Konzert

Rundfunkchor Berlin

Gijs Leenaars, Leitung
Rachmaninow: Ganznächtliche Vigil

Das Innere einer Kirchenglocke von unten betrachtet.

© Sasho Bogoev / Alamy Stock Photo

Sergej Rachmaninow gelang es in den 15 Sätzen seiner „Ganznächtlichen Vigil“, die einstimmigen Kirchengesänge der russisch-orthodoxen Kirche mit spätromantischen Klangidiomen zu verbinden. Als liturgische Vorlage für die 1915 entstandene Komposition für Chor a cappella fungiert der Gottesdienst am Vorabend kirchlicher Feiertage, der aus einer Abfolge von Gebeten, Lesungen und Gesängen besteht. Der Rundfunkchor Berlin präsentiert unter der Leitung seines Chefdirigenten Gijs Leenaars Rachmaninows „Vesperliturgie“ in ihrer warmen Klangpracht in der Berliner Gethsemanekirche.

Archaische Einstimmigkeit, „barockes“ Konzertieren, akkordische Sätze, wie sie den größten Teil der russischen Kirchenmusik des 19. Jahrhunderts geprägt hatten, bis hin zu originellen Klangmalereien wie der Imitation von Glockenklängen: Die musikalische Vielfalt in Rachmaninows „Ganznächtlicher Vigil“ scheint keine Grenzen zu kennen. In der Geschichte der russischen Kirchenmusik, die mit Ausbruch der Oktoberrevolution ein gewaltsames Ende fand, gilt sie als krönender Abschluss – als Endpunkt einer fast tausend Jahre andauernden Entwicklung, die teils unabhängig vom Westen verlief, teils von ihm beeinflusst wurde. Natürlich basiert Rachmaninows grandiose Vespermesse auf traditionellen Melodien aus dem russisch-orthodoxen Gesangbuch. Auch eine ihrer Besonderheiten resultiert aus der russischen Gesangstradition: die Gruppe der sogenannten Oktavisten, tiefste Bassstimmen, die dem Werk eine unverwechselbare Färbung verleihen. Auch für den Rundfunkchor Berlin, der mit seinem Chefdirigenten Gijs Leenaars Rachmaninows „Ganznächtliche Vigil“ in der Gethsemanekirche präsentieren wird, sorgen sie für außergewöhnliche Herausforderungen – bereits der Dirigent der Uraufführung, Nikolai Danilin, klagte: „Wo auf Erden sollen wir derartige Bässe hernehmen?“ Der Lobgesang des Simeon, in dem sich die Musik vom Tenorsolo zum gewaltigen Chortutti weitet, war Rachmaninows erklärtes Lieblingsstück. Nicht umsonst wünschte er sich, dass es bei seiner eigenen Beerdigung gespielt werden sollte.

Konzertprogramm

Sergej Rachmaninow (1873 – 1943)
Ganznächtliche Vigil op. 37
Vesperliturgie für gemischten Chor a cappella mit Soli (1915)

Besetzung

Rundfunkchor Berlin
Gijs LeenaarsLeitung

Eine Veranstaltung des Rundfunkchor Berlin in Kooperation mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin