Grußwort

Andrea Zietzschmann, Stiftung Berliner Philharmoniker

Herzlich Willkommen zum Musikfest Berlin 2022!

Wie durch ein kleines Wunder ist es dem Musikfest Berlin gelungen, durch die Pandemie hindurch und trotz etlicher Einschränkungen und Änderungen, in den vergangenen zwei Jahren mit beeindruckenden Programmen stattzufinden.

Auch in diesem Jahr wird das Festival musikalische Brücken von der Musik des Mittelalters und der Renaissance bis zu deutschen Erstaufführungen von jüngst uraufgeführten Kompositionen schlagen. Zudem werden mehrere Komponistinnen und Komponisten musikalisch besonders gewürdigt: Florence Price, Sofia Gubaidulina, Liza Lim, Gerald Barry und Wolfgang Rihm. Auch wird Charles Mingus und Iannis Xenakis musikalisch gedacht, die vor 100 Jahren geboren wurden.

Die Berliner Philharmoniker freuen sich sehr, als Kooperationspartner des Musikfest Berlin der Berliner Festspiele wieder für viele internationale Orchester und Ensembles Gastgeber in der Philharmonie zu sein – und auch darauf, mit zwei eigenen Programmen das Festival zu bereichern.

Hoffnung und Freiheit sind die zentralen Themen in der Oper „Il prigioniero“, ein Manifest gegen Krieg und Gewalt, das Luigi Dallapiccola inmitten des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1944 zu komponieren begann und welches in der heutigen Situation einen beklemmenden aktuellen Bezug schafft. „Du musst zu jeder Stunde des Tages hoffen. Du musst leben, um hoffen zu können“, so mahnt der Kerkermeister den Gefangenen. Doch dieser ahnt nicht, dass grausames Wissen hinter den vernommenen Worten steht – nichts anderes als der Scheiterhaufen wartet auf ihn. Kirill Petrenko wird die konzertante Aufführung dieses eindrücklichen Werkes leiten. Es erklingt in Kombination mit Iannis Xenakis „Empreintes“, zu Deutsch „Abdrücke“ oder „Spuren“, sowie Bernd Alois Zimmermanns zweiter Fassung der Sinfonie in einem Satz aus dem Jahr 1953. Aktueller denn je wirken seine Zeilen über dieses Werk gegenüber seinem Komponistenkollegen Karl Amadeus Hartmann, in denen er schrieb, es ginge ihm um den Ausdruck einer „Zerrissenheit“ und um eine „Spiegelung der geistesgeschichtlichen Situation unserer Zeit, der wir alle nicht entrinnen können“.

Das zweite Programm der Berliner Philharmoniker wird von Thomas Adès dirigiert, der schon als Komponist mit dem Orchester zusammengearbeitet hat und nun erstmals am Pult dieses Orchesters steht. Es werden gleich zwei Werke von Adès in diesem Konzert erklingen: sein Konzert für Violine und Orchester op. 23 „Concentric Paths“ mit dem finnischen Geiger Pekka Kuusisto und „The Exterminating Angel Symphony“. Gegenübergestellt werden diesen Werken Gerald Barrys treibendes „Chevaux-de-frise“ und Hector Berlioz’ wahrscheinlich erstes Orchesterwerk, die Ouvertüre zur unvollendeten Oper „Les Francs-juges“ (Die Femerichter), ein Werk über die Befreiung eines politisch Gefangenen.

Der unermüdlichen Arbeit und Kreativität von Winrich Hopp und seinem Team wünsche ich die erfolgreiche Umsetzung aller Pläne und Projekte – und auch allen Künstlerinnen und Künstlern inspirierende Konzerte.

Liebes Publikum, haben Sie viel Freude mit und am Musikfest Berlin 2022.

Andrea Zietzschmann
Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker