Workshop & Reading Group | Thinking Together
Flussdelta in Island © iStock.com / Oleh_Slobodeniuk
Die Gaia-Hypothese besagt, dass in unserer Beziehung zur Natur und zu unserem Planeten ein Sprung stattgefunden hat. Angesichts des Zustands der Globalisierung und des Diskurses um das Anthropozän gewinnt die Frage nach dieser Beziehung wieder an Bedeutung. Die Gaia-Hypothese, die vor allem in den 70er-Jahren populär war, fordert ein anderes Denken mit und über Erde und Klimawandel. Isabelle Stengers beschreibt zwei Geschichten, die beide dem Zusammenbruch entgegensteuern: einerseits die kapitalistische Geschichte endlosen Wachstums und Fortschritts, anderseits die fatalistische Geschichte von Umweltkollaps und knappen Ressourcen. Sie schlägt vor, dieser mehr als alle anderen dringlichen Situation einen Namen zu geben. Obwohl man sich Gaia als ein Wesen (un être) vorstellen kann, das in unser Leben eingreift, ist sie doch auch eine „kitzlige Vereinigung von Kräften, die unseren Gründen und unsere Projekten gegenüber gleichgültig sind“. Also ist Gaia vielleicht nicht nur ein Name sondern eher eine Andeutung oder eine Handschrift unserer derzeitigen Situation und dessen „was uns zum Denken zwingt und fantasieren lässt“. Es ist ein Narrativ des Jetzt.
In diesem Workshop möchten wir die Landkarte um die Gaia-Hypothese ausbreiten und ihre Bedeutung für Konzepte von Zeit und Geschichte betrachten. Ohne ihrer vermeintlich spiritualistische Verbindung zu folgen, sollten wir ihre Hypothese hinterfragen und begründen: Wie ist sie mit unserem Alltag verbunden? Wie könnte eine Alternative zum derzeitigen ökokapitalistischen Realismus aussehen? Wie können wir uns von Kontrollfantasien kybernetischer Gespenster verabschieden und angesichts Gaias nach (un-)skalierbaren Kosmologien suchen?
Ein detaillierteres Programm und eine Liste mit Lektürevorschlägen wird den Teilnehmenden Mitte März zugeschickt.
Weitere Informationen: texture.works und facebook.com/texturekollektiv
texture (Jakob Claus, Niklas Egberts, Moritz Klein, Hannah Schmedes, Yannick Schütte)
Im Rahmen von „Defragmentation – Curating Contemporary Music“
Ein Projekt der Kulturstiftung des Bundes und des Internationalen Musikinstituts Darmstadt (IMD) / der Darmstädter Ferienkurse, der Donaueschinger Musiktage, von MaerzMusik – Festival für Zeitfragen sowie in Kooperation mit dem Ultima Festival Oslo