce bohemia after dark und die tanzten inzwischen einundhalb jahre als werkzeugmacherlehrling gearbeitet spielte nachher (fast profi) in tanzorkestern in die nachbarstadt skövde bosse skoglunds sextett (swing und schlager) i can’t believe that you are in love with me twist twist im sommer draussen auf schützenfesten habe in kellern und kleinen zimmern gehockt fuhr manchmal nach göteborg und stockholm um was besonderes zu hören und sehen übte immer nach platten jazzstücke in den von mir und l. pettersson aufgemachten jazzklubb galaxy im keller vom alten landesregierungsgebäude in mariestad die provinz war mir zu wenig zog nach stockholm zu erst in dem zimmer von einem tenor saxofonist freund aus skövde h. gustavsson spielte abends schnultzen im tanzrestaurant corso auf sveavägen (viel südamerikanische stücke) fuhr auf tournee durch norrland und finland mit kent silver and the silverstars in finland mussten wir immer jeden zweiten tanz tango spielen sonst gabs stunk kam nach deutschland spielte jazz im restaurant in munster mit gerold flasse und uwe wegener traf elin sprach nur englisch 25 dm und drei bier am tag abends nur ein paar paare rot plysch und fis fuhr nach schweden västerås bildete zuzammen mit bobo stensson ivar lindell und gunnar fors ein kvartett spielten nicht mehr zum tanz (leider) nur konzerte milestones immer wieder fing an mit tonbändern und klängen zu spielen führte im pistolteatern und rundfunk das licht und klangstück alphaville auf
war oft knapp hilfe kam oft von meinen eltern die mir geld geschickt haben trug meistens manchesterkleider spielte gleichzeitig in lasse nilssons bigband basiestücke cute lil darling paris le chat qui peche fuhr immer mit ein dreirädiges moped mit ladefläche rum mit dem schalgzeug drauf traf gunter hampel im blue note s c h w e d e n barcelona jamboree jazz cava g. fors kvartett l. bennet madrid whisky jazzklubb ivar ran blake p. poindexter schrieb viel associative textstücke spielte auf amerikanische basen in frankreich mit daddy schow und heuchlerei i left my heart in san franzisko sonny boy inzwischen aus der musicbox detroit city spielte in antwerpen mit p. brötzmann f. von hove und peter kowald später in mehreren klubs in ganz deutschland mit den sind in münchener jazzdomicil rausgeschmissen worden sprach besser deutsch verliebte mich vie viele in heidelberg berlin zodiak musik is happening norbert eisbrenner werner götz elektrische klänge vibraton weniger ernst publikumsbeteiligungen spielten in irrenhäusern bin seit längerer zeit auf dem lande in mariental bei helmstedt habe mit götz und eisbrenner die moderne nordeuropäische dorfmusik immer noch in irrenhäusern stadtmusik 1–4 gefängnisse schulen musiktherapie mit kindern konserte wollen in altersheimen versuchen augenfarbe blau–grau–grün
mariental 1970
Musik = Erscheinungsform von allem Hörbaren
Töne & Geräusche & Stille
Die Herstellung ist genauso wichtig wie das Resultat
Musik ist sichtbar
Pausen sind hörbar
Instrumente werden nicht beherrscht
Sie werden ausprobiert, erforscht und bespielt
Jedes Mal wird experimentiert
Jedes Spielen ist korrekt
Schlecht zu spielen ist auch Schpiel
Schlechte Instrumente sind OK
Gute Instrumente sind auch nicht schlechter
Jeder kann spielen
Musik ist existenziell
Wir haben Schwierigkeiten
Mit uns & untereinander
Das zeigen wir
Schwierigkeiten müssen nicht beseitigt werden
Wir machen uns gegenseitig transparent
Innere Veränderung bringt äußere Veränderung
1 Musik: Existenz spielen – nicht überspielen
2 Musik: Zeigen wie man ist
3 Musik: Aktivität/Kreativität/Spiel/Therapie
Befreiung
© Sven-Åke Johansson
Den sechs Kompositionen „Stumps“ ist ein Variationspotential von fallenden und steigenden Kurzsignalen (Noten) zugrunde gelegt. Ein vierfaches Wiederholen des Themas am Anfang etabliert das Stück und ergibt ein festes Ausgangsmaterial für die folgenden Improvisationen. Das einfache Wiederholen des Themas am Ende beschließt die Komposition als eine Art Rückkehr.
Die Grundtempi der Themata sind ruhig angelegt; es besteht kein festgelegtes Tempo, mehr ein freies Platzieren. Die Rhythmusgruppe arbeitet in den Improvisationen nach dem Prinzip „freies Tempo / dynamische Schwingung“; es ergibt sich Schwung (swing).
