Konzert
Marthe Lea Band © Promo
Die Deutschlandpremiere der Marthe Lea Band, einer der spannendsten neuen Gruppen Norwegens, verarbeitet Einflüsse aus afrikanischer und skandinavischer Musik zu einem mitreißenden Feuerwerk. Leas hochenergetische Kompositionen strotzen vor Lebensfreude und lassen in Improvisationen jedweden stilistischen Purismus hinter sich.
Deutschlandpremiere
(NO, SE)
Marthe Leas nuanciertes Spiel in einem Trio, das Schlagzeuger Thomas Strønen 2021 für sein Album „Bayou“ zusammengestellt hatte, ließ noch wenig von den breitgefächerten stilistischen Interessen erahnen, die in ihr schlummerten und die sie seither verfolgt hat – zum Beispiel erst kürzlich mit Paal Nilssen-Loves Large Unit oder in einem Improvisationstrio mit dem Berliner Trompeter Axel Dörner und der dänischen Sängerin Brigitte Lyregaard. Doch kein Projekt bringt ihr Können so sehr zum Strahlen wie dieses außergewöhnliche Quintett, das jegliche Dichotomie zwischen Free Jazz und transkultureller Neugier unterwandert. Leas hochenergetische Kompositionen strotzen nur so vor Lebensfreude und sind von einem breiten Spektrum an afrikanischen Einflüssen geprägt: äthiopischer Soul oder marokkanische Gnawa-Grooves werden von ihren vielschichtigen Arrangements absorbiert und transformiert. Dabei zählt sie auf tatkräftige Unterstützung von ihren Mitmusiker*innen – allesamt Multiinstrumentalist*innen, die die Klangfarbe jeder musikalischen Situation im Handumdrehen wandeln können. Lea selbst spielt neben ihrem Tenorsaxofon auch Klavier, Gitarre und Flöte. Hans P. Kjorstad ergänzt sein Violinspiel zwischen Free Jazz und norwegischem Folk um Perkussion und Flöte, und Bassist Egil Kalman fügt dem Ganzen gelegentlich Synthesizer-Klänge hinzu. Nur Klarinettist Andreas Røysum und Drummer Hans Hulbækmo – beide waren beim Jazzfest Berlin 2022 als Teil von Gard Nilssens Supersonic Orchestra vertreten – bleiben mehr oder weniger bei ihrem Instrument. Mit ihrem Album „Asura“ aus dem Jahr 2021 hat Lea die Welt aufhorchen lassen. Unbekümmert scheint sie jeglichen Gedanken an stilistischen Purismus zu ignorieren. Stattdessen zeugen ihre Stücke ebenso von der Freude am gemeinsamen Musikmachen wie die Auftritte der Band selbst: die Musiker*innen tanzen förmlich über die Bühne, während sie auf höchstem Niveau improvisieren. Leas neues Album enthält einen mitreißenden Track namens „Ayumi“ – eine Hommage an die norwegische Pianistin und gelegentliche Kollaborateurin Ayumi Tanaka, in der Leas tiefe Verbundenheit mit ihren Mitmusiker*innen zum Ausdruck kommt.
Marthe Lea – Tenorsaxofon, Flöte, Klavier, Gitarre, Gesang, Adungu, Perkussion
Andreas Røysum – Klarinette, Bassklarinette, Gesang, Perkussion
Hans P. Kjorstad – Geige, Flöte, Gesang, Perkussion
Egil Kalman – Kontrabass, modularer Synthesizer, Gesang
Hans Hulbækmo – Schlagzeug, Perkussion, Gesang