Musiktheater

Kassandra

Monodrama für Sprecherin und Instrumentalensemble mit Elektronik (1993/1997)
nach der Erzählung von Christa Wolf (Bearbeitung Gerhard Wolf)

Musiktheater

Anna Clementi, © Federica Tuzi

Anna Clementi © Federica Tuzi

„Kassandra“ ist die Geschichte einer Außenseiterin in einem kriegführenden Staat. In der griechischen Mythologie prophezeit sie den Untergang ihrer Heimatstadt Troja, findet jedoch kein Gehör. Sozial gebunden an die herrschende Oberschicht und emotional an ihren Vater gefesselt, ringt sie bis zu ihrem Tod um ihre Autonomie.

Zu Beginn der 1980er Jahre, während der Kalte Krieg zwischen Ost und West mit der nuklearen Hochrüstung einen Höhepunkt erlangt, greift die deutsche Schriftstellerin Christa Wolf (1929–2011) in ihrer Erzählung Kassandra den Mythos dieser tragischen Figur auf. Die emblematische Erzählung, die 1983 zeitgleich in der Bundesrepublik und der DDR publiziert werden konnte, machte die Autorin auf einen Schlag berühmt. In verschlüsselter Form bezieht sie den antiken Mythos auf die autoritär-patriarchal geprägten Verhältnisse in ihrem Land.
Der Schweizer Komponist Michael Jarrell stellte in seinem Musiktheaterwerk den inneren Monolog der intellektuellen „Seherin“ in den Mittelpunkt. Die aufreibende Selbstanalyse, gesprochen von der charismatischen Anna Clementi, ist eingebunden in die spannungsvolle Musik eines „Miniatur-Orchesters“, das Elektronik mit einbezieht und in dem das Schlagzeug eine prominente Rolle spielt.
„Ich habe immer mehr an Bildern gehangen als an Worten, es ist wohl merkwürdig und ein Widerspruch zu meiner Berufung. Das letzte wird ein Bild sein, kein Wort. Vor den Bildern sterben die Wörter“, so spricht Kassandra.
Die neue Inszenierung des Monodramas greift diese Gedanken auf. Durch Videosequenzen, in die die Sprecherin Anna Clementi per Live-Kamera „eintreten“ kann, wird die Bildhaftigkeit des Textes von Christa Wolf betont.

Anna Clementi, Kassandra

Michael Jarrell, Komposition
Pamela Hunter, Inszenierung
Dalibor Pyš / Vox MultiMedia Ostrava, Film
Andre Bartetzki, Live-Elektronik

ensemble unitedberlin
Andrea Pestalozza, Leitung
Nimrod Opera Zurich, Produktion

Eine Produktion von Nimrod Opera Zurich, organisiert von media arts productions, Zürich in Zusammenarbeit mit Berliner Festspiele / MaerzMusik und Radialsystem V. Mit Unterstützung von Pro Helvetia