Dieses Glossar erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Universalität. Es wurde in Zusammenarbeit mit Djon Mundine eigens für RAINBOW SERPENT (VERSION) zusammengestellt, um zum besseren Verständnis der Ausstellungstexte beizutragen.
zielt auf die Durchsetzung von Ansprüchen auf Land der First Nations ab. Ein Arbeitsstreik in den 1960er Jahren gab den Anstoß für eine organisierte Bewegung. Dies führte zur Verabschiedung des Aboriginal Land Rights Act von 1976. Das Gesetz war ein erster rechtlicher Schritt, der es den First Nations ermöglichte, von den kolonialen Siedler*innen geraubtes Land zurückzufordern.
wurde 1972 von einer kleinen Gruppe First Nations-Aktivist*innen initiiert, die ein Zelt auf dem Rasen des damaligen Parlaments in Canberra aufstellten. Sie protestierten gegen die katastrophale politische und sozioökonomische Lage Indigener Menschen. Die Polizei entfernte das Zelt und vertrieb die Demonstrierenden, die es in einem sechsmonatigen Hin und Her immer wieder aufbauten. Die Botschaft nahm viele Formen an, bevor sie 1992 an ihrem ursprünglichen Standort dauerhaft errichtet wurde.
bedeutet wörtlich die „Wissenschaft vom Menschen“. Sie wurde im Zuge der europäischen Expansion und Kolonisierung begründet. Durch die Bestimmung körperlicher Merkmale wurde die Unterdrückung und Ausbeutung von Indigenen Menschen und anderen Gruppen vermeintlich wissenschaftlich gerechtfertigt.
bezeichnet eine afroamerikanische aktivistische Bewegung, die von 1954 bis 1968 in den USA aktiv war. In diesem Zeitraum erkämpften sich Schwarze Menschen Rechte, die ihnen zuvor durch rassistische Gesetze verweigert wurden. Rosa Parks, Martin Luther King Jr. Und Malcolm X zählen zu den bekanntesten Stimmen der Bewegung.
bezeichnet eine bürokratische, wirtschaftliche und kulturelle Vereinigung von Großbritannien und anderen Staaten, darunter hauptsächlich ehemalige britische Kolonien. Das Commonwealth wurde 1926 in Reaktion auf die ersten Unabhängigkeitsbestrebungen der Kolonien gegründet.
Beabsichtigt wurde damit eine langfristige Bindung ehemaliger Kolonien an die britische Krone.
bedeutet wörtlich Unterschied. Édouard Glissant meint damit eine Ansammlung von Unähnlichkeiten, die über eurozentristische Vorstellungen von Gegensätzlichkeit hinausgeht.
bezeichnet eine Forschungsmethode. Sie umfasst die detaillierte Beobachtung, Beschreibung und Kategorisierung von (Alltags-)Kulturen. Die Ethnografie ist eng mit dem Kolonialismus und dem eurozentristischen Blick von Forscher*innen auf nicht-europäische Kulturen verbunden.
beschreibt die Beurteilung nichteuropäischer Länder und Gemeinschaften aus der Perspektive europäischer Werte und „Normen“. Das Konstrukt Europa bildet hier den unhinterfragten Mittelpunkt des Denkens und Handelns. Dabei wird Europas Entwicklungsgeschichte und gesellschaftliche Ordnung als Maßstab gesehen.
ist ein Oberbegriff und meint Menschen, die familiäre Verbindungen zu den ersten menschlichen Bewohner*innen Australiens haben: Aboriginal und Torres Strait Islander Nations. Diese setzen sich aus vielen verschiedenen Indigenen Gemeinschaften zusammen, die jeweils ihre eigenen Sprachen, Kulturen und Bräuche haben.
definiert Prinzipien, nach denen die sinnliche Wahrnehmung des Menschen organisiert ist. In Bezug auf den Sehsinn beschreibt die Gestalttheorie, wie das menschliche Gehirn einzelne Elemente – etwa eine Ansammlung von Punkten – zu vollständigen Formen ergänzt. Boyd nutzt solche Mechanismen, um zu zeigen, dass die individuelle Wahrnehmung immer auch an der Herstellung von Bildern beteiligt ist.
wird von vielen Indigenen Gemeinschaften als ein beziehungshafter Raum definiert. Er umfasst das, was von den Kolonialmächten als „Pazifischer Ozean“ bezeichnet wurde, und schließt seine Bewohner*innen, Ökosysteme, Archipele und Küstenlinien ein.
