Konzert
Der 26jährige Pianist Simon Toldam gehört zu den großen Hoffnungen der dänischen Jazzszene. Sein Ruf basiert jedoch weniger auf seiner Piano-Stilistik als auf seinen ehrgeizigen Bandprojekten und ungewöhnlichen Instrumentierungen. Auf dem Jazz-Festival Kopenhagen erregte er viel Aufsehen mit einer Komposition für vier Bassklarinetten. Seine Band Prügelknabe bündelt alle Facetten des sensiblen Komponisten, Arrangeurs und Bandleaders. Er versteht es nicht nur, mit Vokal-Stücken das gängige Song-Format zu sprengen und sich vom traditionellen Lied ebenso weit zu entfernen wie von der abgestandenen Jazzstandard-Interpretation, er schafft es auch, eine Streichersektion organisch zu integrieren. Seine Kompositionen verweben die Leichtigkeit des Pop, die strukturelle Vielfalt der Neuen Musik, die eruptive Spontaneität des Jazz und den emotionalen Überschwang der Folklore zu einem feinmaschigen Netz. Mit dem pointierten Einsatz seiner Mittel erzielt Toldam eine einzigartige Synthese aus großer Form und der präzisen Entfaltung des Augenblicks.
Der französische Bassist Henri Texier war an der gesamten Entwicklung des europäischen Jazz von den Sechzigern bis heute beteiligt. Er machte sich einen Namen in den europäischen Gruppen von Phil Woods oder Don Cherry und bildete mit George Gruntz und Daniel Humair die berühmte European Rhythm Machine. Neben europäischen und amerikanischen Quellen inspirierte ihn der reiche Kulturschatz der afrikanischen Einwanderer.
Für den aufmüpfigen Bassisten mit der sanften Außenwirkung war Jazz stets ein Medium zur Renitenz. Er ist einer der ganz Wenigen, die aus früheren Tagen das Bewusstsein in die Neuzeit retten, dass Jazz sich nicht nur über ästhetische Komponenten definiert. Sein mit der Crème der jüngeren französischen Szene besetztes Strada Sextet holt die Befindlichkeit der Straße zurück in den Jazz und entfacht einen brisanten Dialog zwischen zwei Generationen.
Simon Toldam – piano
Graig Earle – bass
Anders Provis – drums
Qarin Wikström – vocals
Josefine Lindstrand – vocals
Heliane Blais – viola
Alexander Kraglund – violin
Emma Nordlund – cello
Thomas Caudery – trumpet
Henri Texier – bass
Sébastien Texier – alto saxophone, alto clarinet, clarinet
François Corneloup – baritone saxophone, soprano saxophone
Gueorgui Kornazov – trombone
Manu Codjia – guitar
Christophe Marguet – drums