Konzert | Streichquartette

Minguet Quartett

»Ich mache vielleicht sonst nichts anderes. Ich dirigiere nicht, Ich lebe relativ ruhig mit meiner ganzen Unruhe. Und schaffe. Gut, ich unterrichte auch«, entgegnete Wolfgang Rihm einmal auf die Frage nach der Ursache seiner ungeheuren Produktivität. Dass er neben der Tätigkeit als Komponist auch ein bedeutender Lehrer ist, erwähnt er bescheiden und fast nebenbei. Dabei prägt er mittlerweile auch in seiner Eigenschaft als Professor an der Hochschule für Musik in Karlsruhe die zeitgenössische Musikszene: Viele seiner Schüler haben sich bereits selbst einen Namen gemacht und geben Impulse als Akteure der Neuen Musik. Dazu gehört der Klarinettist und Komponist Jörg Widmann. Wolfgang Rihm komponierte mehrere Werke für seinen Schüler, dessen nuancierte Tongebung viele zeitgenössische Komponisten schätzen.

In Vier Male für Soloklarinette lotet Wolfgang Rihm die große Ausdruckspalette und die Gestaltungsvielfalt des Instruments aus, das extrem zart und extrem aggressiv, sehr sinnlich und sehr spröde klingen kann und mit seiner schlanken Tongebung viel Spielraum für virtuose Experimente bietet. Extreme musikalische Kontraste sind die Triebfedern in Wolfgang Rihms Vier Studien für Klarinettenquintett, die er für Jörg Widmann und das Minguet Quartett schrieb. Diese Uraufführungsbesetzung ist beim musikfest berlin zu hören.

Sein Drittes Streichquartett nannte Jörg Widmann Jagdquartett, womit bereits auf einen Referenzpunkt angespielt wäre. Doch es gibt noch weitere Verweise: »Jedes meiner bisherigen Streichquartette verfolgt eine archetypische Satzform: (…) Das dritte nun wäre wohl traditionell ein grimmiges Scherzo. Es ist eine Entwicklung von einem (Schumanns Papillons entliehenen) ›gesunden‹ punktierten Jagdthema hin zur Aufsplitterung und schließlich Skelettierung des anfänglich positivistischen Jagdgestus. Gleichzeitig ändert sich die Situation der vier Spieler: aus den auftrumpfenden Jägern werden sukzessive Gejagte, Getriebene. Dass sich in einem weiteren (tödlichen) Perspektivwechsel die drei ›hohen‹ Streicher gegen das Cello verschwören und ihm die Schuld zuweisen, ist eine Analogie zu gesellschaftlichen Verhaltensmustern. Der durchweg spielerisch-überdrehte Tonfall kaschiert nur mühsam den Ernst, der jäh in dieses Stück geraten ist.«

Konzertprogramm

Wolfgang Rihm [*1952]
Vier Male
Stücke für Klarinette in A [2000]

Jörg Widmann [*1973]
Jagdquartett
Drittes Streichquartett [2003]

Wolfgang Rihm
4 Studien zu einem Klarinettenquintett
für Klarinette und Streichquartett [2002]

Besetzung

Jörg WidmannKlarinette

Minguet Quartett
Ulrich Isfort 1. Violine
Annette Reisinger 2. Violine
Aroa Sorin Viola
Matthias Diener Violoncello