bezeichnet die erste Reise des Seefahrers und Kolonisators James Cook in den Südpazifik im Auftrag der britischen Krone. Zu seiner Besatzung gehörten Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen. Sie gingen 1770 in der Nähe des heutigen Sydney an Land. Diese Expedition markiert den Beginn der kolonialen Unterdrückung der First Nations in Australien.
meint im Kanon der westlichen Kunstgeschichte die Bedeutung der Motive eines Bildes. Die Bildsprache und ihre mögliche Deutung – die immer auch ideologisch gefärbt ist – überdauern Epochen der Kunstgeschichte und werden teilweise bis heute fortgeschrieben.
bezeichnet das Streben von Staaten, ihre Macht über die eigenen Landesgrenzen hinaus auszudehnen. Dabei werden Länder beispielsweise gezielt politisch, wirtschaftlich und kulturell von einem anderen Land abhängig gemacht und ausgebeutet. Der europäische Kolonialismus gehört zu den brutalsten Auswüchsen imperialer Gewaltherrschaft, deren Strukturen bis heute fortdauern.
bezeichnet eine von 1945 bis 1991 andauernde Phase des Konflikts zwischen den USA und der Sowjetunion. Statt den Kampf um die jeweils eigene Einflusszone in der direkten militärischen Konfrontation auszutragen, wurden dabei politische Druckmittel, Wettrüsten und Stellvertreterkriege – also Kriege in anderen Ländern, bei denen die USA und Sowjetunion nur im Hintergrund handelten – eingesetzt.
ist eine kunstgeschichtliche Epoche, die in Europa zwischen 1770 und 1840 die bildende Kunst und Architektur prägte. Sie zeichnet sich durch klare Linien und strenge Geometrien aus. Vertreter*innen dieses Stils orientierten sich an der Formensprache der römischen und griechischen Antike. Dies zeigt sich an Elementen wie Säulen und Tempelfronten.
sind Modelle und Erzählungen über die Entstehung des Universums und der Welt. Sie können soziale, moralische, spirituelle und ästhetische Ansichten begründen, die eine Gesellschaft prägen. Die Menschen der First Nations gehören unterschiedlichen kulturellen Gemeinschaften an, die jeweils eigene Kosmologien haben.
bezeichnet einen Prozess der Vereinheitlichung oder Angleichung von unterschiedlichen Gruppen und Lebensweisen. Häufig werden etwa kolonisierten Gemeinschaften die Vorstellungen und kulturellen Gewohnheiten der Kolonialmächte aufgezwungen. Dies zielt darauf ab, die Weitergabe von lokalem Wissen zu verhindern.
bedeutet wörtlich Undurchsichtigkeit. Édouard Glissant nutzte den Begriff in Bezug auf die Kommunikation zwischen Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen. Mit dem „Recht auf Opazität“ widersetzt sich Glissant der Absicht, die „Anderen“ vollkommen zu verstehen und damit „auf das Modell [der] eigenen Transparenz zu reduzieren“.
wird als verallgemeinernder Begriff für verschiedene Schöpfungsgeschichten der Gemeinschaften der First Nations verwendet. Traditionell kann „Gott“ als ein weißer Lichtblitz oder in Form der Spektralfarben des Regenbogens erscheinen. An bestimmten Wesen zeigt sich dieses Phänomen: die Haut von Reptilien, die Flügel mancher Insekten und die Schuppen von Fischen. Jede Gemeinschaft hat eine bestimmte Schlangenart, wie der Olivpython, der Schwarzkopfpython oder die Mulgaschlange.
bedeutet wörtlich Wiederherstellung. Im Kontext kolonialer Sammlungen meint es die Rückgabe von kulturellen Gütern und menschlichen Körpern an die Herkunftsgemeinschaften, aus denen sie unter ungleichen Machtverhältnissen gewaltsam geraubt, enteignet oder zwangsverkauft wurden.
bedeutet wörtlich Durchsichtigkeit. Édouard Glissant betont, dass der Anspruch auf Transparenz in der europäischen Moderne eng mit Kontrolle und Macht verbunden ist. Statt die*den „Anderen“ restlos durchschauen und verstehen zu wollen, tritt Glissant für einen globalen Austausch ein, der Differenz und Opazität zulässt.