Theater | 10er Auswahl
von Euripides
Deutsch von Peter Krumme
Schauspiel Frankfurt
Premiere 14. April 2012
Medea. Constanze Becker © Birgit Hupfeld
Im Gegenwartstheater kennt man die Kolcherin Medea ja vor allem als entrückt-pathosaffine Großtragödin oder – küchenpsychologisch heruntergedimmt – als betrogene Ehegattin quasi von nebenan. Vor diesem Hintergrund gelingt der Schauspielerin Constanze Becker in Michael Thalheimers Frankfurter Euripides-Inszenierung wahrhaft Sensationelles:
Diese wie jene Stereotypenfalle unterlaufend, lässt Becker im universellen Mythos stets das Konkrete aufscheinen und umgekehrt – nicht im Ausschlussverfahren, sondern dialektisch; nicht laut tönend, sondern unverkünstelt klar. Tatsächlich lässt einen diese einsam auf einem erhöhten Bühnenvorsprung agierende Medea, die in Olaf Altmanns angemessen wuchtigem Szenario vom Parkett fast genauso weit entfernt ist wie von ihren Mitspieler/innen, gleichsam beim Denken zuschauen. Derart trägt Thalheimers Abend, ohne die Fallhöhe der Tragödie zu verringern, angestammte Interpretationsschichten ab und erobert der antiken Figur neue Facetten.
Regie Michael Thalheimer
Bühne Olaf Altmann
Kostüme Nehle Balkhausen
Musik Bert Wrede
Video Alexander du Prel
Licht John Delaere
Dramaturgie Sibylle Baschung
Amme Josefin Platt
Chor der korinthischen Frauen Bettina Hoppe
Medea Constanze Becker
Kreon Martin Rentzsch
Jason Marc Oliver Schulze
Aigeus Michael Benthin
Bote Viktor Tremmel