Ausstellung

Regina Schmeken

Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU

Motiv: Enver Şimşek (38) 09.09.2000 Nürnberg © Regina Schmeken, 2015

Ausstellungsplakat „Regina Schmeken. Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU“. Motiv: Enver Şimşek (38) 09.09.2000 Nürnberg Motiv © Regina Schmeken, 2015

Das Beklemmendste an diesen Fotografien ist, dass auf ihnen weder die Mörder noch die Mordopfer zu sehen sind. An Schmekens Aufnahmen wirkt gerade das Unauffällige, Banale und Gewöhnliche unheimlich.
Hans Magnus Enzensberger

Als Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) bezeichnete sich eine rechtsextreme terroristische Vereinigung in Deutschland. Innerhalb von sieben Jahren, von 2000 bis 2007, ermordeten Mitglieder des NSU zehn Menschen in verschiedenen deutschen Städten von Rostock über Hamburg, Dortmund, Kassel, Köln, Heilbronn, Nürnberg bis München.

Die Opfer waren neun Männer türkischer und griechischer Abstammung, die in Deutschland lebten und arbeiteten, sowie eine Polizistin. Das erste Opfer, der Blumenhändler Enver Şimşek, wurde am 9. September 2000 in Nürnberg ermordet, das letzte Opfer, die Polizistin Michèle Kiesewetter, am 25. April 2007 in Heilbronn. Bei zwei Sprengstoffattentaten wurden in Köln mehr als 20 Menschen zum Teil schwer verletzt.

Am 4. November 2011 wurde die Gruppe aufgedeckt. Angehörige der Mordopfer, Betroffene der Anschläge und die Öffentlichkeit erfuhren erstmals von der Existenz des NSU. Der Prozess am Oberlandesgericht in München gegen Beate Zschäpe, Ralf Wohlleben sowie weitere fünf mutmaßlich Beteiligte begann 2013, das Urteil steht noch aus, ebenso die restlose Aufklärung der Taten.

Regina Schmeken begann im Frühjahr 2013 die Tatorte des NSU zu fotografieren. Die zehn ermordeten Menschen wurden auf dem Boden liegend gefunden, brutal hingerichtet von rechtsradikalen Terroristen. In ihrem Ausstellungsprojekt „Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU“ geht es ihr um das Gedenken an die Ermordeten sowie eine Auseinandersetzung mit jenen Orten, die auf den ersten Blick keinerlei Spuren einer Gewalttat aufweisen. Zwischen 2013 und 2016 besuchte sie mehrmals die Tatorte. Es entstand ein Zyklus großformatiger Schwarzweiß-Fotografien, die verstörend wirken.

Feridun Zaimoğlu nennt die Geschichte des NSU im Katalog zur Ausstellung „die Geschichte der großen Beschädigung“. Annette Ramelsberger schreibt: „Die Reise an die Tatorte war eine Reise in ein Land von Schmerz und Tränen, von Gleichgültigkeit und klammheimlicher Freude über das, was geschehen ist. Als der NSU nach zehn Morden, zwei Sprengstoffattentaten und 15 Raubüberfällen aufflog, waren sich alle gewiss: So eine Terrorserie könne sich in Deutschland nicht wiederholen. Wer den NSU-Prozess verfolgt, der weiß: Dafür gibt es keine Garantie.“

Die Ausstellung richtet sich gegen das Vergessen. Sie gedenkt derer, die ermordet wurden und stellt Fragen zum Geschehen und dem künftigen Zusammenleben.

Regina Schmeken fotografiert seit Mitte der siebziger Jahre und zählt zu den international vielbeachteten Fotografinnen Deutschlands. In ihrer Arbeit geht es ihr um die Wahrnehmung der Wirklichkeit, deren Reflektion und Verdichtung.

Veranstalter: Berliner Festspiele / Martin-Gropius-Bau
Eine Ausstellung des Militärhistorischen Museums Dresden.
 

  
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