Mixed-Media-Lesung | Six Days of Love
hn. lyonga, … of All the Ways We Continue to Weep and Love, 2023.
... of All the Ways We Continue to Weep and Love (2023) ist eine Mixed-Media-Lesung in zwei Akten vom interdisziplinären Schriftsteller und Dichter hn. lyonga, der aktuell Neighbour in Residence am Gropius Bau ist. Er führt in die Praxis des Sweepings (Fegens) als bewussten Akt der Stärkung ein, der den Körper und seine Umgebung vor kommunalen, historischen und ökologischen Unsicherheiten schützt, denen er ausgesetzt ist.
Ein zentraler Motivator, der die Menschen zum Sweeping antreibt, ist Angst. Als Neighbour in Residence wendet sich hn. lyonga sowohl an Gefühle des Unbehagens als auch an Energien, die den Gropius Bau aufgrund seiner spezifischen Architektur und Geschichte innewohnen. Die Praxis des Sweeping arbeitet mit der Härte und der gewalttätigen Geschichte eines Raums/Ortes, um ihn bereit, weich und offen für Energien und Entitäten zu machen, die ihn besuchen; um ihn zu einem Ort zu machen, an dem sich Menschen versammeln und verbinden können.
In ... of All the Ways We Continue to Weep and Love wird auf den spirituellen und traditionellen Charakter einer Praxis verwiesen, die hn. lyonga als Kind in Kamerun gelernt hat. Die Klangelemente der Arbeit sind auch eine Hommage an die Kultur der Bakweri im Südwesten Kameruns und an die Traditionen, sich am Fuße von Bäumen zu versammeln. Sie enthält die Stimme von hn. lyongas Mutter und Schlaflieder über die Bedeutung von Bäumen, Orten des Sammelns und den Menschen, die die mühsame Arbeit des Webens, der Herstellung und der Bewahrung von Erzählungen leisten.
Zwischen Sommer 2023 und Frühjahr 2024 knüpft das öffentliche Programm Six Days of Love mit einer Reihe von filmischen Lesungen, Gesprächsformaten und Workshops an How Love Moves: Prelude an. Intime Settings in den frei zugänglichen Bereichen des Gropius Bau und des Kinos laden Besuchende dazu ein, sich der Liebe als einem Feld von Zeichen jenseits der Norm zuzuwenden – aus Richtung der Poesie und des Filmischen. Ausgehend von einem Gedicht der Autorin und Aktivistin bell hooks aus When Angels Speak of Love (2005) bringt das Programm unterschiedliche Perspektiven von Schriftsteller*innen, Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Musiker*innen zusammen. Es kreist um Liebe als planetare Sprache, die sowohl auf winzigen als auf monumentalen Aspekten des Körpers und der von ihm bewohnten Welten basiert.
Schlaflieder und Gesang: hardeson lolita
Sound-Dramaturgie: MarkusPosse
Sound: Hanita Firoozmand, hn.lyonga, Markus Posse
hn. lyonga ist ein Schwarzer, queerer, interdisziplinärer Schriftsteller, Dichter und derzeit Neighbour in Residence am Gropius Bau.
„Ich lebe und arbeite in Berlin. Ich lebte auch an anderen Orten, die in meinem Körper, meinen Texten und meinem Leben in der Diaspora präsent sind. Ich bin nicht allein hierher gekommen oder angekommen; sondern auf den Schultern anderer. Meine Arbeit konzentriert sich auf das Schreiben, das Erzählen von Geschichten als auch auf die Gemeinschaft und die Art und Weise, im Raum zu sein und zu existieren. Ich fokussiert mich auch auf migratorische Untersuchungen, die für historisch kolonisierte und marginalisierte Gemeinschaften relevant sind. Neben vielen anderen Dingen bin ich ein Nachbar, lebenslanger Student, Gründungsmitglied der Black Student Union an der Humboldt Universität zu Berlin. Ich bin auch Mitglied des Kuratoriums von BARAZANI.berlin – Forum Kolonialismus und Widerstand und Mitglied des Field Narratives Collective, das sich mit Ideen von ländlichen Biografien, transgenerationalen und Kontinent übergreifenden Storytelling-Konzepten beschäftigt. Meine Arbeit verstehe ich als ‚Wake Work‘: Arbeit im Raum der Paradoxien, die Schwarze Staatsbürger*innenschaft umgeben; es ist auch die Arbeit des ‚kontinuierlichen Bewohnens und Aufbrechens der Episteme‘. (Christina Sharpe, In the Wake: On Blackness and Being, 2016).“
hardeson lolita ist eine zertifizierte Demenzbetreuerin, Mutter und Großmutter. In einem anderen Leben war hardeson lolita Grundschullehrerin, Geschäftsinhaberin und Auftragnehmerin für CDC. Sie ist in den südwestlichen Regionen Kameruns geboren und aufgewachsen und lebt derzeit in Duisburg.
„Ich finde Gemeinschaft in Frauen – in den Geschichten von Frauen, von denen sich die Gesellschaft abwendet, in den Geschichten von Müttern, Schwestern usw., die das, was sie für die Erziehung ihrer Kinder waren, aufgegeben und zur Ruhe gelegt haben. Frauen, die weit gereist sind, aber nie ganz an einem Ort angekommen sind, den sie als Heimat erkennen, sondern beschlossen haben, eine Art Leben zwischen Sternenglanz und Lehm zu führen. Allerdings bin ich hier, lebe, atme, träume. Das ist die Frau, die ich bin, mit Händen, die in Textilien und Texturen getaucht sind, die sich an Geschichten, Traditionen, Lieder, Schlaflieder und Rezepte erinnert und das Leben gestern, heute und morgen miterlebt.“
Markus Posse ist Performancekünstler und Wissenschaftler. Nach seinem Studium der Performance Studies arbeitete er als Dramaturg und künstlerischer Mitarbeiter unter anderem am Deutsches SchauSpielHaus Hamburg, dem Theater Dortmund und dem Künstler*innenhaus Mousonturm in Frankfurt. Darüber hinaus absolviert Markus Posse derzeit eine Ausbildung zum Dramatherapeuten.
„Meine Arbeit dreht sich um den Körper als Mittel der (Mikro-)Gewalt. Ich versuche, Formen der künstlerischen Reflexion zu entwickeln, die es uns ermöglichen, die körperlichen Archive in unserem Unterbewusstsein zu erfahren und zu untergraben. Die Gesten, die wirklich wichtig sind – für mich – sind diejenigen, die wir noch nicht als Geste bezeichnen. Dieses Paradoxon prägt meine Praxis. Darüber hinaus interessiere ich mich für Neurodiversität und die Erfassung verschiedener Arten der Wahrnehmung im künstlerischen Bereich.“