„Jazz de Paris“ lautet der Musikfest Berlin-Beitrag der BigBand der Deutschen Oper Berlin mit Musik aus einer Zeit, als Juliette Gréco und Miles Davis einander begegneten und die Grand Dame de la Chanson und das Idol des amerikanischen Jazz zum Traumpaar der französischen Nachkriegszeit wurden. Die Musikstadt Paris erhält beim Musikfest Berlin 2025 ihre Leuchtkraft durch eine ganze Reihe weiterer französisch geprägter Programme und Gastspiele der dort ansässigen Orchester und Ensembles: Das Orchestre de Paris – Philharmonie mit dem Dirigenten Esa-Pekka Salonen, das Orchestre Philharmonique de Radio France mit der Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla, das Orchester Les Siècles mit gleich zwei Konzerten unter der Leitung von Ustina Dubitsky und Franck Ollu, das in Paris und Brüssel beheimatete, von Philippe Herreweghe gegründete und bis heute geleitete Orchestre des Champs-Élysées mit dem Collegium Vocale Gent und schließlich das Vokalensemble Les Cris de Paris, das sein Debüt beim Musikfest Berlin gibt, mit seinem Gründer und Leiter Geoffroy Jourdain.
2025 feiert die internationale Musikwelt den 100. Geburtstag von Pierre Boulez, Frankreichs großer Musikerpersönlichkeit des 20. und 21. Jahrhunderts. Am 26. März 1925 in Montbrison an der Loire geboren, prägte er schon bald nach seinen Pariser Studienjahren als Komponist, Dirigent und wortgewandter Essayist weit über Frankreich hinausgehend das internationale Musikleben: pädagogisch, organisatorisch, musikpolitisch und Institutionen gründend.
An die Pierre Boulez gewidmeten Jubiläumsprogramme in Paris, Lyon, Wien, Baden-Baden, Luzern, im Pierre Boulez Saal Berlin sowie an anderen Orten knüpft das Musikfest Berlin an und präsentiert drei der großen Orchesterwerke aus verschiedenen Schaffensphasen des Komponisten: Die raumgreifende Komposition „Rituel – in memoriam Bruno Maderna“ für acht Orchestergruppen mit den Berliner Philharmonikern, den fünfsätzigen lyrischen Gesangszyklus „Pli selon pli“ für Sopran und Orchester mit Sarah Aristidou als Solistin und dem Orchester Les Siècles, schließlich die Kantate „Le soleil des eaux“ mit der Sopranistin Liv Redpath, dem Netherlands Radio Choir und dem Netherlands Radio Philharmonic Orchestra. Beide Gastspielprogramme verdanken sich nicht zuletzt der initialen Aktivitäten der räsonanz – Stifterkonzertinitiative der Ernst von Siemens Musikstiftung. Darüber hinaus werden neue Kompositionen von Robin de Raaff und Ondřej Adámek, beide eine Hommage an Pierre Boulez, beim Musikfest Berlin als deutsche Erstaufführung bzw. Uraufführung präsentiert.
Dem internationalen und epochenübergreifenden Wirken von Pierre Boulez entsprechend, präsentiert das diesjährige Musikfest Berlin über Frankreich hinausgehend ein europäisches Programm, das von der Musik der Renaissance über die der Klassik, der Romantik und des Impressionismus bis zur Musik unserer Tage reicht. Wie Pierre Boulez wäre auch sein italienischer Komponistenkollege und -freund Luciano Berio in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden, und das Musikfest Berlin ehrt dessen wirkmächtiges Schaffen in acht Konzerten.
Arvo Pärt sieht seinem 90. Geburtstag entgegen, und der RIAS Kammerchor Berlin widmet sich am 11. September, dem Ehrentag des estnischen Komponisten, der lange in Berlin lebte, einer Auswahl von a-cappella-Werken. Pärts Musik wird mit der berühmten „Missa Papae Marcelli“ des vor 500 Jahren geborenen Giovanni Pierluigi da Palestrina kombiniert, die seit ihrer Entstehung 1562 anlässlich der Papstkrönungen gesungen wurde, bis der Papst Johannes Paul I. diese Tradition 1978 beendete.
