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Elephant (2003)
Film von Gus van Sant
Musik von Hildegard Westerkamp / Frances White / Ludwig van Beethoven
Ton von Leslie Shatz
Beinahe beiläufig, ohne jede Aufregung, in ruhigen Fahraufnahmen, folgt die 35mm-Kamera seinen hervorragenden Laiendarstellern ihrem Schul- und Lebensalltag.
Kleine Ereignisse und Nichtereignisse, wie sie Schüler wie Nathan, Carrie und John jeden Tag erleben, werden so in Elephant kunstvoll mit den realen Geschehnissen des Amoklauf der beiden Teenager Dylon Klebold und Eric Harris verwoben (auch hier von Laiendarstellern verkörpert), die 1999 in der Columbine High School zwölf Schüler und einen Lehrer töteten, bevor sie sich selbst richteten.
Dabei verzichtet van Sant auf einfache psychologische Erklärungsmuster für die unfassbare Tat. Die Stunden vor dem Amoklauf werden in Rückblenden in kleinen Momentaufnahmen erzählt, um dann im Schlussteil des Films in der erwarteten Katastrophe zu enden. Der Film wirkt dabei in seiner Langsamkeit fast schon meditativ.
Analog zum dramaturgischen Konzept des Films verzichtet auch die herausragende Tonregie von van Sant und seinem Sounddesigner Leslie Shatz auf jegliche, melodramatische Momente.
Die Tonspur entfaltet ihre Wirkung in ihrer radikalen Reduktion unter Verwendung von Toncollagen von William S. Borroughs und Soundscape-Recordings der Komponistinnen Frances White und Hildegard Westerkamp: Hollywood trifft auf Klangkunst. Die Kompositionen werden dissoziativ zum Bild verwendet und entfalten gerade so ihre unheimliche Wirkung: ein Soundwalk zweier Egoshooter durch die Gänge der Schule zur Klanglandschaft kalifornischer Nebelwälder.
In Kooperation mit Babylon