Ausstellungstexte
Ausstellung
Daniel Boyd, Untitled (PAITA), 2022 Courtesy: der Künstler und Roslyn Oxley9 Gallery, Sydney
RAINBOW SERPENT (VERSION) ist die bisher umfassendste Präsentation von Daniel Boyds Schaffen in Europa. Sie gab einen Überblick über Boyds künstlerische Praxis, die sich der kolonialen Erzählung der Geschichte Australiens widersetzt und Indigene Wissensproduktion, transnationale Netzwerke des Widerstands sowie persönliche Familiengeschichten miteinander verwebt. Diese reflektierte der Künstler in RAINBOW SERPENT (VERSION) auch im Hinblick auf die Architektur des Gropius Bau.
In enger Zusammenarbeit mit Daniel Boyd konzipiert, präsentierte RAINBOW SERPENT (VERSION) 44 Gemälde und zwei neue großformatige Installationen, die in Dialog mit der historischen Architektur des Gropius Bau traten. Die Ausstellung erstreckte sich über das erste Obergeschoss und den Lichthof und betonte nicht-lineare Verbindungen zwischen den ausgestellten Arbeiten und Vorstellungen von Zeit und Raum.
In unserer Playlist spricht Daniel Boyd selbst über seine Arbeiten; die Aufnahmen lassen sich auch über QR-Codes in der Ausstellung abrufen.
Ein wichtiger Bezugspunkt in Boyds Ausstellung war das Werk des Dichters und Philosophen Édouard Glissant. Glissant entwickelte das Konzept des „Rechts auf Opazität“, das sich der westlich geprägte Idealvorstellung von Transparenz widersetzt, die Unterschiede einebnet und auslöscht. Boyd hat eine spezifische Maltechnik entwickelt, die Resonanzen zwischen seinem eigenen und Glissants Denken herstellt. Punkte aus Archivkleber, die er selbst als „Linsen“ bezeichnet, bedecken dabei die Leinwand. Zwischen den Punkten ist schwarze Farbe aufgebracht, die im Wechselspiel mit den Linsen die Bildoberflächen in Bewegung bringt. Diese Technik unterstreicht das Recht auf eine Darstellung, die sich auf Opazität beruft. Opazität interessiert Boyd als Mittel des Indigenen Widerstands gegen das Erbe des europäischen Aufklärungsgedankens und dessen Beharren auf Erleuchtung, Transparenz und Offenlegung.
Zwei eigens für RAINBOW SERPENT (VERSION) konzipierte Installationen bedeckten die Fenster des ersten Obergeschosses und den Boden des Lichthofs. Diese Inszenierung reflektierte die Architektur des Gropius Bau in einem fragmentierten, sich stetig wandelnden Bild und ließ die Arbeiten Boyds durch den natürlichen Lichteinfall in ständiger Bewegung erscheinen. Integraler Bestandteil der Ausstellung war auch ein Veranstaltungsprogramm, das sich wie ein Theaterstück auf der Bodeninstallation im Lichthof entfaltete.
Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf den Begriff „Rainbow Serpent“, der häufig fälschlicherweise für eine Reihe von Schöpfungsgeschichten verschiedener First Nations-Gemeinschaften in Australien verwendet wird, ohne die Besonderheiten der jeweiligen Kosmologien zu berücksichtigen. Dabei sind die Mythen der First Nations so vielfältig wie ihre Gemeinschaften selbst. Boyd griff den Begriff mit dem Zusatz „(VERSION)“ im Titel seiner Ausstellung auf, um auf die Vielfalt der unterschiedlichen Kosmologien und Kulturen der First Nations hinzuweisen.
Kuratiert von Stephanie Rosenthal und Carolin Köchling
Entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Institute of Modern Art, Brisbane
Inhaltlicher Hinweis
Die Ausstellung thematisiert koloniale Gewalt. Menschen, die zu den First Nations oder Indigenen Gemeinschaften des Great Ocean gehören, werden darauf hingewiesen, dass einige der Texte und Kunstwerke verstorbene Personen erwähnen oder darstellen.
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds
Unterstützt von Australia Council for the Arts, Australian Government, NSW Government, Agency, Kukje Gallery, Roslyn Oxley9 Gallery, STATION
Partner: Wall, Bouvet
Medienpartner: Monopol, Madame, Berlin Art Link, rbbKultur