Wie Arvo Pärt schöpft auch die Komponistin Younghi Pagh-Paan ihre Musik aus der Spiritualität ihres christlichen Glaubens, zugleich aus ihrer tiefen Verbindung zur traditionellen koreanischen Musik. Die 1945 geborene südkoreanische Komponistin, die seit 1974 in Deutschland lebt und wirkt, hat neben ihrem umfangreichen kompositorischen Schaffen auch als Lehrende zahlreiche Komponist*innen geprägt. Das Musikfest Berlin ehrt sie mit einem Gastspiel des Busan Philharmonic Orchestra unter der Leitung seines Chefdirigenten Seokwon Hong.
Wir freuen uns auch auf den 90. Geburtstag des Grand Maître der musique concrète instrumentale Helmut Lachenmann, der vor kurzem für sein epochemachendes Lebenswerk mit dem Preis des Präsidenten der französischen Republik 2024 geehrt wurde. Seinen als Klassiker der Moderne gefeierten Werken widmen sich beim Musikfest Berlin das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin mit Vladimir Jurowski, das hr-Sinfonieorchester Frankfurt mit Matthias Herrmann, das EnsembleKollektiv Berlin mit Enno Poppe, das Ensemble Modern mit Sylvain Cambreling, die Solisten Pierre-Laurent Aimard, Mark Simpson und Jean-Guihen Queyras.
Doch was wären diese Jubiläen und hohen Geburtstage ohne die Komponist*innen, die sich anschicken oder längst dabei sind, das Musikleben nach ihren Interessen, Wünschen und Visionen zu formen? Beim Musikfest Berlin 2025 lauten ihre Namen Ondřej Adámek, Mark Andre, Unsuk Chin, Pascal Dusapin, Toshio Hosokawa, Robin de Raaff, Esa-Pekka Salonen, Lisa Streich und Francesca Verunelli. Und aus dem kriegsgeplagten Odessa erwarten wir das Ensemble Senza Sforzando mit neuen Werken ukrainischer Komponist*innen.
Neben den französischen Gastensembles und dem Netherlands Radio Philharmonic Orchestra, das mit Chefdirigentin Karina Canellakis sein Berliner Debüt gibt, erwarten wir ebenfalls aus den Niederlanden das vom Berliner Publikum so geschätzte Royal Concertgebouw Orchestra mit Klaus Mäkelä. Aus Italien reist das in Rom ansässige Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia mit seinem neuen Chefdirigenten Daniel Harding an. Und aus Schweden kommt schließlich das Norrköping Symphony Orchestra unter der Leitung seines Chefdirigenten Karl-Heinz Steffens mit einer wahren Entdeckung zu uns: der vermutlich ersten und einzigen kubistischen Bauhaus-Oper „Parabola and Circula“, entstanden 1929/30, aus der Feder des amerikanischen Komponisten Marc Blitzstein. Die konzertante Uraufführung ist eine gemeinsame Veranstaltung des Bauhaus Archiv / Museum für Gestaltung und der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin.
Zusammen mit den Kolleg*innen der Berliner Festspiele und dem Team des Musikfest Berlin danken wir allen beteiligten Künstler*innen und Institutionen, der gastgebenden und kooperierenden Stiftung Berliner Philharmoniker und ihrer Intendantin, Frau Andrea Zietzschmann, den in Berlin ansässigen Partnerorchestern für die ausgezeichnete Zusammenarbeit, der Koreanischen Kulturabteilung der Botschaft der Republik Korea und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien für die Förderung des Musikfest Berlin der Berliner Festspiele.
Viel Freude beim Besuch der Veranstaltungen des Musikfest Berlin 2025 wünschen Ihnen
Matthias Pees
Intendant der Berliner Festspiele
Winrich Hopp
Künstlerischer Leiter des Musikfest Berlin