Konzert | John Cage 100 / Recital
John Cage 100 / Recital
Sabine Liebner © Rupert Karbacher
Die Münchener Pianistin Sabine Liebner beschäftigt sich seit langem intensiv mit der Musik der New York School und trat insbesondere als Interpretin der Werke von John Cage und Morton Feldman hervor. Bei MaerzMusik präsentiert sie Schlüsselwerke von John Cage: die vierteilige Reihe der Music for Piano, die er Mitte der 1950er Jahre komponierte, und One², eines seiner sogenannten Number Pieces aus dem Jahr 1989.
Die Reihe Music for Piano begann Cage 1952, im selben Jahr, in dem auch sein später so berühmtes Stück 4’33 entstand. Bei 4’33, der Stille in einem festgelegten Zeitrahmen, waren zufällige Umgebungsgeräusche die einzigen klanglichen Ereignisse. Bei Music for Piano bot ein unbeschriebenes Blatt Papier John Cage das musikalische Material für seine Komposition. Er sah alle Noten bereits dort stehen: die kleinen Unregelmäßigkeiten und Flecken auf der Papieroberfläche. Cage übertrug sie auf transparentes Notenpapier und bestimmte so die Tonhöhen. Auf diese Weise entstanden die ersten Stücke von Music for Piano. Später variierte Cage die Verfahren und setzte weitere Zufallsbefragungen ein, um kompositorische Entscheidungen zu treffen. Die Stücke 53–68 und 69–84 (1956), die letzten Zyklen der Reihe, erfordern Klang- und Geräuscherzeugungen sowohl innerhalb wie außerhalb des Flügels.
One² (1989) stammt aus John Cages später Schaffensperiode. Es ist für ein bis vier Klaviere konzipiert, bei denen für die Dauer des Stücks das Haltepedal arretiert ist, so dass die Töne weiterklingen und sich überlagern können. Der Pianist geht von Klavier zu Klavier und spielt mit Zufallsoperationen ermittelte Töne innerhalb feststehender und flexibler Zeitklammern. John Cage beschränkt sich bei One² auf mindestnotwendige Festlegungen.
John Cage
Music for Piano 53–68 (1956)
One² (1989)
Music for Piano 69–84 (1956)