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Dancer in the Dark (2000)
Film von Lars von Trier
Musik von Björk / Mark Bell
Ton von Kristian Eidles Andersen
Dancer in the Dark, das ist ein Kino-Abenteuer. Ein Seh- und Fühlwagnis. Ein Film, der von der ersten Sekunde an etwas Trotziges an sich hat. Dem man sich mit ganzer Kraft widersetzt oder blind anvertraut, um sich dann von dessen Wahrhaftigkeit erschüttern zu lassen.
Eine Geschichte ums Erblinden. Um die Dunkelheit im Leben der Menschen. Und zwar von allem Anfang an: Vom Regisseur angeordnet, ist der Kinosaal in den ersten Minuten halbdunkel. Über die Leinwand läuft Schwarzfilm, in den Boxen erklingt eine Ouvertüre.
Selma arbeitet, mit dicker Hornbrille auf der Nase, in einer Fabrik. Schiebt mehr tastend als sehend Blech um Blech in die Stanzmaschine. Abends erledigt sie die Hausarbeit, steckt in Heimarbeit Haarnadeln auf kleine Kartons. Sie trägt meist Kopftuch, Schürze, derbe Schuhe. Sie kam aus der Tschechoslowakei und lies sich in den USA nieder, weil es hier Ärzte gibt, die ihrem Sohn, der ihre Krankheit geerbt hat, das Augenlicht erhalten können.
Gefilmt sind all diese Bilder aus freier Hand – sie vibrieren, scheinen zu atmen – und eingefügt sind Tanzszenen – Selma tanzt, Selma singt, Selma lebt! Sie hat noch ihr Augenlicht und spielt in einem Musical. Ihr Lieblingsstück: The Sound of Music.
Als sie zunehmend erblindet, flüchtet sie sich in die Welt der Geräusche und Melodien. Und in der Fabrik wird das Stampfen der Maschinen zum Rhythmus ihrer Träume.
Selma flieht in den Schoß der Musik und begeht aus dieser trügerischen Geborgenheit heraus ihre Verzweiflungstat. Lars von Trier rührt in diesem Musical die Trommeln der Emotionen und bannt den Zuschauer auf den Kinosessel. Er verleiht dem Film jene ungeheuerliche Unebenheit und schneidige Lebendigkeit.
In Kooperation mit Babylon