Programm 31.10.
Das Jazzfest Berlin startet in sein siebtes Jahrzehnt mit einem abwechslungsreichen Eröffnungsprogramm, das sowohl auf die bewegte Festivalgeschichte zurückschaut als auch den Blick in die Zukunft richtet – eine Haltung, die den Jazz seit seinen Anfängen prägt.
Der schwedische Bassist Vilhelm Bromander eröffnet das Festival mit seinem Unfolding Orchestra, das aus hochkarätigen Musiker*innen der Stockholmer Szene besteht. Ihre Musik ist vom Spiritual Jazz inspiriert und vereint traditionelle indische Musik durch den Gesang der Dhrupad-Meisterin Marianne Svašek mit den Innovationen wegweisender Big Bands wie denen von Carla Bley oder Charlie Haden. Die Bühne nimmt im Anschluss niemand Geringeres als Posaunist, Komponist und Historiker George Lewis ein, der mit „A Power Stronger Than Itself“ ein einschlägiges Werk über die Chicagoer Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) verfasst hat. Lewis, ein regelmäßiger Gast beim Jazzfest Berlin, spricht über die Bedeutung des Festivals für die Jazzgeschichte und zeigt mit scharfsinnigem Blick Zusammenhänge auf, die in der Vergangenheit oftmals übersehen wurden. Auf seinen Vortrag folgt ein seltenes Solokonzert der New Yorker Pianistin Marilyn Crispell, deren unvergleichliche musikalische Tiefe die lyrische Schönheit von Bill Evans, die Spiritualität von John Coltrane und die Intensität von Cecil Taylor vereint. Das finale Set auf der Hauptbühne bestreitet der legendäre Saxofonist und Trompeter Joe McPhee – kurz vor seinem 85. Geburtstag – gemeinsam mit dem britischen Trio Decoy. Diese vielfältige Post-Bop-Band zeichnet sich durch das düstere Hammond-B3-Spiel von Alexander Hawkins und den rhythmischen Drive von Bassist John Edwards und Schlagzeuger Steve Noble aus.
Bei einem Late-Night-Set auf der Seitenbühne gibt das neue BIDA Orchestra der Amsterdamer Schlagzeugerin Sun-Mi Hong sein Berlin-Debüt, während das belgische Klaviertrio De Beren Gieren in der gemütlichen Atmosphäre des A-Trane Elektronik mit klassischem Minimalismus und klarer Pop-Struktur verbindet. Zum Abschluss laden die New Yorker Altsaxofonistin Lakecia Benjamin und ihr Quartett mit einem seltenen Clubauftritt im Quasimodo dazu ein, zu ihrem ausbalancierten Mix aus Vintage Post-Bop und zeitgenössischem R’n’B bis spät in die Nacht zu tanzen.
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