Programm 3.11.
Unter dem Titel „Sonic Dreams: Chicago“ sorgt ein außergewöhnliches Programm auf der Großen Bühne am Freitag für eine Art Festival im Festival. Dabei sind die unterschiedlichen Konzertsituationen auf der Bühne so vielfältig wie die Musik selbst.
Ein Artists’ Talk eröffnet den Festivaltag, bevor das Konzertprogramm mit der ägyptischen Multiinstrumentalistin Nancy Mounir startet. Sie präsentiert ein audiovisuelles Erlebnis, das beim Jazzfest Berlin 2021 pandemiebedingt nur als Videoarbeit zu sehen war und die mikrotonal nuancierte Musik ägyptischer Sängerinnen aus den 1920er-Jahren wiederbelebt, die im Zuge des männerdominierten Kongresses für Arabische Musik in Kairo 1932 wurde. Der britische Gitarrist Fred Frith, eine Ikone der improvisierten Musik und Mitgründer der legendären Art-Rock-Gruppe Henry Cow, tritt gemeinsam mit der Trompeterin Susana Santos Silva auf. Die Beiden treffen sich in ihrer kaleidoskopischen Klangsprache und werden begleitet von Mariá Portugal am Schlagzeug, die schon 2022 mit Quartabê beim Jazzfest Berlin zu Gast war. Der erste Programmteil auf der Großen Bühne schließt mit dem Berlin-Debüt von Paal Nilssen-Loves „Circus“. Das kompakte Ensemble des norwegischen Schlagzeugers verbindet brasilianische Melodien und wilde Improvisationen mit der fesselnden Präsenz der Sängerin und Performerin Juliana Venter.
Während einer 45-minütigen Umbaupause auf der Großen Bühne findet in der Kassenhalle ein weiterer Artists‘ Talk statt: Henry Threadgill spricht über Leben und Werk sowie über sein kürzlich erschienenes Buch „Easily Slip Into Another World“. Danach ist das Publikum eingeladen, im Rahmen von „Sonic Dreams: Chicago“ die Große Bühne zu betreten, um unmittelbar in die sphärischen Sounds der einzigartigen Chicagoer Szene einzutauchen. Drei eng miteinander verbundene Ensembles und daraus entstehende Pop-up-Gruppen zeugen vom gemeinschaftlichen Charakter dieser Community: Joshua Abrams präsentiert sein langjähriges Projekt Natural Information Society mit Ari Brown als Special Guest sowie mehreren Berliner Musiker*innen. Zum ersten Mal live in Berlin zu erleben ist Mike Reeds The Separatist Party, mit Ben LaMar Gay am Kornett, Marvin Tate am Mikrofon und den drei Musikern von Bitchin Bajas. Letztere spielen zudem ein Set ihrer kosmischen Synthesizer-Trips.
Im A-Trane gibt es eine Mischung aus Jazz und Ambient der polnischen Pianistin Joanna Duda mit ihrem Trio und Musik vom Album „Fumitsuke“ zu hören. Die Bühne im Quasimodo gehört dagegen den Klangexperimenten der in Kalifornien lebenden Trompeterin Steph Richards und ihres Quartetts, die den Einfluss des Geruchssinns auf unser Hörerlebnis reflektieren.