Performance & Installation
Audrey Chen / Hugo Esquinca
Topographies of Hearing © Hein Nouwens / iStock
Audrey Chen und Hugo Esquinca stellen mit „YOUR MOUTH LIMB DISMEMBERED, THE GRADUAL TONGUE DISSECTED” ein neues Werk bei MaerzMusik in der Reihe „Topographies of Hearing“ vor. Dabei gehen sie an die Grenzen des körperlichen Ausdrucks und der technologischen Manipulation menschlicher Klänge.
Im Rahmen ihrer Zusammenarbeit erforschen Audrey Chen und Hugo Esquinca die Dynamik eines sonoren Körpers in Interaktion mit einem verarbeitenden System, das unmittelbar auf die Besonderheiten seiner Spektren reagiert. Dabei betrachten sie ebenso das Verhältnis von beidem zu einem vordefinierten Raum. „YOUR MOUTH LIMB DISMEMBERED, THE GRADUAL TONGUE DISSECTED“ wird im Rahmen von „Topographies of Hearing“ bei MaerzMusik 2024 als eine einwöchige Intervention, die die physischen Grenzen der überdehnten Stimme durch instabile Arrangements der Signalverarbeitung auslotet, an vier verschiedenen Orten präsentiert. Durch Rückgriff auf das Phänomen des Phantomschmerzes sowie auf orale und auditive Wahrnehmungen wird das Zusammenspiel von Stimme und Prozess als Mittel eingesetzt, um die Tiefe und die explosiven Fähigkeiten des Stimmapparats zu enthüllen. Der bleibende Eindruck, die Restempfindung, die dem Klang folgt, breitet sich im physischen Raum aus und ruft das der Muskulatur übertragene Erinnerungsartefakt wach.
„Topographies of Hearing“ ist eine von MaerzMusik initiierte Reihe von Klanginstallationen, Konzerten und Langzeit-Kompositionen, die Fragen nach immersiven Klangbegegnungen und deren Erfahrung jenseits von Konzert- und Aufführungsräumen stellt. Das Festival lädt Audrey Chen, Hugo Esquinca, Christina Kubisch, Jessica Ekomane und Miya Masaoka dazu ein, in der Library im Haus der Berliner Festspiele, in der Akademie der Künste, im SAVVY Contemporary und an weiteren Orten in Berlin ortsspezifische Soundarbeiten zu schaffen, die sich mit akustischen Bildern und Szenografien des Ohrs auseinandersetzen. Die Arbeiten untersuchen das Verhältnis zwischen Publikum und Raum. Durch Live-Konzerte und Aufführungen, die zu spontanen oder vorher festgelegten Zeiten während des Festivalzeitraums organisiert werden, begleiten sie die MaerzMusik sowohl als immersive Räume des Zuhörens als auch als kollektive Erfahrungen, die die Politiken des Zuhörens im Gegensatz zum westlichen Kontext eines Konzertsaals oder der Sterilität von Ausstellungsräumen auf den Prüfstand stellen. Physiologische Beschränkungen – sitzend, frontal, verrenkt – werden in neue Bereiche des Komponierens und Aufführens von Musik und Klang verwandelt. Wie können wir unsere Bewegungen zum Klingen bringen? Wie formt der Raum unseren Klang? Welchen klanglichen Abdruck hinterlassen unsere – menschlichen – Körper? Und was können Klänge, die vor uns da waren, uns über unsere Vergangenheit erzählen, unser Heute und Morgen choreografieren.