Konzert / Livestream | Jazzfest Berlin – New York

Joel Ross’ Good Vibes // MEOW!

Joel Ross // Meow!

Joel Ross // Meow! © Lauren Desberg / Jim Black

Joel Ross präsentiert mit seiner Band seine ebenso eleganten wie komplexen, mit extravaganten Melodien angereicherten Kompositionen. Etwas Katzenhaftes umgibt das Quartett MEOW!, das durch schnelle Richtungswechsel und Überraschungsangriffe begeistert.

Livestream aus New York

Joel Ross’ Good Vibes: „Who Are You?”

Mit nur 25 Jahren erweist sich der gebürtige Chicagoer Joel Ross nicht bloß als einer der aufregendsten und vielseitigsten Vibraphonisten des Jazz, er etabliert sich auch rasch als fokussierter Bandleader und begnadeter Komponist. Seit er 2015 in New York angekommen ist, wo er mit Stefon Harris studierte, hat er ganz nebenbei nicht nur sein Interesse sondern auch sein Können in den verschiedensten Zusammenhängen unter Beweis gestellt: ganz gleich, ob er musikalische Energie zu hitzigen Free-Jazz-Settings beisteuert oder mit den avanciertesten Post-Bop-Vertreter*innen komplexe Harmonien gestaltet. Für Ross ist alles einfach nur Musik. Er ist ein verlässlicher Weggefährte für so unterschiedliche Musiker*innen wie Schlagzeuger Makaya McCraven, Trompeter Peter Evans und R&B-Sängerin Georgia Ann Muldrow. Zu Beginn dieses Herbstes brachte er „Who Are You?“ heraus, sein zweites Album als Leader für Blue Note. Die dort enthaltene Musik untermauert seine wandelbare, doch stets einfühlsame Ästhetik. Während er einerseits tief in der Tradition des modernen Mainstream verwurzelt ist, vermeidet er anderseits in seinem schlagfertigen Quintett mit Altist Immanuel Wilkins (selbst ein Blue Note-Künstler), Pianist Jeremy Cohen, Bassistin Kanoa Mendenhall und Schlagzeuger Jeremy Dutton die für diese übliche, schlichte Aneinanderreihung von Soli. Die Gruppe verfällt nie in einfache Vamps, sondern erhält einen ständigen Dialog aufrecht, ganz gleich, ob sie ein Thema darstellt oder hinter einem Solisten arbeitet. Der Bandleader Ross ist hier ebenso treibende rhythmische Kraft wie Dutton. Die gründliche harmonische Arbeit der Band nährt sich in der eleganten Komplexität von Ross’ Kompositionen, zum Bersten gefüllt mit extravaganten Melodien, die von Schichten latenter Spannung im Zaum gehalten werden.

Joel Rossvibraphone
Immanuel Wilkinsalto saxophone
Brandee Youngerharp
Or Bareketbass
Jeremy Duttondrums
Jeremy Correnpiano

 

Live auf der Bühne in Berlin

MEOW!

Die Musiker*innen schöpfen in ihren gestaltwandlerischen Darbietungen aus einem großen stilistischen Fundus, wodurch sie nie lange auf dem Fleck bleiben. Am Schlagzeug sitzt Jim Black. Er ist ein Altmeister des Chaos, der mit klackernden Grooves alles dekonstruiert und mit einer Hand die Musik gnadenlos vorantreibt, während er die andere dazu nutzt, mit wild zerstückelten Rhythmen Sand ins Getriebe zu streuen. Seine Mitstreiter*innen komplementieren und konterkarieren diese Achterbahnfahrt mit ihren eigenen, unberechenbar hintertriebenen Plänen. Bassgitarrist Dan Peter Sundland schaltet hin und her zwischen stichelnden Lines und sprunghaft zersplitterten Tonkaskaden, die Blacks perkussives Gewebe mit chirurgischer Präzision vernähen. Liz Kosacks treibendes Spiel liefert der Combo die nötige zusätzliche Schubkraft. Die einzigartig charismatische Vokalistin Cansu Tanrıkulu, die Ping-Pong-artig zwischen verrückten, urkomischen Ausbrüchen, wortlosen Pointen und einschüchternden Schreien pendelt, komplettiert das hochkarätige Line-up an Wahlberliner*innen. MEOW! umarmt alles und nichts auf einmal. Sie machen lebhaften Gebrauch von jedem Angriff, der dem Moment gerade Sinn verleihen könnte, und machen im gleichen Tempo wieder kehrt, sodass garantiert ist, dass kein Auftritt jemals dem vorherigen gleichen wird. Das Quartett tanzt auf dem Hochseil, pfeift auf Netz und doppelten Boden und wandelt komplett angstfrei, wohin die kollektive Muse sie gerade lockt.

Liz Kosacksynth
Jim Blackdrums
Cansu Tanrıkuluvocals
Dan Peter Sundlandbass

Diese Konzerte sind Teil von Jazzfest Berlin – New York