Konzert
Ulrich Drechsler liebt die tiefen und halbtiefen Töne. In seinem neuen Quartett umgibt er sich mit zwei Celli und Schlagzeug, er selbst bevorzugt die Bassklarinette. Die schwungvolle Eleganz seiner Linien beruht auf eingehender Auseinandersetzung mit Thelonious Monk, dem er 2004 das Album The Monk In All Of Us widmete. Die unwiderstehliche Zugkraft seiner Songs geht nicht zuletzt auch auf den Umstand zurück, dass er schon als Neunjähriger Klarinette in der Marschkapelle seiner Heimatgemeinde spielte. Der dunkle, aber niemals finstere Sound seines Cello Quartet ist im Jazzkontext absolut ungewohnt. Nordische Klangflächen treffen auf orientalische Ornamente, entrückte Balkanromantik prallt auf Wiener Caféhaus-Moderne, Mozarts verspielte Leichtigkeit löst sich in Dolphys nachdenklicher Komplexität auf. Trotz all dieser Einflüsse klingt Drechslers Musik stringent, spontan und aus der Dringlichkeit des Moments geboren wie ein feinsinnig robuster Rocksong.
„Musik, wie das Leben im Ganzen, ist für mich Interaktion zwischen Extremen: Licht – Dunkelheit, Ruhe – Sturm, Freude – Trauer. Die außergewöhnliche Schönheit der Natur ist eine der unerschöpflichen Quellen meiner Inspiration.“ Die Komponistin, Pianistin und Harfenistin Iro Haarla stellte ihre eigenen Ambitionen stets hinter denen ihres Ehemannes Edvard Vesala zurück, als dessen musikalische Innenarchitektin sie galt. 1986 war sie auf seinem Album Lumi zu hören. Erst vier Jahre nach Vesalas Tod debütierte sie 2003 mit dem Trioalbum Heart of a Bird. Diesem folgte Ihr Quintet ein Jahr später mit dem an nordischer Verklärtheit kaum zu überbietenden ECM-Album Northbound, ein Monument voller Melancholie und Sehnsucht.
Vermutlich genügt ein Blick auf Mathias Eicks und Trygve Seims volle Terminkalender, um sich Haarlas Schritt in Richtung einer komplett finnischen Besetzungs-Variante erklärlich zu machen. Die Front wird gebildet von Trompeter Verneri Pohjola, dessen Album Aurora Nils Landgren letztes Jahr schwer begeisterte, von Saxofonist Heinilä, den sie zuhause nur ‘Sonny’ nennen und mit Jari Hongisto, einem Freigeist auf der Posaune.
Ulrich Drechsler – bass clarinet
Rina Kaçinari – cello
Christoph Unterberger – cello
Jörg Mikula – drums
Iro Haarla – piano, harp
Verneri Pohjola – trumpet
Kari ‘Sonny’ Heinilä – saxophones
Jari Hongisto – trombone
Ulf ‘Uffe’ Krokfors – bass
Mika Kallio – drums