Die Kompositionen wurden kurz vor Weihnachten 2021 fertiggestellt und während eines Gastspiels im Berliner Club Au Topsi Pohl mitgeschnitten. Sie sind mein Opus magnum unter den Kleinstbesetzungen.
Sven-Åke Johansson, Juli 2022
Zeichnerische Variationen über das Thema „Stumps“
„Stumps“ im Programm des Jazzfest Berlin
Mit fünfzehn Feuerlöschern und den sich daraus ergebenden geräuschhaften Parametern wird eine szenisch-konzertante Aufführung inszeniert.
Zwei verschiedene Typen von Feuerlöschern werden verwendet. Das Szenische entsteht durch zischende Formen aus Schaum und Kohlendioxid.
Die Geräusche sollen in einer Variation durch Verwendung von verschiedenen Untergrundflächen ertönen. Vorgezogen wird eine geschlossene Aufführungshalle.
Die Spieler sind in zwei Gruppen aufgeteilt.
MM schäumend im Programm des Jazzfest Berlin
Open-Air-Festival Peitz, 1979
© Wolfgang Zeyen
Aufzuführen sind in einer größeren Halle von einer Gruppe aus fünf bis sechs Jazzmusikern freie Improvisationen und von einer Arbeitsgruppe aus der Stahlindustrie (drei bis fünf Personen) ein geräuscherzeugender Herstellungs- und Bearbeitungsprozess an größeren Eisen- oder Stahlgegenständen, wie Kessel, Stahlbögen oder Karosserien mittels Schleif-, Schweiß- und Hammergeräten.
Beabsichtigt ist eine Gegenüberstellung von geräuscherzeugenden Betätigungen verschiedener Art: Musik spielen und hämmern, wobei keine „kompositorischen“ Absichten im Zusammenwirken der beiden Gruppen – teilweise einzeln, teilweise gleichzeitig – vorhanden sind, sondern ein natürliches Ineinandergreifen angestrebt wird.
Das Projekt ist mit vielen Vorbereitungen, Transport- und Aufstellungsarbeiten verbunden. Open-Air-Festival Peitz (Brandenburg, DDR), 1979.
Besetzung: Eine Improvisationsgruppe und drei Schlosser aus dem Kombinat Schwarze Pumpe.
Der Zufall ergab dann Erstaunliches: Unter anderem wurde ein Doppel T-Träger (der symbolisch für das geteilte Deutschland stehen könnte) von den Schlossern mit einem Schneidbrenner durchtrennt – mit gewaltigem Krach entstanden zwei Teile – und wurden in weiser Voraussicht später wieder zusammengeschweißt.
Musik als Lärm – Lärm als Musik (1979)
Open-Air-Festival Peitz, 1979
© Wolfgang Zeyen
Skizzen (1989 – 2010)
Weitere Veranstaltungen mit Sven-Åke Johansson im Programm des Jazzfest Berlin
Für drei Spieler
Elektrische Bratsche, elektrischer Bass, elektrische Geige, Blech, Schlagzeug, Stimme, Saxophon
Die M. N. D. (Moderne Nordeuropäische Dorfmusik) beschreibt eine neue, teils improvisierte Spielweise, weg von der Expressivität des Freejazz, auch in einer Erneuerung des Instrumentariums.
Geräuschhaftes wird miteinbezogen, mit Streichholzschachteln, Marke „Welthölzer“, wird geraschelt, Bleche (Donnerblech) werden gerüttelt, ein Echogerät wird benutzt, um Geschwindigkeiten zu beschreiben.
Die Partitur verzichtet auf herkömmliche Noten / Notenwerte, stattdessen wird der Spielvorgang durch eine geschriebene Anweisung vorgegeben.
Moderne Nordeuropäische Dorfmusik, 1969
© Sven-Åke Johansson
Moderne Nordeuropäische Dorfmusik (1969 – 1972)
Moderne Nordeuropäische Dorfmusik, 1969
Foto: Götz Mordhorst
Die in diesem Digital Guide verwendeten Texte, Bilder, Skizzen, Zeichnungen und Partituren stammen hauptsächlich aus dem Buch „Sven-Åke Johansson. Dynamische Schwingungen mit Händen und Füßen gespielt“ (2021). Für die freundliche und unkomplizierte Bereitstellung dieser Materialien danken wir Sven-Åke Johansson, Teresa Iten-Johansson, dem wolke Verlag sowie der Edition MusikTexte.
Die von Sven-Åke Johansson gelesenen Texte stammen aus seiner Textsammlung „In St. Wendel am Schlossplatz …“ (2013).